Airbus sieht Bedarf von rund 24 300 Flugzeugen in nächsten 20 Jahren
Airbus rechnet nach seiner jüngsten Marktprognose (Global Market Forecast) bis 2026 mit einem weltweiten Bedarf von rund 24 300 neuen Passagier- und Frachtflugzeugen im Wert von insgesamt 2,8 Billionen US‑Dollar. Damit würden in diesem Zeitraum jedes Jahr in etwa 1 215 Flugzeuge ausgeliefert werden.
Die letzte globale Marktprognose des Flugzeugherstellers ging noch von einer durchschnittlichen Auslieferungsrate von rund 1 130 Flugzeugen pro Jahr aus. Besonders gefragt sind sparsamere und ökologisch effizientere Flugzeugen, mit denen Fluggesellschaften zum einen ihr Verkehrswachstum weiter entwickeln und zum anderen weniger effiziente Jets älterer Generationen ersetzen. Der Treibstoffverbrauch der globalen Luftverkehrsflotte wird voraussichtlich bis 2026 im Durchschnitt auf drei Liter pro Passagier und 100 Kilometer sinken – eine Treibstoffeffizienz, die die A380 schon heute vorweist.
Das Wachstum im Passagierverkehr wird auf durchschnittlich 4,9 Prozent jährlich beziffert. Dies entspricht nahezu einer Verdreifachung im Prognosezeitraum, wobei zyklische Brancheneffekte weiterhin abgefedert werden. Ein Teil des prognostizierten Verkehrswachstums wird sich durch höhere Auslastungsfaktoren, den Einsatz produktiverer Maschinen und gesteigerte Flugfrequenzen bewältigen lassen. Darüber hinaus werden die Fluggesellschaften weltweit die Zahl der eingesetzten Passagierflugzeuge ab 100 Sitzen mehr als verdoppeln: von heute 13 300 auf rund 28 550 im Jahr 2026. In Verbindung mit dem notwendigen Ersatz von knapp 8 150 älteren Flugzeugen ergibt sich so insgesamt ein Bedarf von fast 23 400 neuen Passagierflugzeugen im Wert von 2,6 Billionen US-Dollar.
Für den Luftfrachtmarkt wird ein noch schnelleres Wachstum mit Steigerungsraten von jährlich 5,8 Prozent bei den Frachttonnenkilometern (FTK) erwartet. Die notwendige Flottenmodernisierung berücksichtigend wird so im Prognosezeitraum ein Bedarf von rund 3 800 Frachtern zur Auslieferung gesehen. Nahezu 900 davon – im Wert von 200 Milliarden US-Dollar – werden als fabrikneue Frachter gebaut.
„Der Luftverkehr ist definitiv eine Wachstumsbranche, die zur wirtschaftlichen Entwicklung beiträgt und rund um die Welt Wohlstand schafft“, sagte John Leahy, Chief Operating Officer Customers von Airbus. „Wir bekennen uns zu unserer führenden Rolle bei der ökoeffizienten Gestaltung dieser Branche. Wir bieten dafür die technologisch fortschrittlichsten Produkte und legen einen den ganzen Lebenszyklus der Flugzeuge umfassenden Ansatz zugrunde.“
Die größte Nachfrage nach Passagierflugzeugen wird aus dem asiatisch-pazifischen Raum kommen, auf den rund 31 Prozent des weltweiten Bedarfs an neuen Flugzeugen entfallen. Es folgen Nordamerika mit 27 Prozent und Europa mit 24 Prozent. Dynamisch wachsende, neue Märkte treiben die Nachfrage nach Luftverkehr ebenfalls voran. China und Indien nehmen hier weiterhin die Spitzenplätze ein. Daneben sieht Airbus rund 30 weitere, aufstrebende Märkte mit einer Bevölkerung von insgesamt fast drei Milliarden Menschen, die bis 2026 immer größere Bedeutung erlangen werden. Hierzu zählen u.a. Argentinien, Brasilien, Südafrika und Vietnam.
