easyJet testet mit Airbus und Nicarnica Aviation die Aschedetektor-Technologie AVOID


12 Jul 2012 [10:38h]     Bookmark and Share


easyJet testet mit Airbus und Nicarnica Aviation die Aschedetektor-Technologie AVOID

easyJet testet mit Airbus und Nicarnica Aviation die Aschedetektor-Technologie AVOID


easyJet und das Technologieunternehmen Nicarnica Aviation kooperieren mit dem Flugzeughersteller Airbus, um die Aschedetektor-Technologie AVOID zu testen. Das System wird an einem Airbus A340-300 angebracht und bei der Geschwindigkeit und Flughöhe eines kommerziellen Flugzeugs geprüft.

Berlin – Die erste Testphase läuft vom 4. bis zum 14. Juli. Die Flüge werden über dem Atlantischen Ozean westlich von Marokko durchgeführt, da die Eigenschaften der Luftschicht über der Sahara der Zusammensetzung von Vulkanasche ähneln. Die Flüge sollen belegen, dass das System die feinen Sandpartikel in großer Flughöhe von bis zu 20.000 Fuß (6.000 Metern) und einer Entfernung von etwa 50 Kilometern erfassen kann. Die ersten Durchläufe waren erfolgreich.

Die britische Behörde für zivile Luftfahrt (CAA: Civil Aviation Authority) hat den mit AVOID ausgestatteten Airbus angefragt, um ihn vor und während der Olympiade einzusetzen. Wäre der britische Luftraum bei einem Vulkanausbruch von Aschewolken betroffen, würde AVOID in Echtzeit entscheidende Informationen über die aktuellen Aschemengen in der Atmosphäre liefern. Als Teil der branchenweit geltenden Flugsicherheitsvorkehrungen, die von der CAA überwacht werden, könnte das System gemeinsam mit anderen Aschemessdaten und Vorhersagemodellen vom Met Office (nationaler meteorologischer Dienst des Vereinigten Königreichs) Flugzeugen ermöglichen, sicher nach und von London sowie dem Rest Großbritanniens zu fliegen.

„Die Bedrohung für den Flugverkehr durch Vulkane ist größer als je zuvor“, sagt Ian Davies, Head of Engineering easyJet. „Zurzeit besteht erhöhte Alarmbereitschaft, da die seismischen Aktivitäten der isländischen Vulkane Katla und Askja zugenommen haben. Ein Ausbruch der Vulkane würde zehnmal stärker sein als der Ausbruch 2011 des Vulkans Grimsvötn oder 2010 von Eyjafjallajökull. Er könnte weitreichende Schließungen des Luftraums nach sich ziehen.“

Dr. Fred Prata, Wissenschaftlicher Leiter bei Nicarnica Aviation: „Die Idee eines Vulkanasche-Detektors für die kommerzielle Luftfahrt hatte ich vor etwa 20 Jahren. Ich freue mich, dass easyJet und Airbus das System jetzt an einem Flugzeug des Typs A340 testen. Frühere Versuche über Toulouse haben gezeigt, dass AVOID in großer Flughöhe bei normaler Geschwindigkeit gut funktioniert. AVOID hat Wolken rechtzeitig erkannt. Das System in der Umgebung einer Aschewolke oder im Saharastaub zu testen, der kommerzielle und militärische Flugzeuge gefährdet, ist der nächste logische Schritt.“

„Wir arbeiten alle darauf hin, die Beeinträchtigungen durch Vulkanaschewolken zu reduzieren“, sagt Axel Krein, Senior Vice President Forschung & Technologie bei Airbus. „Unter diesen Bedingungen konnte die Infrarottechnologie von AVOID beweisen, dass sie für den Luftverkehr in der EU und auch die Optimierung von Flugstrecken sehr nützlich ist. Daher unterstützt Airbus die Entwicklung dieser Technologie, die Fluggesellschaften hilft, notwendige Entscheidungen für einen sicheren Flug bei vollständiger Kenntnis der Gesamtsituation zu treffen.“

Padhraic Kelleher, CAA Head of Airworthiness, sagt: „Uns stehen viele Mittel zur Verfügung, um die Beeinträchtigungen durch vulkanische Asche zu reduzieren. Das Höchstmaß an Sicherheit haben wir noch nicht erreicht. Wir begrüßen die Arbeit von easyJet, Nicarnica Aviation und Airbus. AVOID garantiert ein Maximum an Sicherheit und hilft, umfangreiche Sperrungen des Luftraums zu vermeiden.“

Am 10. Juli wurden Ian Davies und Dr. Fred Prata für ihre Arbeit an AVOID von dem Unternehmen Flightglobal zu den „Aviators of the Year“ gekürt. Die Auszeichnung wird jährlich an eine Person oder ein Team vergeben, die oder das maßgeblich dazu beigetragen hat, die Sicherheit und den Betrieb in der Luftfahrt zu verbessern.

So funktioniert AVOID

Der Erfinder von AVOID ist Dr. Fred Prata von Nicarnica Aviation, einem Ableger des Norwegischen Instituts für Luftforschung (NILU). Das System ähnelt dem Konzept von Wetterradaren und arbeitet mit einer Infrarottechnologie, die vom US-Militär entwickelt wurde. Die Technologie liefert Bilder an Piloten und die Kontrollzentren der Airlines. Auf den Bildern ist zu sehen, wo sich auf der Flugstrecke Aschewolken befinden. Die Piloten können eine Aschewolke bereits aus 100 Kilometern Entfernung und aus Höhen zwischen 5.000 (1.523,95 Meter) und 50.000 Fuß (15.239,5 Meter) erkennen – und ihre Route entsprechend anpassen.

Am Boden können die Informationen der mit der AVOID-Technologie ausgestatteten Flugzeuge dazu genutzt werden, sich ein präzises Bild der Aschewolke durch Echtzeitdaten zu machen. Würden ohne die Bilder bei einem Ausbruch weite Bereiche des Luftraums gesperrt, können sie mit AVOID weiter genutzt werden. Die geringere Anzahl an Unterbrechungen im Flugverkehr kommt den Passagieren zugute.

Erstes Testverfahren

Ende 2011 wurde AVOID erfolgreich über den Vulkanen Ätna und Stromboli getestet. Das Aschedetektor-System war auf einem Flugzeug vom Typ Flight Design CT angebracht, das in Höhen von bis zu etwa 12.000 Fuß (3.657,6 Meter) fliegt.

Die nächste Testphase

Die nächste Testphase mit dem Airbus findet noch 2012 in der Nähe eines großen Vulkanausbruchs statt. Vulkanische Aktivität ist vor allem in den Gebieten Indonesien, Alaska, Japan und Island zu erwarten. Auf Island befindet sich auch der Vulkan Eyjafjallajökull, der im April 2010 eine beispiellose Sperrung des europäischen Luftraums verursachte.

AVOID im Einsatz

Am Ende der Testphase und eines EASA-Zertifizierungsprozesses wird das AVOID-System bereit sein, in Massenproduktion zu gehen. easyJet geht davon aus, dass bei einer Ausrüstung von 100 Flugzeugen in ganz Europa (20 davon von easyJet) eine Abdeckung des Kontinents zu erreichen ist. Dadurch wäre es Fluggesellschaften möglich, Behörden Überwachungsdaten zur Verfügung zu stellen, um die neuen Prozesse und Abläufe zu unterstützen, die nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull eingeführt wurden. Diese Informationen würden allen Airlines ermöglichen, weiterhin sicher zu fliegen – gemäß den Richtlinien der CAA*.

Foto: Carstino Delmonte










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