Wenn es jetzt wärmer wird, starten die ersten Urlauber in Europas sonnigen Süden. Und Hundertausende werden folgen. Grund genug für die Redakteure der Zeitschrift REISE & PREISE, ihnen vorauszufliegen und den Service und Komfort an Bord europäischer Linien-, Charter- und Billigflieger genauestens unter die Lupe zu nehmen.
Buxtehude – Alle Flüge wurden individuell gebucht, Zahlungsmodalitäten überprüft und auf versteckte Kosten abgeklopft. Dann ging es auf die Piste: Wo sitzt man bequem und wo wie in der Sardinenbüchse? Mit dem Maßband wurden die Sitze vermessen, die unterschiedlichen Typen von Flugzeugsesseln auf Bequemlichkeit getestet und der Verpflegungs- und Getränkeservice beurteilt. Seit die Billigflieger die Märkte erobern, haben in diesem Bereich fast alle Airlines massiv den Rotstift angesetzt.
Warmes Essen, das war einmal
Bei fast allen Airlines bleibt auf Flügen ans Mittelmeer und auf anderen Kurzstrecken die Küche kalt. Ausnahmen: TUIfly serviert mit Ausnahme der Balearen je nach Tageszeit gratis ein Frühstück oder warmes Gericht, Condor auf allen Flügen nach Ägypten und auf die Kanaren, Lufthansa und ein paar andere Linienfluggesellschaften auf allen Flügen ab etwa 2,5 Stunden Flugzeit. Doch Qualität und Menge halten sich auch hier in Grenzen. Dass es bei den Billigfliegern
Germanwings, Easyjet und Ryanair weder Verpflegung noch Getränke kostenlos gab, überraschte nicht. Doch auch beim spanischen Linienflieger Iberia gibt es gratis gar nichts mehr – nicht einmal Getränke.
Statt warmer Mahlzeiten werden häufig belegte Brötchen oder Baguettes gereicht, mal gratis, mal gegen Bezahlung. Einen schmackhaften Snack zu servieren, damit tun sich die Airlines allerdings schwer. Warum muss es ein schweres, gummiartiges, kaltes Brötchen mit fettem Schmierkäse sein? Am schlechtesten im Test schnitten die belegten Brötchen von Air Berlin und Sun Express ab, ebenso wie das EUR 4,50 teure Sandwich von Ryanair. Die besten Noten verdienten sich die Sandwiches von Lufthansa und Swiss. Wer mehr Essensqualität wünscht, kann bei einigen Airlines gegen Bezahlung ein sogenanntes »Premium-Menü« bestellen, die Preise allerdings liegen auf Restaurantniveau. Die Bestnote im Test bekam die 6,90 Euro teure Currywurst von Air Berlin mit gelungener Tomaten-Curry-Zwiebelsoße.
Der Sitzkomfort ist besser geworden
Positive Trends können beim Sitzkomfort vermeldet werden. Wer maximal 1,85 groß ist, findet bei acht der getesteten 16 Fluggesellschaften ausreichend Sitzkomfort vor. Viele Airlines setzten mittlerweile neuartige »Slimline«-Sitze ein, die zwar etwas weniger gepolstert sind, dafür aber mehr Beinfreiheit bieten. Die Überraschung: Der Sitzabstand bei Ryanair ist mit 76 cm ebenso groß wie bei Air Berlin, Condor oder TUIfly, allerdings lässt sich die Rückenlehne nicht zurückstellen. Ebenso wie bei Easyjet, die zudem die härtesten Sitze im gesamten Test einsetzt. Germanwings überzeugt mit modernen Ledersesseln, bietet aber ab Reihe 11 nur noch einen mageren Sitzabstand von 73 cm. Insider, so das Magazin weiter, setzen sich grundsätzlich nicht in die hinteren Reihen, weil sich ein Flugzeug auf Grund der Bauweise nach hinten verjüngt, was zu einem Verlust von bis zu 3 cm in der Sitzbreite führt.
Der vollständigen Test ist nachzulesen in der aktuellen Ausgabe REISE & PREISE, die ab sofort im Handel ist.
Das Interview zum Thema
Kurzinterview mit gewichtigen Fragen über Sitzkomfort und Bordservice auf Urlaubsflügen.
Sie haben den Service und Komfort der wichtigsten Ferienflieger getestet. Was können Urlauber auf ihrem Flug in den Süden überhaupt noch erwarten?
Nicht viel. Auf Kurzstreckenflügen ans Mittelmeer wird meistens nur noch ein Sandwich serviert – das zudem meist nicht sonderlich schmackhaft ist. Fluggäste tun in jedem Fall gut daran, nicht mit leerem Magen an Bord zu gehen.
Hat der Getränkeservice auch so unter den Sparmaßnahmen gelitten?
Bei den Linienfliegern sind nach wie vor alle Getränke meist kostenlos, bei den renommierten Ferienfliegern zumindest die antialkoholischen. Wer ein Bier bestellt, zahlt i.d.R. 3 Euro, außer bei Ryanair und Easyjet, die langen hier mit 4,50 Euro kräftig hin und nehmen sogar für Wasser Geld.
Viele Urlauber klagen über zu wenig Sitzabstand im Ferienflieger. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Die Situation hat sich etwas verbessert. Von gutem Sitzkomfort zu sprechen, wäre sicher übertrieben. Doch die neuen, schlanken Slimline-Sitze, die immer mehr Airlines einbauen, bieten bis zu 3 Zentimeter mehr Beinfreiheit. Ich bin 1,85 m groß und habe bei vielen Airlines überraschend gut gesessen.
Haben Sie noch einen Tipp für die Leser, um an einen guten Platz zu kommen?
Meiden Sie die letzten Sitzreihen im Flugzeug, da sind die Sitze bis zu 3 cm schmaler, man sitzt dort spürbar schlechter. Bei Ryanair fährt man mit einem Priority-Boarding gut, mit etwas Glück bekommt man sogar einen Platz am Notausgang. Große Menschen sollten grundsätzlich überlegen, ob sie einen sogenannten XL-Sitz buchen. Das kostet 15 bis 30 Euro pro Strecke extra.
Foto: Carstino Delmonte