Fraport spart Personalkosten für das Einsammeln von Gepäckwagen. Mehr Lauferei für Flughafennutzer vorprogrammiert.
Frankfurt – „Am Flughafen Frankfurt soll in Zukunft jeder Passagier innerhalb einer Minute einen freien Gepäckwagen finden.“ Dies kündigt die Betreibergesellschaft FRAPORT mit sofortiger Wirkung an. Wer jedoch einmal den Frankfurter Flughafen kennengelernt hat weiß, dass dies weitgehend nicht neu ist, da auch bisher Gepäckkarren an den wesentlichen Punkten zur Verfügung standen. Ab sofort müssen Airport-Nutzer jedoch immer passendes Kleingeld parat haben, um eine Münze als Pfand den Ausgabeschlitz stecken zu können. Ob das System früher oder später wie anderswo auch dazu führen soll, Gepäckwagen nur noch gegen Gebühr auszugeben läßt der Flughafenbetreiber offen.
Eine solche „Depotlösung mit Pfandsystem“ soll nach Unternehmsangaben Verfügbarkeit und Auffindbarkeit der rund 2.000 vorhandenen Gepäckwagen nachhaltig verbessern. Das neue System wird zum 27. Januar zunächst im Terminal 2 des Airports eingeführt und bis April flächendeckend umgesetzt.
Über 100 Gepäckwagendepots verteilen sich auf alle öffentlichen Bereiche des Airports und sind schwerpunktmäßig am Check-in, an der Gepäckausgabe, an den Terminal-Vorfahrten und an den Zugängen der Parkhäuser eingerichtet. Das Pfand beträgt zwei Euro.
Die Flughafenbetreiber versprechen sich von der Einführung des Pfandsystems nach eigenen Angaben „eine entscheidende Verbesserung der Servicequalität für Flugreisende und eine weitere Steigerung der Kundenzufriedenheit.“ Sollten die Wagen dadurch wirklich schneller greifbar sein, könnte diese Strategie greifen. Weniger zufrieden dürften Kunden reagieren, die vollbepackt erst nach dem passenden Kleingeld kramen oder Geld wechseln müssen, um danach in den Genuß einer Gepäckkarre kommen zu können. Auch das Zurückbringen der Karren zwecks Geldrückgabe ist zusätzlicher Zeitaufwand in Zeiten, in denen das Fliegen insgesamt zeitraubender ist als je zuvor.
Da der Pfandbetrag auch per EC- und Maestrokarte bezahlt werden kann, könnte sich die Einführung sogar profitabel für die Flughafengesellschaft entwickeln. Wer keine Zeit für die Suche nach einem Rückgabedepot hat oder aufwenden will oder wer die Karre dort hinterlassen muss, wo sich zufällig kein Rückgabedepot befindet, kann natürlich auch kein Pfand zurückerhalten. Solche Bequemlichkeit bringt der FRAPORT AG dann Zusatzeinkünfte.
Das Prozedere ist ähnlich dem eines Supermarktes: Für die Umstellung auf das Pfandsystem werden die Gepäckwagen mit einem Adapter ausgerüstet. Die Depots verfügen über eine Führungsschiene, in der dieser Adapter einrastet. Der Pfandbetrag kann am Kassenautomaten des jeweiligen Depots in bar gezahlt oder bargeldlos mit EC/Maestro- und Kreditkarte entrichtet werden. Nur bei Rückgabe des Wagens an einer der Sammelstellen erhält der Passagier das Pfand in bar zurück.
Die Füllstandsüberwachung der einzelnen Depots erfolgt computergestützt. Das Personal in der Einsatzzentrale kann so einen entstehenden Bedarf frühzeitig erkennen und entsprechend reagieren.
Ein Plus des neuen Systems ist die Verbesserung von Passagierfluss und Übersichtlichkeit der Terminals: „Gepäckwagenansammlungen vor Rolltreppen, Schaltern und in Verkehrswegen werden künftig kaum noch entstehen.“, so die Flughafenbetreiber.
Foto: Carstino Delmonte