Die rasche Umsetzung des Kyoto-Protokolls zur Reduktion der Treibhausgase könnte die wirtschaftliche Entwicklung Russlands positiv beeinflussen. Die Autoren einer Studie von Dresdner Kleinwort und WWF fordern eine langfristige Energiestrategie und einen schnelleren Kyoto-Prozess in Russland.
Seitdem Russland im November 2004 das Kyoto-Klimaprotokoll ratifiziert hat, könnte es mit dieser Strategie auch Geld verdienen, heißt es in der Studie „Russia: Energy policies and carbon markets“ von Dresdner Kleinwort, der Investmentbank der Allianz Gruppe, und WWF. So bieten die Mechanismen des Protokolls, wie etwa der internationale Handel mit Emissionszertifikaten, vielversprechende Chancen, um Russlands Energieeffizienz zu verbessern und den Einsatz erneuerbarer Energien zu forcieren.
Die Studie, die auf dem russischen Wirtschaftsforum in London präsentiert wurde, kommt zu dem Schluss, dass Russland aber durchaus von der Energie- und Klimapolitik des Kyoto-Protokolls profitieren könnte. Das Protokoll spricht Russland einen Überschuss an Emissionszertifikaten zu: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer maroden Planwirtschaft fiel Russlands Treibhausgasausstoß weit unter den Zielwert des Kyoto-Protokolls, der sich an den Emissionen des Jahres 1990 orientiert. Die überschüssigen Emissionszertifikate könnte Russland nun an ausländische Unternehmen verkaufen, die damit ihren Kyoto-Verpflichtungen nachkommen könnten.
„Russland sollte mit hoher Priorität die innenpolitischen Voraussetzungen schaffen, um in vollem Umfang an den flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls teilzunehmen“, sagt Otto Steinmetz, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank und bei der Allianz Gruppe für das Thema Klima zuständig. „Die nationale Klimapolitik in Russland sollte in eine umweltfreundliche, langfristige nationale Energiestrategie eingebettet sein. Damit könnte Russland an den internationalen Verhandlungen für eine zukünftige internationale Klimapolitik teilnehmen.“
Steinmetz fügt hinzu, dass die Klima- und Umweltpolitik der russischen Regierung für derzeitige oder zukünftige Investoren in Russland von höchster Bedeutung ist. Steinmetz ist in dieser Hinsicht aber hoffnungsvoll: „Wir beobachten bereits erste Ansätze zu einer langfristigen Energiestrategie.“