Zur Unterstützung der Neustrukturierung von Airberlin zeichnet Etihad Airways eine nachrangige 8-prozentige Wandelanleihe mit unbegrenzter Laufzeit im Wert von 300 Millionen Euro
Abu Dhabi – Etihad Airways ist Anteilseigner von Airberlin und hat ein nachhaltiges Interesse an der langfristigen Zukunft der deutschen Airline. Sie stärkt erneut die Partnerschaft zwischen den beiden Fluggesellschaften. Seit der Investition in Airberlin ist Deutschland für Etihad Airways zum größten Markt für Auslandsreisen in Europa geworden. Inzwischen betreiben die beiden Airlines 56 Flüge pro Woche zwischen Deutschland und Abu Dhabi.
Etihad Airways begrüßte heute Airberlins Entscheidung, die Neustrukturierung innerhalb der Fluggesellschaft zugunsten einer nachhaltigen Profitabilität zu beschleunigen.
Im Zuge der Veröffentlichung der Jahresbilanz für 2013 kündigte Airberlin eine strategische Überprüfung ihres langfristigen Geschäftsmodells an. Das übergeordnete Ziel ist hierbei die Neustrukturierung der Fluggesellschaft und die Ausarbeitung eines starken Geschäftsmodells, das den Herausforderungen des heutigen, durch einen starken Wettbewerb geprägten Markts gerecht wird. Aus diesem Grund stärkt Airberlin ihr Management Board durch die Ernennung eines Chief Restructuring Officers.
Um diese Neustrukturierung zu unterstützen, wird Etihad Airways eine nachrangige 8-prozentige Wandelanleihe mit unbegrenzter Laufzeit im Wert von 300 Millionen Euro zeichnen. Dies ist Teil einer Rekapitalisierung der Airline, welche Airberlins Finanzstruktur und deren Neustrukturierung stärken und fördern, sowie die verbesserten langfristigen Aussichten für das Unternehmen und dessen Aktionäre festigen wird. Der Anteil von Etihad Airways an Airberlin wird unverändert bei 29,21 Prozent bleiben. Darüber hinaus wird Airberlin eine weitere Anleihe in Höhe von mindestens 150 Millionen Euro zur Unternehmensfinanzierung ausgeben.
James Hogan, President und Chief Executive Officer von Etihad Airways, betonte, dass Etihad Airways ein strategischer Minderheitsaktionär für Airberlin ist, der weiterhin voller Vertrauen auf eine langfristige Zusammenarbeit setzt. „Die Fluggesellschaft steht aktuell großen Herausforderungen gegenüber. Wir sind jedoch überzeugt, dass sich das Unternehmen auf dem richtigen Weg befindet und der Turnaround erfolgreich sein wird. Hierfür ist allerdings eine beschleunigte und grundlegende Neustrukturierung erforderlich. Bei diesem Prozess kann sich Airberlin auf unsere uneingeschränkte Unterstützung verlassen.“, so Hogan.
„Wir setzen auf langfristiges Engagement – für die Fluggesellschaft, die Flugreisenden und die Öffentlichkeit. Etihad Airways ist überzeugt, dass sich Airberlin mit dem richtigen strategischen Konzept und der richtigen Umsetzung zu einem nachhaltig profitablen Unternehmen entwickeln, und somit die Arbeitsplätze der 8.900 Mitarbeiter sowie der weiteren tausenden Arbeitnehmer, die indirekt mit der Airline in Verbindung stehen, sichern kann.“, Hogan weiter.
Den Nutzen der Beteiligungsstrategie von Etihad Airways in Deutschland stellte James Hogan wie folgt dar: „Diese Partnerschaft bringt auch für Etihad Airways erhebliche Vorteile mit sich. Als wir im Jahr 2011 die Partnerschaft mit Airberlin eingegangen sind, war unser Zugang zu dem nur schwer zugänglichen deutschen Markt sehr begrenzt. Damals betrieben wir lediglich 25 Flugverbindungen zu drei Destinationen pro Woche.
Durch eine einzige Transaktion erhielt Etihad Airways Zugang zu mehr als 30 Millionen Fluggästen sowie zu einem europäischen Streckennetz aus insgesamt 228 Destinationen in 84 Ländern – und das zu Kosten, die geringer sind als der Preis ein Widebody-Flugzeugs. Heute herrscht ein ganz anderes Bild, und Deutschland bildet das Zentrum des europäischen Streckennetzes. Nur zwei Jahre später betreiben diese beiden Fluggesellschaften heute zusammen 56 Flüge pro Woche und beförderten im Jahr 2013 über 560.000 Fluggäste im gemeinsamen Streckennetz. Gegenüber dem Jahr 2012 entspricht dies einer Steigerung von 75,3 Prozent, durch die neue Umsätze in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro generiert wurden.
