Dominostaaten – Was tun, wenn Staaten wie Spielsteine fallen?


17 Mrz 2009 [08:04h]     Bookmark and Share


Dominostaaten – Was tun, wenn Staaten wie Spielsteine fallen?

Dominostaaten – Was tun, wenn Staaten wie Spielsteine fallen?


Die 3sat-Magazine „nano spezial“, „Kulturzeit“, „auslandsjournal extra“ und „3satbörse“ machen die Wirtschaftskrise zum EU-Gipfel am 19. und 20. März in Brüssel an einem Abend konzentriert zum Thema

Mitten in der Wirtschaftskrise richtet sich in dieser Woche die Aufmerksamkeit auf den EU-Gipfel am 19. und 20. März in Brüssel und auf den G-20-Weltfinanzgipfel am 2. April in London. Denn die Entwicklung ist dramatisch: Negativspiralen zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten verschlimmern die Situation. Die Krise breitet sich zurzeit wie nach dem Dominoprinzip aus. Bisherige Wirtschaftswunderstaaten in Osteuropa stehen vor dem Kollaps, nach Ungarn und Lettland bittet nun auch Rumänien um Finanzhilfen. In Afrika droht die globale Krise, die wirtschaftlichen und politischen Fortschritte der vergangenen Jahre zunichte zu machen. Der Wirtschaftskrise könnte eine humanitäre folgen; Tansanias Präsident hält die globale Rezession für die größte Bedrohung der Entwicklung Afrikas in der jüngeren Vergangenheit. Anders funktioniert die Krise auf den Philippinen: Dort gerät die heimische Wirtschaft unter Druck, weil die vielen im Ausland arbeitenden Philippinos ihre Jobs verlieren, und der Transfer von Milliarden von Dollar ausbleibt. Die Gastarbeiter kehren heim – und stehen vor dem Nichts. Mit erheblichen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen. Auf der ganzen Welt scheint das kapitalistische Gefüge seiner bisherigen Prägung zu bersten. 

3sat geht am Freitag, 20. März, in seinen vier Magazinen „nano spezial“, „Kulturzeit“, „auslandsjournal extra“ und „3satbörse“ ausschließlich auf die Wirtschaftskrise ein, richtet einen Fokus auf die besonders stark vom Negativstrudel erfassten Regionen und Staaten, sucht nach Systemfehlern, beschreibt Auswege.

Das 3sat-Wissenschaftsmagazin „nano“ fragt in seiner „spezial“-Ausgabe „Der Kapitalismus ist tot – es lebe der Kapitalismus?“ um 18.30 Uhr, ob der Neoliberalismus gescheitert sei, und ob es einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus gebe. Eine Art politisch kontrollierter Kapitalismus Keynes’scher Prägung etwa. Die Krise der Wirtschaft ist auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften, heißt es in „nano“, denn sie sei von der großen Mehrheit der Forscher nicht vorhergesehen worden. Doch was, das beschäftigt „nano“, taugt eine Wissenschaft, deren Prognosekraft derart begrenzt ist. 

Die Scharia kann Grundlage einer besseren Finanzordnung sein. Diese verblüffende These greift „Kulturzeit“ (19.20 Uhr) in einem Beitrag über die italienische Wirtschaftswissenschaftlerin Loretta Napoleoni auf, die kürzlich ausgerechnet in der Zeitung des Vatikans, im „Osservatore Romano“, gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Claudia Segri dafür plädierte, künftig verstärkt auf islamische Finanzprodukte zu setzen: „Die islamische Finanzwirtschaft kann zur Entwicklung neuer Regeln für die westliche Finanzwirtschaft beitragen.“ „Kulturzeit“ spricht mit Napoleoni über die Wirtschaftsordung der Muslime, die sich an der islamischen Rechtsordung, der Scharia, orientiert, und die Zinsen ebenso verbietet wie Spekulationen mit Aktien konventioneller Banken.

Das „auslandsjournal extra“ (21.00 Uhr) richtet seinen Blick unter anderem auf die Philippinen: Inzwischen hat die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise den Inselstaat im Pazifik erreicht: Die philippinische Wirtschaft ist auf Überweisungen aus dem Ausland angewiesen, doch die kommen immer spärlicher. Die Gastarbeiter kehren heim – und stehen dort vor dem Nichts. Oft haben sie Kredite für den Weg ins Ausland aufgenommen und können jetzt, ohne Arbeit und Einkommen, ihre Schulden nicht mehr begleichen. In ihrer Not wenden sich viele an die Regierung – doch von der kommt wenig Hilfe. Außerdem schaut „auslandsjournal extra“ auf den britischen Automobilhersteller Vauxhall – wie Opel eine Marke aus dem GM-Konzern.

„3satbörse“ (21.30 Uhr) berichtet in aktuellen Reportagen aus den angeschlagenen Hauptstädten Warschau, Riga, Budapest und Kiew. Im Osten wird eine zweite Welle von Staaten Opfer der Finanzkrise: die Ukraine, Polen und Lettland. Die Ukraine steht kurz vor dem Staatsbankrott, in Polen hat der Zloty die Hälfte seines Werts verloren und Lettland kämpft mit Massenprotesten der Bevölkerung. Für die Rettung ihrer Banken benötigen die Länder angeblich mehrere hundert Milliarden Euro. Die drohenden Kreditausfälle schlagen auf Westeuropa zurück. Denn Banken aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland zählen zu den größten Kreditgebern Osteuropas. EU, IWF und Weltbank versuchen mit Milliardenspritzen, den großen Knall in Osteuropa zu verhindern. 









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