Austrian Airlines – die lahme Ente der Kranich-Familie


29 Jul 2011 [08:14h]     Bookmark and Share


Austrian Airlines – die lahme Ente der Kranich-Familie

Austrian Airlines – die lahme Ente der Kranich-Familie


Operatives Ergebnis im ersten Halbjahr mit minus 63,1 Millionen Euro. Trotz Krisen in Japan und Nahost im zweiten Quartal ein positives operatives Ergebnis von plus 0,4 Millionen Euro.

Wien – Der stolze Kranich muss schon wieder Federn lassen. Hauptgrund dafür ist das österreichische Subunternehmen der Lufthansa, die Austrian Airlines, auch AUA genannt. Aua, das schmerzt: Für die rot-weiße Tochter waren die Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr 2011 deutlich schwieriger als ursprünglich erwartet. Nicht nur der für alle Airlines hohe Ölpreis tat weh und drückte aufs Ergebnis. Zudem waren nach Mittel- und Osteuropa im Zuge der Finanzmarktkrise mit dem Nahen Osten und Japan – täglich ein eigenes Flugzeug nach Tokyo – erneut zwei „strategische Säulen“ von Austrian Airlines von negativen Sondereffekten betroffen. Rund 20 Prozent der angebotenen Sitzkilometer (ASK) entfallen auf diese Krisenmärkte.

Die operativen Gesamterlöse blieben dennoch im ersten Halbjahr mit einem marginalen Rückgang von 0,7 Prozent auf 1.017,9 Millionen Euro (1. Halbjahr 2010: 1.024,9 Millionen Euro) praktisch stabil. Das EBITDA verbesserte sich trotz der Krisenbelastungen deutlich von 7,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 39,3 Millionen Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 8,2 Prozent auf minus 63,1 Millionen Euro (1. Halbjahr 2010: minus 68,7 Millionen Euro).

Die Austrian Airlines Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth im Chor: „Durch das konsequente Sanierungsprogramm, das wir seit eineinhalb Jahren umsetzen, waren wir in der Lage, das Vorjahresergebnis im ersten Halbjahr trotz der Krisen in Japan und Nahost leicht zu verbessern. Die Rahmenbedingungen sind natürlich schwierig, aber wir arbeiten hart daran, unser Ergebnisziel für heuer – ein positives operativen Ergebnis – dennoch zu erreichen.“

Austrian Airlines setzen ein Bündel von – teilweise verstärkten – Maßnahmen gegen die Krise um. Dazu gehört vor allem die flexible Anpassung des Flugplans: Das Unternehmen hat die angebotene Kapazität in den betroffenen Nahost-Märkten um 40 Prozent reduziert. Die damit verbundene Reduktion der Kosten wird ab dem dritten Quartal seine volle Wirkung entfalten, so die Hoffnung. Zudem zeichnet sich eine Erholung auf der Strecke Wien-Tokio ab.

Auf der anderen Seite investieren Austrian Airlines nach eigenen Angaben gezielt in die Verbesserung der Qualität: Bis September 2011 werden die 32 Flugzeuge der Mittelstreckenflotte – Airbus A320 Familie und Boeing 737 – auf ein neues Innendesign mit den neuen Europa-Sitzen umgerüstet. Im Winter 2012/2013 erhalten die zehn Flugzeuge der Langstreckenflotte ebenfalls ein modernes Innendesign mit neuen Sitzen. Der Qualitäts-Fokus von Austrian Airlines wurde vor kurzem mit zwei Auszeichnungen bei den World Airline Awards belohnt: „Bestes Business Class Catering“ und „Staff Service Excellence Europe“. Ganz so euphorisch können einige Kunden die Bemühungen der Airline nicht sehen. Wer mit AUA fliegt und sein Gepäck beschädigt zurück erhält, muss teils mit erheblichen Verzögerungen bei der Schadensregulierung rechnen. Seit über einem halben Jahr werden E-Mail-Rückfragen zunächst mit einem entschuldigenden Autoresponder beantwortet, der auf die Überlastung wegen der vielen Schadenfälle hinweist. Oftmals erfolgt darauf garkeine weitere Antwort. Optimierungspotential in der Kundenbetreuung ist also vorhanden.

