Friederike, die junge deutsche Architektur-Studentin der „Glasgow School of Art“, steht vor den großen Atelierfenstern im gleißenden Sonnenlicht und lächelt. Sie führt Besucher durch das Gebäude, das einst von Architekt und Designer Charles Rennie Mackintosh erschaffen wurde.
Berlin – Mit ihrem Outfit, einem Mix aus Vintage- und Designermode und der etwas schrägen Frisur, verbindet sie genau das, wofür Glasgow heute steht: eine gelungene Verbindung aus Trend und Geschichte. Glasgow hat ein Facelifting erfahren, ohne dabei seinen alten Charme verloren zu haben. Die alte Industriestadt am Rande der Highlands ist in den vergangenen Jahren Heimat von internationalen Kreativen geworden und hat sich dadurch, fast heimlich, zur Trendstadt entwickelt – und das spürt, sieht und schmeckt man.
Designer, Künstler und Architekten haben das viktorianische Herz der Stadt erhalten, aber auch viel Neues erschaffen. Ein Bummel durch die Innenstadt verschlägt einem daher fast den Atem: Mächtige Herrenhäuser und Stadtvillen, die behutsam saniert wurden und Zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt sind, fügen sich symbiotisch zwischen moderne Neubauten und Designtempel ein.
Glasgow – Hauptstadt der Currys und Mekka für moderne Feinschmecker
Die schönste aller Entdeckungstouren des modernen Glasgows aber führt durch die Küchen der Stadt. Innovative Restaurants haben sich in das Herz der Einheimischen und Besucher der Stadt gekocht. Denn in vielen von ihnen wird Wert auf die Kombination von Alt und Neu gelegt – wie zum Beispiel in dem wohl lustigsten indischen Restaurant der Stadt, im Mister Singhs“. Für diejenigen, die es noch nicht wussten, ja: Glasgow ist die heimliche Hauptstadt der Currys. Einige behaupten sogar, dass das weltweit bekannte Gericht „Chicken Tikka“ hier erfunden wurde. Wie auch immer, im „Mister Singhs“ wird man herzlich von Indern in Schottenröcken samt breitem schottischen Akzent und trockenem Humor empfangen. Und als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, empfiehlt der Chef neugierigen Besuchern gern sein Haggis-Pakoras, auf das er mächtig stolz ist. Zu Recht. Denn Haggis kann – allen bösen Unkenrufen und Klischees zum Trotz – köstlich sein, wenn es mit besten Zutaten und Gewürzen hergestellt ist.
Die besten Tipps für weitere Stopps auf der kulinarischen Landkarte Glasgows bekommt man sicherlich von seinen urbanen Einwohnern, wie den Studenten der „Glasgow School of Art“. Sie treffen sich beispielsweise im „Artisan Roast“ auf der hippen Gibson Street. In diesem Cafè wird der Latte Macchiato noch von Meisterhand gebrüht und ist daher Aroma pur. Das Essen ist fast schon selbstverständlich Bio und mit viel Liebe zubereitet. Die Bedienung ist typisch Glaswegian: ehrlich und freundlich. Köstliches gibt es auch im „Left Bank“, das sich nur ein paar Häuser weiter befindet. Bis um 17 Uhr gibt es hier beim Brunch alles, was das original „Scottish Breakfast“ zu bieten hat – Porridge, Blutwurst und sogar ein vegetarisches Haggis.
Mittags und abends kommen ebenfalls typisch lokale Gerichte auf den Tisch, beispielsweise der mit Senfkörnern und Orangen marinierte schottische Lachs mit knusprigem Wirsing, Schalotten und karamellisiertem Zwiebelpüree. Außerdem gibt es eine Vielzahl von leckeren Smoothies und Säften, sowie am Abend spannende Cocktails. Ein weiterer Hotspot ist das „Kember and Jones“, eine Mischung aus Deli, Cafè und Kochbuch- bzw. Kochutensilien-Shop, in dem man zwischen hausgemachtem Brot, leckeren Pestos, Tapenaden, Salat-Dressings, Müsli und mehr wählen kann. Wer gerne kocht, wird hier definitiv in einen Kaufrausch verfallen.
Stilecht und daher ein absolutes „Muss“ bei jedem Glasgow-Besuch ist natürlich ein ausgiebiger Afternoon-Tea. Das „Cups“, das sich mitten in der Innenstadt befindet, ist dafür eine der besten Adressen. Zu einer Auswahl von knapp 40 verschiedenen Teesorten kann man sich ganz klassisch eine Etagere mit warmen, hausgemachten Scones, Clotted Cream, Gurkensandwiches sowie allerlei Süßem aus der Patisserie bestellen und den Nachmittag so ganz gemütlich und sündhaft verstreichen lassen.
