Düsseldorf: Über dem Hofgarten schwebt das Ballett


16 Aug 2007 [14:52h]     Bookmark and Share


Düsseldorf: Über dem Hofgarten schwebt das Ballett

Düsseldorf: Über dem Hofgarten schwebt das Ballett


Rheinoper wurde rundum erneuert/Stadt investierte über 30 Millionen Euro/Am 18. August glanzvolle Wiedereröffnung

Im Jahr 2005 war es die Tonhalle – Investitionen von rund 27 Millionen Euro verwandelten sie in ein funkelndes Kleinod des deutschen Konzertbetriebs. Jetzt folgt die Deutsche Oper am Rhein: Das denkmalgeschützte Gebäude an der Heinrich-Heine-Allee, dessen älteste Teile aus dem 19. Jahrhundert stammen, wurde ebenfalls umfassend saniert, neu strukturiert und sogar baulich erweitert. Die Stadt investierte rund 30,7 Millionen Euro, um optimale Bedingungen für den Theaterbetrieb zu schaffen. Oberbürgermeister Joachim Erwin: “Ich bin froh, dass es uns so schnell gelungen ist, diese beiden herausragenden Schauplätze klassischer Musik wieder fit zu machen für die Zukunft.” Am 18. August erlebt das Opernhaus mit “La Traviata” seine glanzvolle Wiedereröffnung.

Nimmt man Investitionen der jüngsten Vergangenheit hinzu, dann flossen in die Modernisierung der Oper sogar fast 40 Millionen Euro. Denn bereits im Jahre 2000 wurde die Obermaschinerie erneuert (3,6 Millionen Euro), 2002 die Inspizientenanlage (750.000 Euro) und 2003 die gesamte Bühnenbeleuchtung (4,3 Millionen Euro).

Die aktuellen Arbeiten wurden am 7. April 2006 gestartet. An der Sanierung der Rheinoper waren rund 60 Firmen beteiligt, bis zu 280 Handwerker waren in Spitzenzeiten gleichzeitig auf der Baustelle im Einsatz. Wegen des umfangreichen Bauprogramms wurde teilweise selbst an Samstagen und nachts gearbeitet.

Die wesentlichsten Veränderungen vollzogen sich weitgehend hinter den Kulissen: Themen waren hier die Bühnentechnik, Gebäudetechnik, Brandschutz und Arbeitsschutz. Die Anlagen aus dem Jahr 1956 entsprachen nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften und waren für die Mitarbeiter nicht mehr sicher genug.

Neue Bühnentechnik
Die gesamte bühnentechnische Untermaschinerie aus dem Jahre 1956 wurde erneuert und den heute geltenden Vorschriften und Standards wie zum Beispiel Scherkantenschutz, Absturzsicherungen und Bremseinrichtungen angepasst. Rund fünf Millionen Euro betrug allein das Auftragsvolumen für die Erneuerung der Untermaschinerie. Da sie nun technisch auf dem neusten Stand ist, können Gefährdungen der Mitarbeiter nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden.

Beim Ausbau der alten und Einbau der neuen Anlage wurden jeweils rund 170 Tonnen Gewicht bewegt. Im Bereich der Hauptbühne wurden fünf Hubpodien mit einer Größe von je 14 Metern Länge und 2,50 Metern Breite installiert. Über eine elektronische Steuerung können sie Kulissen wie Häuser oder Schiffe und natürlich auch Mitglieder des Ensembles aus den Tiefen der Oper auf die Bühne holen – und millimetergenau in Position bringen. Eine Besonderheit ist, dass die oberen Plattformen der Podien sich um bis zu 9 Grad in beide Richtungen schräg stellen lassen.

Mit innovativer Technik arbeiten auch die fünf neuen Bühnenwagen, die auf der Seiten- und Hinterbühne positioniert werden. Sie sind 14 Meter lang, 2,50 Meter breit, aber nur 16 Zentimeter hoch und ermöglichen ebenfalls den Wechsel von Szenenbildern. Die neuen Bühnenwagen können computergesteuert und per Funkfernbedienung auf der gesamten Bühne “frei verfahren” werden. Insgesamt ergeben sich neue, attraktive szenische Möglichkeiten.                                                                                          

Haustechnik und unterirdische Trafostation
Die Haustechnik (Lüftung, Heizung, Elektro, Sanitär) wurde ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht. Während der Sanierungsarbeiten wurden in der Oper unter anderem 8,5 Kilometer Heizungsrohre und vier Kilometer Wasser- und Abwasserleitungen ausgetauscht, ferner 24 Kilometer Schwach- und 58 Kilometer Starkstromleitungen verlegt.

