EU unterstützt neue Forschungsinitiative für umfassenden Datenschutz im Web 2.0


28 Mrz 2008 [10:18h]     Bookmark and Share


EU unterstützt neue Forschungsinitiative für umfassenden Datenschutz im Web 2.0

EU unterstützt neue Forschungsinitiative für umfassenden Datenschutz im Web 2.0


IBM Forscher entwickeln im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts „PrimeLife“ neue benutzerfreundliche Lösungen für ein ganzheitliches und nachhaltiges Datenschutz- und Identitätsmanagement in künftigen Netzwerken und Web 2.0 Anwendungen, wie virtuelle Welten oder soziale Netzwerke.

Das dreijährige Forschungsvorhaben „PrimeLife“ – Privacy and Identity Management in Europe for Life – bringt 15 führende Expertengruppen aus Universitäten und Industrie zusammen. Das Projekt steht unter der Leitung des Zürcher IBM Forschungslabors. Ziel der Forscher ist es, neue Lösungen zu realisieren und frei zugänglich zu machen, mit deren Hilfe jeder Nutzer seine persönlichen Daten und Profile im Internet einfach und sicher kontrollieren kann.

In der Informationsgesellschaft wollen die Nutzer ihre Autonomie schützen und die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten bewahren. Heutige Informationstechnologien berücksichtigen dies meist zu wenig; sie stellen damit ein Risiko für die Privatsphäre der Bürger dar. Der zunehmend kollaborative Charakter des Internets ermöglicht es jedem, Dienste zusammenzustellen sowie Informationen hinzuzufügen und zu veröffentlichen. Nutzer hinterlassen im Laufe ihres Lebens unzählige Datenspuren. Dies kann zahlreiche Nachteile für den einzelnen mit sich bringen, wie etwa unvorhergesehene Nutzungen der Daten durch Dritte ohne das Einverständnis der Betroffenen.

Arbeitgeber holen in Profildatenbanken Informationen über Bewerber ein, noch bevor sie diese zu Bewerbungsgesprächen einladen. Anbieter sozialer Online-Netzwerke haben bereits in mehreren Staaten die Details der Einkaufsgewohnheiten oder persönlicher Vorlieben ihrer Nutzer ohne Einwilligung zweckentfremdet. Solche Zwischenfälle zeigen die neuen Herausforderungen für den Datenschutz auf: Wie kann man die Privatsphäre in den neu entstehenden Internetanwendungen schützen, etwa in virtuellen Gemeinschaften, in Blogs, oder in sozialen Netzwerken? Und wie ist überhaupt eine lebenslange Kontrolle über die eigene Privatsphäre möglich?

Diesen Herausforderungen stellt sich das neue Projekt „PrimeLife“ – Privacy and Identity Management in Europe for Life. Ziel von PrimeLife ist die Entwicklung eines nachhaltigen Datenschutz- und Identitätsmanagements für zukünftige Netze und Web 2.0 Anwendungen.

Zunächst fokussiert PrimeLife auf die Bereitstellung von skalierbarem und konfigurierbarem Datenschutz- und Identitätsmanagement für virtuelle Gemeinschaften und Web 2.0-Anwendungen. Ein zweites, längerfristiges Ziel ist es, die Privatsphäre der Nutzer über eine ganze Lebensspanne zu schützen.

PrimeLife will den Nutzer dabei unterstützen, lebenslangen Datenspuren entgegenzuwirken, ohne dabei Funktionalitäten und Vorteile des Netzes aufgeben zu müssen. „Unsere Vision ist es, eine Art umfassenden, zentralen elektronischen Daten- und Identitätsmanager zu entwickeln. Dieser gibt Anwendern einen genauen Überblick, wo und wann er welche persönlichen Daten von sich im Laufe seines Lebens im Internet herausgibt“, erklärt Jan Camenisch, PrimeLife Projektkoordinator vom IBM Forschungslabor Zürich. Er führt weiter aus: „Die Herausgabe von Daten und deren Verwendung erfolgt zudem anhand von Standardeinstellungen sowie personalisierten Datenschutzregeln für jegliche Art von Internetanwendungen. Sollten persönliche Daten anderweitig verwendet werden, wird der Benutzer entsprechend gewarnt.“

Um diese Vision zu realisieren, bedarf es erheblicher Fortschritte in den zugrunde liegenden Technologien. PrimeLife wird den Stand der Technik in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln – der Mensch-Maschine-Kommunikation, konfigurierbarer Sprachen zur Beschreibung von Regeln, der Entwicklung von Web-Diensten, Infrastrukturen und Kryptographie.

Eine Vielzahl der Konsortialpartner von PrimeLife ist in Industrie- und Standardisierungsorganisationen aktiv, wie der Policy Language Interest Group des W3C, der Liberty Alliance, dem ISO/IEC JTC 1 und der ITU-T. Ausserdem wird PrimeLife den Kontakt zu den relevanten Open-Source-Communities und Forschungsprojekten suchen, um nachhaltige Projektergebnisse zu erzielen.

PrimeLife ist ein Nachfolgeprojekt des Projektes „PRIME“ – Privacy and Identity Management for Europe, das im 6. Forschungsrahmenprogramm der EU gefördert wurde. PRIME wird im Vorfeld des PET-Symposiums am 21. Juli 2008 seine Ergebnisse in einer Abschlusskonferenz an der Katholischen Universität Leuven in Belgien vorstellen.

Das interdisziplinäre Konsortium von PrimeLife wird koordiniert vom IBM Forschungslabor Zürich, Schweiz, und besteht daneben aus folgenden Partnern: Katholieke Universiteit Leuven, Belgien; GEIE ERCIM, Frankreich; Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein, Technische Universität Dresden, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Europäisches Microsoft Innovations Center GmbH, Giesecke & Devrient GmbH und SAP AG, Deutschland; Università degli Studi di Bergamo and Università degli Studi di Milano, Italien; Stichting Katholieke Universiteit Brabant, Niederlande; Center for Usability Research & Engineering, Österreich; Karlstads Universitet, Schweden; und Brown University, USA.

Über das IBM Forschungslabor Zürich
Das IBM Forschungslabor in Zürich ist der europäische Zweig der IBM-Forschung, die mit weltweit rund 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an acht Standorten die grösste industrielle IT-Forschungsorganisation darstellt. Das Zürcher Forschungslabor, das 1956 als erstes IBM Labor ausserhalb der USA gegründet wurde, hat heute rund 350 Mitarbeiter und vereint mehr als dreissig verschiedene Nationalitäten. Seit seiner Gründung vor mehr als 50 Jahren, hat sich das Forschungslabor durch herausragende technische Innovationen und wissenschaftliche Leistungen, darunter zwei Nobelpreise, den Ruf einer weltweit führenden Forschungsinstitution erworben. Das Spektrum der Forschungsaktivitäten reicht von der physikalischen Grundlagenforschung über die Entwicklung künftiger Generationen von Prozessoren und Computersystemen bis hin zu Supercomputing sowie Software und Services, etwa in den Bereichen Sicherheit und Datenschutz, Healthcare oder Business Optimization und Transformation.









  • Palma.guide