Die Zahl der Unternehmensgründungen im High-Tech-Bereich hat sich im vergangenen Jahr in Deutschland stabilisiert.
Das zeigt eine heute in Berlin vorgestellte Studie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim in Zusammenarbeit mit Microsoft Deutschland durchgeführt hat. Demnach ist die Zahl der Unternehmensgründungen im Hightech-Sektor 2006 im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben, wenn auch auf niedrigem Niveau. Damit entwickelte sich der High-Tech-Bereich entgegen dem allgemeinen Trend, denn die Zahl der Unternehmensgründungen über alle Wirtschaftszweige hinweg ist nach wie vor rückläufig. Die Studie zeigt jedoch auch: Fachkräftemangel und Finanzierungsprobleme sind weiterhin ernst zu nehmende Hindernisse für High-Tech-Gründer und wirken sich negativ auf die Gründungszahlen aus.
Im Jahr 2006 wurden in Deutschland insgesamt vier Prozent weniger Unternehmen gegründet als im Vorjahr. Im High-Tech-Bereich jedoch hat sich die Zahl der Gründungen im vergangenen Jahr auf niedrigem Niveau stabilisiert (17.700 Gründungen, 2005: 17.600 Gründungen). Das ZEW erklärt diese Konsolidierung vor allem mit der anziehenden Konjunktur in Deutschland.
Kein Grund zur Entwarnung
Trotz des vorsichtigen Optimismus gebe es aber noch keinen Grund zur Entwarnung, so Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz, Präsident des ZEW: „Auch wenn sich die Quantität der Start-ups im High-Tech-Bereich vorerst stabilisiert hat – qualitative Aspekte bleiben verbesserungswürdig.“ Nach wie vor befindet sich die absolute Zahl der High-Tech-Gründungen in Deutschland auf ihrem tiefsten Stand seit 1995. „Darunter leidet nicht nur die Entwicklung im High-Tech-Sektor, sondern es bleiben auch wichtige Impulse für die Gesamtwirtschaft aus, wenn immer weniger hoch-innovative Unternehmen entstehen“, so Franz.
Hochschul-Spin-offs als Innovationsmotor
In diesem Zusammenhang fällt vor allem der Rückgang der Gründungszahlen von Spin-offs aus der Wissenschaft auf. Der Anteil von Hochschulausgründungen an allen Start-ups nimmt seit 2004 stetig ab: Im Durchschnitt der Jahre 2005/2006 betrug er in den forschungsintensiven Wirtschaftszweigen nur noch rund zwölf Prozent im Vergleich zu 18 Prozent in 2003 und 14 Prozent in 2004. Eine mögliche Erklärung hierfür ist der Mangel an Naturwissenschaftlern und Ingenieuren: Aufgrund des konjunkturellen Aufschwungs werden junge Fachkräfte verstärkt gesucht. Viele potenzielle Gründer ziehen vor diesem Hintergrund eine sichere Stelle in einem Unternehmen dem Risiko einer Unternehmensgründung vor. „Diese Entwicklung wird ihre Spuren auch in der Gesamtwirtschaft hinterlassen“, kommentierte Hartmut Schauerte, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, die Ergebnisse. „Wir brauchen mehr Unternehmergeist und Gründerspirit an deutschen Hochschulen. Diese sind gefordert, die Aufgabe des Wissens- und Technologietransfers konsequent anzugehen. Das heißt auch, nicht nur über Risiken zu reden, sondern jungen Akademikerinnen und Akademikern verstärkt die Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten der Selbständigkeit aufzuzeigen.“
Die Zahlen der Studie belegen deutlich: 62 Prozent der Hochschulausgründungen gegenüber 49 Prozent der anderen Start-ups tätigen selbst Forschung und Entwicklung und nutzen eigene Patente (25 Prozent gegenüber elf Prozent). Der Anteil der Mitarbeiter mit Hochschulabschluss ist mit etwa 60 Prozent um 20 Prozentpunkte höher als bei anderen High-Tech-Unternehmen. Schauerte weiter: „Die Ergebnisse bestätigen, dass wir mit der seit dem vergangenen Jahr neu ausgerichteten und verstärkten Förderung durch unser Programm ‚Existenzgründungen aus der Wissenschaft’ den richtigen Hebel gewählt haben. Wir verstärken die Gründungskultur an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen und unterstützen Gründerteams auf ihren ersten Schritten in die Selbständigkeit.“