Zur Qualität zählt nach Firmenangaben auch und vor allem die Pünktlichkeit: Austrian Airlines gehören danach zu den pünktlichsten Airlines Europas. In den Monaten Januar bis Mai des laufenden Jahres (die Juni-Daten liegen noch nicht vor) waren sie erneut irgendwo im oberen Bereich unter 25 AEA-Airlines (Association of European Airlines). Details dazu gibt es auf Rückfrage. Mit einer Abflugspünktlichkeit von 89,3 Prozent und einer Ankunftspünktlichkeit von 88 Prozent lagen die Werte von Austrian Airlines jeweils um 5,5 Prozentpunkte über dem AEA Durchschnitt.

Der Personalstand der Austrian Airlines AG inklusive ihrer vollkonsolidierten Töchter lag zum Stichtag 30. Juni 2011 bei 6.898 Mitarbeitern. Im Vorjahr waren es noch deutlich mehr, nämlich 7.557 Mitarbeiter, die für den Kunden da waren. Allerdings: Beginnend mit dem 1. Quartal 2011 weist AUA den Personalstand in „Mitarbeitern“ aus, statt wie bislang in „Vollzeitstellen“ und haben damit die Lufthansa-Berichtsweise übernommen. Eine Aussage, die die tatsächliche Situation beim Personal undurchsichtig erscheinen lässt.

Verkehrszahlen
Im ersten Halbjahr 2011 lag die Passagierzahl mit insgesamt rund 5,1 Millionen um 1,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Auslastung (=Passagierfaktor) sank um 3,4 Prozentpunkte auf 70,8 Prozent, da das Angebot gemessen an den Angebotenen Sitzkilometern (ASK) um 4,2 Prozent angehoben wurde, die Nachfrage aber gemessen in Passagierkilometern (RPK) um 0,6 Prozent gesunken ist.

Im Linienverkehr ist die Zahl der Passagiere im ersten Halbjahr um 2,8 Prozent auf mehr als 4,8 Millionen Passagiere – trotz weniger Personal – gestiegen. Im Europageschäft haben Austrian Airlines im ersten Halbjahr rund 4,1 Millionen Passagiere befördert und lagen damit um 3,6 Prozent über dem Vorjahr. Die Auslastung stieg um 1,1 Prozentpunkte auf 68,6 Prozent. Die ASK stiegen um 2,7 Prozent. Die RPK stiegen um 4,3 Prozent.

Im Interkontinentalgeschäft hat das Unternehmen im ersten Halbjahr rund 775.800 Passagiere befördert. Das entspricht einem Rückgang um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Auslastung ist um 7,7 Prozentpunkte auf 72,5 Prozent gesunken. Austrian Airlines haben die ASK um 9,7 Prozent ausgebaut. Die RPK sind um 0,8 Prozent gesunken.

Im Chartergeschäft hat die AUA die ASK aufgrund der Kapazitätsbeschränkung der EU um 23,8 Prozent reduziert. Die Zahl der Passagiere sank um 13,3 Prozent auf 244.500. Die Auslastung ging um 2,6 Prozentpunkte auf 71,7 Prozent zurück. Die RPK sanken um 26,5 Prozent.

Austrian Airlines
Austrian Airlines ist Österreichs größte Fluggesellschaft und bietet zusammen mit Partnern, die einige Zielorte mit eigenen Flugzeugen bedienen ein weltweites Streckennetz von rund 130 Destinationen. In Zentral- und Osteuropa ist das Streckennetz besonders dicht: Mit 46 Destinationen sind Austrian Airlines Marktführer in dieser Region. Der Heimatflughafen Wien ist durch seine günstige geografische Lage im Herzen Europas seit langem eine Drehscheibe zwischen Ost und West. Austrian Airlines sind Teil des Lufthansa Konzerns, dem größten Airline Verbund Europas, woraus sich exzellente Möglichkeiten der Preisgestaltung anbieten. Die Lufthansa-Airlines sind auch Mitglied der Star Alliance, einem der weltumspannenden Verbünde internationaler Fluggesellschaften.

Foto: Carstino Delmonte









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