Die Trafostation, die für die gesamte Energieversorgung des Gebäudes zuständig ist, musste aus der Oper ausziehen, weil aufgrund erhöhter Sicherheitsanforderungen ein größerer Flächenbedarf entstand. Die Stromzentrale wurde deshalb in einem eigenen Bauwerk unterhalb der Ludwig-Zimmermann-Straße eingerichtet. Vier Transformatoren mit einer Leistung von insgesamt 3.760 Kilowatt stehen für den Betrieb der Oper zur Verfügung.

Neue Lüftungsanlage für das Zuschauerhaus
Die Erneuerung der Lüftungsanlage für das Zuschauerhaus war die umfangreichste und aufwändigste Einzelaktion bei der Haustechnik. Der Zuschauerraum ist nach Jahren einer mangelhaften Lüftungsanlage jetzt mit einer optimalen Quelllüftung ausgestattet worden. Alle Wandverkleidungen des Zuschauerhauses mussten zur Neuinstallation von Kanälen demontiert, restauriert und wieder eingebaut werden.

Der gesamte 18 Zentimeter hohe Estrich des Parketts wurde heraus gestemmt. In die darunter liegende Betondecke wurden 120 Löcher mit 20 Zentimeter Durchmesser gebohrt und sowohl über, als auch unter dieser Decke wurde ein Druckboden eingebaut. Die hier eingeleitete Frischluft entweicht aus Schlitzen, die unter den Stühlen angeordnet sind. Die klimatisierte Luft fließt künftig mit einer geringen, kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit in den Zuschauerraum.

Neuer Probensaal für Ballett und Orchester
Eine – auch nach außen hin – deutlich sichtbare Veränderung gibt es an der Rückseite der Oper: Über dem Bühnengebäude wurde ein neues Geschoss aufgesetzt. Hier entstand ein Probensaal für Ballett und Orchester mit einer Höhe von 8,58 Metern und einer Grundfläche von 215 Quadratmetern. Der Erweiterungsbau wurde mit vorpatinierten grünen Kupferpaneelen verkleidet. Zum Hofgarten und zur Königsallee hin öffnet sich der Probensaal mit einer zehn Meter breiten und acht Meter hohen Glasfassade.

Der neue Probensaal sorgt für eine erhebliche Verbesserung der betrieblichen Abläufe in der Oper, denn:
• Orchesterproben können nun endlich im Haus stattfinden, externe     Anmietungen entfallen
• szenische Proben mit Teilen des Ensembles oder das Einsingen und    Gesangskorrekturen mit dem Dirigenten sind nun unmittelbar vor  der Aufführung und in geringer Entfernung zur Bühne möglich.

Kantine
Weitere Verbesserungen für die Mitarbeiter und den Betrieb der Oper wurden durch eine neue Raumorganisation im Hinterhaus erzielt. Besonders erwähnenswert ist die Verlegung der Kantine aus dem Keller ins Erdgeschoss. Die Bereitstellung von zusätzlichen Aufenthaltsräumen war eine Forderung aus der Arbeitsstättenrichtlinie. Kleine dezentrale Aufenthaltsräume, die jetzt nicht mehr notwendig sind, erhielten eine andere Nutzung. Die Kantine bietet auf rund 115 Quadratmetern Platz für bis zu 80 Mitarbeiter. Die benachbarte Küche hat eine Größe von 67 Quadratmetern.

Orchestergraben
Der Orchestergraben vor der Hauptbühne wurde seitlich erweitert, damit die Musiker mehr Bewegungsfreiheit haben. Zudem wurde er durch neue Reflektions- und Absorptionsflächen akustisch optimiert: Die “Hörsamkeit” der Musiker untereinander ist jetzt besser. Das Zusammenspiel kann optimiert werden, was natürlich auch dem Publikum zugute kommt. Darüber hinaus erhielt der Orchestergraben erstmals eine eigene Lüftungsanlage.

Verbesserungen für den Opernbesucher
Unabdingbar notwendig wurde die Großsanierung des Opernhauses wegen bedeutender Sicherheitsmängel, einer maroden Haustechnik und den unzureichenden Bedingungen für die Mitarbeiter. Darüber hinaus sind jedoch auch zahlreiche Verbesserungen für den Opernbesucher umgesetzt worden. Neben der bereits erwähnten komfortablen Quellbelüftung sind folgende Maßnahmen zu nennen:

• Die 1300 Stühle im Zuschauerraum wurden komplett überholt und neu aufgepolstert. Durch eine verändert ausgebildete Rückenlehne gibt es mehr Fußfreiheit 

• die WC-Anlagen im Vorderhaus wurden saniert                      

 • die Foyers erhielten einen neuen Teppichboden, der mit seinem Rot-Ton Wärme und Eleganz ausstrahlt

• und schließlich wurden alle Decken und Wände im Vorderhaus –  gemäß dem Befund der Denkmalpflege – farblich neu behandelt.









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