Das wirtschaftlich und politisch angeschlagene Venezuela hat Probleme, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Nach Informationen des ARD-Studios Mexiko wartet alleine die Deutsche Lufthansa auf mehr als 100 Millionen US-Dollar.
Berlin/Mexiko-Stadt – Der Grund: Die Tickets oder Frachtkapazitäten, die Lufthansa in Venezuela verkauft, werden in der heimischen Währung Bolívar bezahlt. Im dem sozialistisch regierten Land gelten aber Devisenbeschränkungen und der Umtausch in Dollar wird von einer staatlichen Behörde abgewickelt. Diese hält die Auszahlungen an die Lufthansa aber seit längerer Zeit zurück, heißt es in Branchenkreisen – offensichtlich, weil Venezuela schlicht die Devisen fehlen.
Die Lufthansa wollte sich auf Anfrage zwar nicht zur Höhe der ausstehenden Forderungen äußern. Man beobachte aber mit großer Sorge die Probleme bei Devisentransfers in Venezuela, heißt es in Frankfurt am Main. Die Airline beobachtet die Entwicklung, insbesondere auch die Auslastung auf ihren Venezuela-Strecken so wie alle anderen Streckenentwicklungen sehr genau. In den letzten drei Jahrzehnten gab es immer wieder Devisenbeschränkungen – egal unter welcher Regierung. Die Erträge aus Tickets, die im Land gekauft wurden, konnten dann nicht unbegrenzt ausgeführt werden. Dennoch hat das Unternehmen profitiert, denn nur ein überschaubarer Teil der Flugscheine wurden im Land selbst verkauft. Nicht viele Venezolaner können sich einen Flug nach Europa leisten. Umgekehrt sieht die Sache anders aus. Ein großer Teil der verkauften Hin- und Rückflüge wurde in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern bezahlt.
Je nach Wirtschaftslage wurden über die Jahre Passagierflüge zwischen Frankfurt und Caracas für eine oder mehrere Flugplanphasen ausgesetzt. Mittlerweile wird statt der veralteten Boeing 747 oder Airbus A 340-Maschinen nur noch der neuere zweistrahlige Airbus A 330 eingesetzt. Der Einsatz von modernen Großraumjets steigert die Produktivität von Fluglinien. Die Auslastung der Caracas-Flüge gilt laut Insidern als durchaus gut. Das Yield-Management von Airlines steuert den Verkauf von Sitzen auf einem Flug und seinen aktuellen Preis sehr präzise. Besondere Angebote oder Billigtickets nach Caracas musste die Lufthansa in den letzten Jahren nach Branchenbeobachtern jedenfalls nicht anpreisen.
In den 90er Jahren galt Caracas auch als kleines Hub im nördlichen Südamerika. Die Lufthansa bediente die Flughäfen Bogotá in Kolumbien sowie Lima in Peru und zuvor auch Quito in Ekuador von Frankfurt aus jeweils mit einem Stopp in Venezuelas Hauptstadt. Allein von der Auslastung her gelten die Caracas-Strecken nach wie vor als gut gebucht und auch profitabel. Wäre dies nicht der Fall würde die Airline den Zielort nicht mehr bedienen. Die Zeiten, in denen aus Prestigegründen ein Zielort angeflogen wird sind ohnehin lange vorbei. Es muss sich immer lohnen.
Das Problem der Devisenbeschränkungen betrifft nicht nur den deutschen Flag-Carrier. Auch andere europäische, lateinamerikanische und US-Airlines sind davon betroffen. Und Venezuela ist auch kein Sonderfall. Weltweit nutzen zahlreiche Staaten das Mittel der Devisenbeschränkungen aus den verschiedensten Gründen. So gehört auch das südamerikanische Argentinien und weitere lateinamerikanische Länder und in Asien beispielsweise die Philippinen zu den Ländern, die ihre Devisenausfuhren mal mehr mal weniger zumindest temporär beschränken und damit ausländische Unternehmen vor Probleme stellen.
Der Fall Venezuela scheint jedoch besonders prägnant: Nach Angaben des internationalen Luftverkehrsverbandes IATA blockiert das an sich reiche OPEC-Land inzwischen 3,7 Milliarden US-Dollar, die den Fluglinien zustünden. IATA-Verbands-Chef Tony Tyler sagte gestern, dass die venezolanische Regierung mit ihrem Verhalten internationale Verträge ignoriere. Dies sei inakzeptabel.
Foto: Carstino Delmonte/ Archivbild: Check-In nach Europa an einem lateinamerikanischen Airport
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