Die Gesamtzahl der Fluggäste auf Codeshare-Flügen seit Beginn unserer Partnerschaft mit Airberlin nähert sich nun der Millionenmarke. Deutschland hat inzwischen Großbritannien als größten Markt für Auslandsreisen von Etihad Airways in Europa abgelöst, wobei Airberlin dem weltweiten Streckennetz von Etihad Airways die meisten Fluggäste zuführt.
Aufgrund von Erweiterungen der Codeshare-Partnerschaften von Equity-Alliance-Partnern von Etihad Airways wie Air Serbia und Etihad Regional, sowie Airberlins kommerziellen Partnern und der damit geplanten Ausweitung des Streckennetzes sollen die Passagierzahlen beider Fluggesellschaften weiter steigen.
Die Vorteile dieser Equity-Partnerschaft gehen jedoch über den Zugang zu Streckennetzen hinaus. Mithilfe der Ausnutzung von Größenvorteilen und einer gesteigerten gemeinsamen Kaufkraft ergaben sich Kostensynergien durch den gemeinsamen Einkauf in den Bereichen Flugzeuge, Triebwerke, Instandhaltung, Catering und Technologie.
Trotz der für die Airline sehr schwierigen Marktbedingungen konnte der geplante Beitrag des hausinternen Kosteneinsparungsprogramms erzielt werden. Zum Stichtag Ende Dezember 2013 beendete die Airline das Geschäftsjahr 2013 mit einem operativen Verlust in Höhe von -231,9 Millionen Euro.
Die deutsche Fluggesellschaft erreichte den für das Geschäftsjahr angestrebten Einspar-Beitrag von 200 Millionen Euro auf der Kosten- und Umsatzseite. Die Airline konnte wichtige Indikatoren ihres Effizienzprogramms erreichen und die angebotenen Sitzplatzkilometer, ein wesentlicher Kapazitätsindikator, um 5,1 Prozent senken. Die Ausschöpfung von Geschäfts- und Kostensynergiegen mit Etihad Airways spielten bei diesen Kosteneinsparungen eine wichtige Rolle.
Airberlin berichtete zugleich von einer unerwartet schleppenden Sommersaison aufgrund der unerwartet hohen Temperaturen, die ander Airlines offenbar nicht angetroffen haben. Es folgte ein traditionell schwieriges Winterquartal. Hinzu kamen ein verstärkter Wettbewerb und die anhaltende Konjunkturschwäche in Europa.
Für viele Passagiere dürften die ausbleibenden Kunden nicht überraschen. Denn Air Berlin gehört zu den Airlines, die bei Entschädigungen für Gepäckverluste und -beschädigungen sowie bei anderen Erstattungszahlungen bei der Kundschaft immer wieder negativ auffallen. Vielen Flugpassagieren werden ihre rechtmäßigen Entschädigungen nicht freiwillig ausgezahlt. Stattdessen lässt Airberlin es oftmals „darauf ankommen“ und zahlt erst nach einem aufwändigen Gerichtsverfahren, das der Kunde einleiten muss, um seine rechtmäßigen Ansprüche durchzusetzen. Dies berichtetete unter anderen das Verbrauchermagazin „Markt“ des WDR im März 2013 nach eigenen Recherchen.
Danach wird nicht selten auf Kundenreklamationen und -Forderungen nur schleppend reagiert und selbst eindeutige Forderungen werden erst nach einer langwierigen Klage und Gerichtsurteil bezahlt. Laut „Markt“ vom 4. März 2013 haben sich in den letzten vier Jahren die Klagen gegen Airberlin verzehnfacht. Zur Bearbeitung und Abwehr von Kundenansprüchen hat Airberlin ein hauseigenes System entwickelt, wie von Insiderkreisen zu erfahren war.
Kommentar der Stuttgarter Zeitung zu Air Berlin: Die Aussichten für Mitarbeiter und Flugreisende von Air Berlin bleiben trübe. Die missliche Lage, die das Unternehmen durch den gescheiterten Expansionskurs unter dem langjährigen Chef Joachim Hunold selbst verschuldet hat, wird nur durch einen weiteren radikalen Schrumpfkurs zu ändern sein. Als eigenständiges Unternehmen hat Air Berlin angesichts riesiger Schulden, fehlender Strategien und der Abhängigkeit von Etihad keine Perspektive mehr.
Foto: Carstino Delmonte