Gehobene Küche in edlem Interieur findet man im „Two Fat Ladys at the Buttery“. Unter schweren Kronleuchtern und vor einer imposanten Bar aus dunklem Holz werden auf fein gedeckten Tischen exquisite Spezialitäten, wie Mignons vom schottischen Hochlandrind mit Stornoway Blutwurst und einer Jus aus gegrilltem Knoblauch, serviert. Fischliebhaber sollten sich einen Platz im „Crabshakk“ reservieren. Am Ende der Argyle Street liegt dieses Kleinod für Fans von fangfrischen Meeresfrüchten – aber natürlich gibt es hier auch die traditionellen „Fish and Chips“.
Glasgow – UNESCO City of Music und Talentschmiede von Franz Ferdinand und Co.
Wer dann noch weiter ziehen möchte, der sollte einen Cocktail im „Blue Dog“ trinken. Die Herren hinter der Bar verstehen ihr Handwerk und mixen kreative Drinks, die ungewöhnliche Namen wie „Jekyll and Hyde“ oder „Madame Mayfair“ tragen. Dazu läuft feinster Jazz. Apropos Musik. Glasgow ist die Heimat vieler bekannter Bands, die mehr als Dudelsack spielen. Die Stadt trägt den Titel „UNESCO City of Music“, aber es gibt sogar noch eine bessere Auszeichnung: Nämlich die Tatsache, dass aus dieser Stadt Bands wie Franz Ferdinand, Oasis oder Amy Macdonald ihren weltweiten Siegeszug angetreten haben. Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen, denn nicht umsonst wird über Glasgow gesagt: „Jeder Glaswegian war entweder kürzlich in einer Band, ist zurzeit in einer Band, oder gerade dabei, in eine Band einzutreten“. Die coolsten Konzerte neuer Musiker werden übrigens im Club „Stereo“ und seiner Schwester „Mono“ veranstaltet. Im Letzteren kann man zudem noch echte Vinylschätze shoppen. Auf keinen Fall verpassen sollte man außerdem ein Konzert im King Tutís. Egal ob Rock, Pop, Elektro oder Metal – im King Tut`s ist für jeden Geschmack etwas Passendes dabei. ‹brigens gilt das King Tutís auch als die Talentschmiede in der Glasgower Musikszene.
Glasgow – „The place to be“ für Fashionistas und Kreative
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, dem sei gesagt, dass Glasgow auch ein echtes Shopping-Paradies ist. Besonders Besucherinnen werden daher in Schnappatmung verfallen, wenn sie durch die Vintage Shops im Glasgower Westend ziehen. Im „Vintage Guru“ zum Beispiel treffen täglich rund 150 neue Teile ein. Kein Wunder also, dass zu den Kunden und Mitsuchenden Stylisten aus der Filmszene gehören, die sich hier ein Schnäppchen erhoffen. Bei „Starry, Starry Night“ findet man besonders ausgefallene Stücke und die Besitzerin Anna kann zu fast jedem Einzelstück die passende Geschichte erzählen. Das angeschlossenen „Bethsy Gray“ verkauft Schmuck, der sogar noch vor Ort angepasst werden kann.
Aber auch zeitgenössische Designer haben sich in Glasgow angesiedelt. „Felix & Oscar“ gehören dazu. Seit
über zehn Jahren gibt es hier hausgemachte Mode und Accessoires. Im „Brazen handmade designer jewellery by Sarah Raffel“ werden nicht nur einzigartige Schmuckstücke angefertigt sondern die Inhaberin gibt auch einen Einblick in ihre kreative Arbeit und bietet außerdem Freelance Designern einen Arbeitsplatz in kreativer Umgebung an. Auch sie war einst Absolventin der „Glasgow School of Art“ und wurde seitdem schon mehrfach ausgezeichnet. Und wer weiß, vielleicht hat die coole Studentin Friederike, die Besucher durch die heiligen Hallen der kreativen Universität führt, auch deshalb dieses mystische Lächeln auf den Lippen. Weil sie ahnt, dass ihre Zukunft im hippen Glasgow recht erfolgreich aussieht…
Von Berlin aus fliegt Easyjet sechs Mal in der Woche Nonstop nach Glasgow und ab dem 8. April 2013 bietet auch Lufthansa Regional Direktflüge von Düsseldorf an. Zunächst sechs Mal in der Woche und ab dem 24. Juni 2013 sogar täglich. Von Hamburg, München und Frankfurt bieten KLM und British Airways günstige Tarife mit einem kurzen Zwischenstop in Amsterdam oder London an. Weitere Informationen über Glasgow sind unter www.seeglasgow.com zu finden.
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