DFS zieht Bilanz
Unter dem Motto „15 Jahre DFS – eine Erfolgsstory“ stellte die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH auf der Jahrespresse-konferenz ihre Kennzahlen vor. DFS-Chef Dieter Kaden machte deutlich, dass das Unternehmen heute auf 15 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann und sich daher in einer hervorragenden Ausgangssituation befindet, um zukünftige Herausforderungen anzunehmen. Die DFS kontrollierte im vergangenen Jahr 3,12 Millionen Flüge, 4,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das sind nahezu doppelt so viele wie 15 Jahre zuvor bei Gründung der DFS. Dabei kam es zu sechs Luftfahrzeugannäherungen, von denen drei die DFS zu verantworten hatte. Der Luftverkehr ist nicht nur sicher, sondern auch pünktlich. 96,3 Prozent aller Flüge erreichten ihr Ziel ohne flugsicherungsbedingte Verspätungen. Damit ist Deutschland das verkehrsreichste Land und hat zugleich die sicherste und pünktlichste Flugsicherung in Europa.
Auch finanziell steht die DFS gut da. Der Umsatz stieg auf 904,1 Millionen Euro gegenüber 881,7 Millionen im Jahr 2006. Der Jahresüberschuss erhöhte sich 2007 auf 41,8 gegenüber 17,2 Millionen Euro im Jahr 2006. Die Steigerung des Jahresüberschusses hängt unmittelbar mit der Umstellung der Rechnungslegungsgrundsätze auf die International Financial Reporting Standards (IFRS) zusammen, wie sie von der EU vorgeschrieben ist. Die Umstellung hat dazu geführt, dass die DFS ein negatives Eigenkapital ausweist. Da die DFS gesetzlich zur Vollkostendeckung verpflichtet ist, ist sie auch gezwungen, die Luftraumnutzer, also die Airlines, mit diesem Nachfinanzierungsbedarf zu belasten. Allerdings wird dieser Finanzierungsbedarf auf 15 Jahre verteilt. In der Folge stiegen die Flugsicherungsgebühren 2007 um 6,5 Prozent in der Strecke, die An- und Abfluggebühren erhöhten sich um 11,3 Prozent, lagen aber immer noch unter dem Niveau von 2004. Anfang dieses Jahres konnten die Streckengebühren wieder gesenkt werden.
Zwei große Vorhaben, die von der Europäischen Kommission unter dem Titel „Single European Sky“ initiiert wurden, stellte Kaden besonders heraus: Gemeinsam mit den Partnern aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz und der Eurocontrol-Zentrale Maastricht arbeitet die DFS momentan an einer Machbarkeitsstudie für den Funktionalen Luftraum Block Europe Central (FAB-EC = Functional Airspace Block-Europe Central). Ziel ist die Schaffung eines Luftraumes, der sich nicht, wie bisher, an nationalen Grenzen orientiert, sondern an den Verkehrsströmen. Dieser Luftraumblock hat mit jährlich 5,5 Millionen Flügen die höchste Verkehrsdichte der Welt und beheimatet die großen Drehkreuze Frankfurt, Paris, Amsterdam, Brüssel und München.
Institutionell müssen verschiedene Systeme – politisch, kulturell und juristisch – unter einen Hut gebracht werden. Auch die militärischen Partner müssen in den Prozess eingebunden sein. Eine große Herausforderung, aber nach Kadens Überzeugung nicht nur logisch sondern auch machbar. Bereits im November soll eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet werden, und für die Ratifizierung eines Staatsvertrages ist das Jahr 2011 vorgesehen.
In diesem Zusammenhang wies Kaden noch mal auf den gesetzgeberischen Regelungsbedarf hin, die eine Teilnahme der deutschen Flugsicherung an dem Projekt, erfordert. Nach geltendem Recht darf Flugsicherung nur in bundeseigener Verwaltung stattfinden, so sieht es das Grundgesetz momentan vor. Dass die Realität anders aussieht, ist bekannt, Flugsicherung kann sich nicht an starren Grenzen orientieren, will man das kontinuierlich steigende Luftverkehrsaufkommen auch in Zukunft so sicher und pünktlich wie heute kontrollieren.
Das zweite große Projekt, an dem die DFS mit ihren europäischen Partnern arbeitet ist das SESAR-Programm. Es steht für „Single European Sky Air Traffic Management Research Programme“. Hierbei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, mit dem die europäische Flugsicherungsinfrastruktur der Zukunft aufgebaut werden soll. An diesem Projekt beteiligen sich im Gegensatz zum FAB EC nicht nur die Flugsicherungsorganisationen und die dahinter stehenden Staaten, sondern auch Luftverkehrsgesellschaften, die Industrie und die Flughäfen. Bei SESAR geht der Blick weit in die Zukunft und die DFS will ihr Know-how zusammen mit den Partnern aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden und Spanien in das gemeinsame Projekt einbringen.
Auf die Veränderungen im europäischen Umfeld hat sich die DFS auch organisatorisch vorbereitet. Mit einer neuen Geschäftsver-teilung wurden die Aktivitäten im Kerngeschäft Flugsicherung gebündelt. Der zunehmenden Wettbewerbsorientierung trägt die DFS mit einem kaufmännischen Geschäftsführungsbereich Rechnung. Dieser wird seit Jahresbeginn von Jens Bergmann geführt.