Die Angst der Airport-Lobbyisten: Ver.di könnte sich gegen Dumpinglöhne auflehnen


07 Okt 2011 [18:12h]     Bookmark and Share


Die Angst der Airport-Lobbyisten: Ver.di könnte sich gegen Dumpinglöhne auflehnen

Die Angst der Airport-Lobbyisten: Ver.di könnte sich gegen Dumpinglöhne auflehnen


EU-Gesetz zu Bodenverkehrsdiensten ruft ver.di auf den Plan. Der Lobbyverband ADV der Flughäfen fürchtet Betriebsversammlungen an allen großen Flughäfen am Montag.

Berlin – „Die Flughäfen haben Kenntnis darüber, dass die Arbeitnehmervertreter für Montag die Beschäftigten in den Bodenverkehrsdiensten zu Betriebsversammlungen eingeladen haben. Die Betriebsversammlungen finden zur Mittagszeit an fast allen großen Flughäfen in Deutschland statt. Die Versammlungen werden mit dem hohen Informationsbedürfnis der Beschäftigten in den Bodenverkehrsdiensten begründet. Ebenfalls soll es zu Betriebsversammlungen an Flughäfen in europäischen Nachbarstaaten kommen: unter anderem in Österreich, Italien und Portugal.“, dies meldet der Lobbyverband der Flughäfen in Deutschland in einer eiligen Pressemeldung zum Wochenende.

Man schaue „mit großer Sorge derzeit nach Brüssel“. Grund ist ein Gesetzentwurf der EU-Kommission zu Neuregulierung der Bodenverkehrsdienste, der nach Lesart des ADV zu Lasten der Beschäftigten und der Flughäfen gehe.

„Werden die angedachten Regelungen umgesetzt, so hätten diese massive, negative Auswirkungen auf die Flughäfen und die Beschäftigten im Bereich der Bodenverkehrsdienste. Wir sehen dieser Entwicklung mit großer Sorge entgegen. Auch wenn wir die Einberufung von Betriebsversammlungen nicht begrüßen, so haben wir Verständnis für die Anliegen der Beschäftigten“, kommentiert Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV fast fürsorglich. 

Die Flughäfen befürchten, dass mit der geplanten weiteren Marktöffnung nicht nur unnötiger Weise in einen funktionierenden Markt eingegriffen wird, sondern angeblich auch, dass „zwangsläufig die Lohnkosten noch weiter absinken.“

Im Bereich der Bodenverkehrsdienste beschäftigen die Flughäfen zwei Drittel ihrer Mitarbeiter. Die bereits im Jahr 1996 erfolgte erste Liberalisierung hatte bereits zu einer Preissenkung bis zu 25 Prozent geführt. „Bei einer weiteren Marktöffnung und zunehmendem Wettbewerb wäre ein weiterer Preisdruck für die Flughäfen nicht mehr tragbar. In einem personalintensivem Bereich wie den Bodenverkehrsdiensten, in dem 70 Prozent der Kosten Personalkosten sind, heißt das: die Flughäfen wollen die Löhne für die Angestellten weiter drücken, um nicht auf wachsende Gewinne verzichten zu müssen – die Leidtragenden wären die Beschäftigten.

Gegen gewerkschaftliches Engagement haben die Airport-Betreiber auch sogleich eine Keule parat: „Im schlimmsten Fall wären die Flughäfen gezwungen, das Geschäftsfeld Bodenverkehrsdienste auf seine Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen“, so ADV-Verbandschef Beisel.

Des Weiteren befürchtet der Flughafenverband ADV weitreichende Umorganisation an den Flughäfen, da zusätzliche Wettbewerber auf der Luftseite der Flughäfen in den Markt eintreten könnten. Der ohnehin margenschwache und arbeitsintensive Geschäftsbereich der Bodenverkehrsdienste würde massiv belastet. Bereits heute erwirtschaften fast alle Flughäfen in diesem Teilbereich keine Gewinne mehr. Für die Flughafenbetreiber ist es wichtig, dass möglichst in allen Sparten ordentlich verdient wird, bei Personal ist das wie auch in anderen Branchen stets schwierig. Um auch Reisende in die Diskussion einzubinden und eine passende Grundstimmung einzuleiten heißt es deshalb in der ADV-Meldung zugleich auch „Sollte es durch die von den Arbeitnehmervertretern einberufenen Betriebsversammlungen zur Beeinträchtigung des Flugverkehrs kommen, so würden die Flughafenbetreiber es außerordentlich bedauern, wenn Airlines und Passagiere durch Flugausfälle und Verspätungen betroffen wären.“

Foto: Carstino Delmonte

 









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