Die Bevölkerungen und die Zahl der Megastädte in der Welt werden nach Prognose von Airbus weiterhin wachsen. Dies wird unweigerlich zu einer noch größeren lokalen Konzentration der Nachfrage und zu einer weiter steigenden Überlastung des Luftraums und der Flughäfen führen. Ein wichtiges Lösungselement für dieses sich verschärfende Problem liegt naturgemäß im Einsatz größerer Flugzeuge in allen Kategorien. Ende 2006 wurden bereits 77 Prozent des gesamten Langstreckenpassagierverkehrs zwischen den 32 größten, heute existierenden Verkehrsdrehscheiben / Metropolen abgewickelt.
Die wachsende Nachfrage nach Flügen, steigende Infrastrukturengpässe und immer strengere Umweltauflagen, der Preiswettbewerb und die notwendige Differenzierung in punkto Komfort entwickeln sich zu immer wichtigeren Faktoren. Airbus sieht in diesem Kontext einen Bedarf an rund 1 700 Flugzeugen der größten Kategorie (Very Large Aircraft, VLA), die wie heute schon die A380 mehr als 400 Passagieren Platz bieten. Dieser Bedarf entspricht wertmäßig etwa 527 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anteil von 7 Prozent nach Anzahl und 19 Prozent nach Wert aller ausgelieferten Passagier- und Frachtflugzeuge. Fast 1 300 dieser Flugzeuge – wertmäßig einem Anteil von 16 Prozent am gesamten Passagiermarkt entsprechend – sind für den Passagierverkehr vorgesehen. Zusätzlich werden rund 400 VLA als Frachter mit einer Nutzlastkapazität von mehr als 120 Tonnen benötigt. Bis 2026 werden fast zwei Drittel aller VLAs die 32 Mega-Hubs von heute bedienen. Eine vorherrschende Rolle kommt hier dem asiatisch-pazifischen Raum zu – mit einem Bedarf an 700 Großraum-Passagierflugzeugen. Dies entspricht einem Anteil von 56 Prozent am weltweiten Bedarf. Zwölf der zwanzig wichtigsten Großflughäfen für den VLA-Betrieb befinden sich in dieser Region.
Die Nachfrage nach Großraumflugzeugen mit 250 bis 400 Sitzen wird weiter stark wachsen. Hier rechnet Airbus für die nächsten zwanzig Jahre mit rund 6 000 neuen, ausgelieferten Passagier- und Frachtflugzeugen im Wert von rund 1,162 Billionen US-Dollar. Dies entspricht wertmäßig einem Anteil von rund 41 Prozent oder 25 Prozent nach Einheiten. Die Marktnachfrage nach kleineren Großraumflugzeugen mit 250 bis 300 Sitzen wird sich auf über 4 000 neue Flugzeuge belaufen. Zudem werden weitere 2 000 Twin-Aisle-Jets der mittleren Kategorie mit 350 bis 400 Sitzen benötigt. Dieses Segment bedient heute die Airbus A330/A340-Familie, die von der A330-200 mit 250 Sitzen bis zur A340-600 mit 380 Sitzen reicht. Ab 2013 bedient Airbus mit der neuen A350 XWB-Familie dann das komplette Nachfragespektrum auf dem Markt für Großraumflugzeuge.
Mehr als 16 600 Flugzeuge oder 68 Prozent aller Auslieferungen in den nächsten 20 Jahren werden auf das Single-Aisle-Segment entfallen. Ihr Gesamtwert addiert sich auf rund 1,14 Billionen US-Dollar oder einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtwert aller im Prognosezeitraum ausgelieferten Flugzeuge. Stark nachgefragt werden diese Flugzeuge mit nur einem Mittelgang vor allem in Nordamerika (32 Prozent der Auslieferungen), während auf den asiatisch-pazifischen Raum 26 Prozent, Europa 25 Prozent und den Rest der Welt 17 Prozent entfallen.
Das Airbus Global Market Forecast analysiert im Detail die weltweiten Entwicklungen im Luftverkehr. Fast 300 gesonderte Passagier- und Frachtverkehrsströme werden berücksichtigt. Ein weiterer Analyseschwerpunkt ist die jährliche Flottenentwicklung der weltweit größten Flugzeugbetreiber. Hier untersucht Airbus, wie sich die Flotten von nahezu 700 Passagierairlines und 177 Cargo-Gesellschaften in den nächsten 20 Jahren verändern werden. Die Prognose erfasst somit die Nachfragesituation von regionalen Märkten bis hin zum größten Flugzeug überhaupt, der A380.