Lufthansa: Wirklich mehr Komfort auf Europaflügen?


16 Dez 2010 [10:10h]     Bookmark and Share


Lufthansa: Wirklich mehr Komfort auf Europaflügen?

Lufthansa: Wirklich mehr Komfort auf Europaflügen?


Endlich: Kurz- und Mittelstreckenflotte der Lufthansa wird mit neuer Kabine ausgestattet. Mehr Passagiere pro Flieger. Kein Erhöhung der Flugbegleiterzahl.

Frankfurt – Schon die Zahlen sind erschütternd: Rund 32.000 neue Sitze baut die Lufthansa in mehr als 180 Flugzeuge ihrer Europaflotte ein – und dies erst innerhalb eines Jahres. Lange genug mussten Vielflieger und andere Kunden auf diese Serviceverbesserung warten. Für Passagiere bedeutet das nach Firmenperspektive ein neues Reiseerlebnis mit mehr Komfort.

Dank schlankerer Rückenlehnen und einer ergonomisch optimierten Sitzform können Gäste zukünftig durchschnittlich mehr als vier Zentimeter zusätzliche Beinfreiheit erhalten. An Bord können sich die Passagiere der Economy Class zudem auch auf innerdeutschen Strecken endlich wieder auf kleine Snacks, wie beispielsweise Müsliriegel oder Schokolade, freuen. Die Zeiten in denen die eher hochpreisige Airline ein der Tageszeit angepasstes Essen anbot sind bekanntlich seit längerem vorbei.

„Mit den neuen, bequemeren Sitzen, der komplett überarbeiteten Kabine und dem verbesserten Bordservice setzen wir neue Maßstäbe im Europaverkehr. Zudem erlauben uns die schlankeren Sitze die Kapazitäten an Bord unserer Kurz- und Mittelstreckenflotte zu erhöhen. Das sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit auch für die Zukunft“, so Thierry Antinori, Mitglied des Passagevorstands der Lufthansa, bei der Vorstellung der neuen Europakabine. Antinori, der ab Januar Vorstandsvorsitzender der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines wird, könnte seine Aussage auch auf die österreichische Tochterfirma ausweiten. Denn auch die defizitäre AUA hat bereits begonnen, den neuen Sitz in ihre Flieger einzubauen.

Ob es wirklich für die Fluggäste an Bord wegen des schlanken Sitzes so viel komfortabler wird darf dennoch bezweifelt werden. Die neu konzipierten Sitze von Recaro ermöglichen den Einbau von bis zu zwei weiteren Sitzreihen pro Flugzeug. Damit kann Lufthansa rund 2.000 zusätzliche Plätze anbieten, was der Kapazität von zwölf Airbus A320 Flugzeugen entspricht. Alle diese zusätzlichen Sitze auf den Flügen werden natürlich an zusätzliche Gäste verkauft, was bedeutet, dass mehr Menschen an Bord während eines Fluges zusammengepfercht werden. Enge insgesamt ist jedoch kein Komfortmerkmal. An eine Aufstockung des Personals pro Flugzeug aufgrund der zusätzlich zu betreuenden Gäste denkt das Unternehmen ebenfalls nicht.

Damit schafft die neue Europakabine nur vordergründig mehr Komfort für den Passagier. Hervorragend bleibt eine signifikanter Beitrag zur Wirtschaftlichkeit. Die Investitionen für die neue Europakabine belaufen sich auf insgesamt 170 Millionen Euro und sind Teil eines umfangreichen Modernisierungsprogramms des Lufthansa-Bordproduktes. Die Airlinegruppe, die in diesem Jahr historische Gewinne in einzelnen Sparten erzielt hat, dürfte in Zukunft noch deutlich besser dastehen, weil mehr Passagiere auf engerem Raum zusammen sizten. Eine Investition also, die sich für den Konzern schnell lohnen wird.

Um für alle Reisenden genügend Stauraum zur Verfügung zu stellen, haben die Rückenlehnen der neuen Sitze einen veränderten Neigungswinkel. So passen die als Handgepäck zulässigen Bordtrolleys problemlos unter den Vordersitz, was allerdings auch vorher schon der Fall war. Bei der Boeing 737-Flotte werden die Gepäckfächer umgebaut und in der Tiefe vergrößert, so dass Handgepäck künftig auch quer zur Flugrichtung verstaut werden kann – wie bei den Airbusmodellen schon länger möglich.

Auch aus ökologischer Sicht ist der neue Sitz nach Firmenangaben ein echter Gewinn: Aufgrund der verwendeten Materialien und der neuartigen Konstruktion wiegt eine Sitzreihe über zwölf Kilogramm weniger als das Vorgängermodell und führt durch das fast 30 Prozent geringere Gewicht zu einer merklichen Reduzierung des spezifischen Treibstoffverbrauchs. „Trotz zusätzlicher Sitzreihen an Bord verringert sich das Leergewicht beispielsweise einer Boeing 737 um mehr als 330 Kilogramm.“, so das Unternehmen. Leer zu fliegen ist jedoch nicht das Ziel des Unternehmens. Anders dürfte es in jedem Fall bei vollbesetzen Fliegern aussehen. Sie sind schwerer und benötigen dadurch mehr Energie für dieselbe Strecke.

Die Lufthansa-Gruppe nutzt leichteres, chromfreies und somit angeblich umweltfreundliches Leder für den Sitzbezug. Der Innenbereich der Rückenlehne ist perforiert und sorgt durch die erhöhte Atmungsaktivität für einen verbesserten Sitzkomfort.

Beim Service an Bord geht Lufthansa ebenfalls neue Wege. Das zukünftige Servicekonzept wird sich aus Kundensicht spürbar verbessern. Gäste der Economy Class bekommen auf innerdeutschen Strecken zusätzlich zum gewohnten umfangreichen Getränkeangebot, erstmals einen Snack an Ihrem Sitzplatz gereicht. Passagiere auf grenzüberschreitenden Europastrecken erhalten bereits bei Flugzeiten ab circa zwei Stunden künftig sogar eine warme Mahlzeit. Außerdem wird die Airline in Zukunft im Europaverkehr mit renommierten Köchen kooperieren. Den Anfang im Rahmen des neuen Bordservicekonzepts macht der deutsche Koch Heiko Antoniewicz.

Foto: Lolo Stürmchen









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