„Obwohl deutsche Hochschulen exzellente Forschung betreiben, landen heute zu viele Ergebnisse in den Schubladen, ohne sie wirtschaftlich zu nutzen. Dieser dramatische Rückgang an Hochschulausgründungen gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland. Innovationen von heute sind der Wohlstand von morgen,“ warnte Achim Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung Microsoft Deutschland. „Der Weg von der technischen Idee zur Innovation muss stärker begleitet werden, sowohl von politischer als auch von unternehmerischer Seite. Hier setzen wir mit unserer Gründerinitiative ‚unternimm was.’ bereits an: Neun von 16 intensiv geförderten High-Tech-Start-ups sind Hochschulausgründungen.“
Kaum Finanzierung durch Dritte
Auch bei der Finanzierung sehen sich die jungen Start-ups immer noch Hindernissen gegenüber. Nur rund fünf Prozent aller High-Tech-Start-ups haben seit 2005 Eigenkapital von Dritten, also Privatinvestoren, Business Angels und Venture-Capital-Gebern, erhalten. Venture-Capital-Gesellschaften steigen beispielsweise oft erst relativ spät in ein Unternehmen ein: Bei ein bis zwei Jahre alten Unternehmen liegt der Anteil bei zirka elf Prozent, bei fünf bis sechs Jahre alten Firmen hingegen bei rund 25 Prozent. Die nach wie vor wichtigste Finanzierungsquelle junger Gründer in Deutschland ist eigenes Geld, auf das rund 58 Prozent der befragten Unternehmen zurückgreifen. Neben den Eigenmitteln wird mit zunehmendem Alter des Unternehmens der Cashflow vermehrt zur Finanzierung genutzt. Die Studie zeigt: Start-ups, die Finanzmittel von Dritten erhalten haben, unterscheiden sich deutlich von allen anderen. Sie sind größer, wachsen schneller, sind innovativer und lagern häufiger FuE-Tätigkeiten aus. Der Anteil der Hochschul-Spin-offs unter ihnen ist mit rund 42 Prozent besonders hoch.
„Leider haben wir in Deutschland noch keine nennenswerte Business-Angel-Kultur wie beispielsweise in den USA. Dabei sind Business Angels für eine lebendige Gründerszene von unschätzbarem Wert. Dies merken wir auch immer wieder im Gespräch mit jungen Gründern“, betonte Berg. „Damit Deutschland Innovationsstandort Nummer eins bleibt, hoffen wir auf ein neues Private-Equity-Gesetz, das private Investments wieder stärker fördert als behindert. Für die Menschen in Deutschland ist eine lebendige und innovative Wirtschaftslandschaft wichtig. Der High-Tech-Bereich nimmt hierbei eine Schlüsselposition ein.“
Die vollständige Studie „High-Tech-Gründungen in Deutschland: Trends und Entwicklungsperspektiven“ ist im Internet unter
http://www.zew.de/htg07 abrufbar.
Microsoft Deutschland GmbH
Die Microsoft Deutschland GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Microsoft Corporation/Redmond, U.S.A., des weltweit führenden Herstellers von Standardsoftware, Services und Lösungen mit 44,3 Mrd. US-Dollar Umsatz (Geschäftsjahr 2006; 30. Juni). Die deutsche Niederlassung besteht seit 1983 und ist für Marketing und Vertrieb der Microsoft Produkte in Deutschland zuständig. Neben der Firmenzentrale in Unterschleißheim bei München ist die Microsoft Deutschland GmbH bundesweit mit sechs Regionalbüros vertreten und beschäftigt mehr als 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Verbund mit rund 33.000 Partnerunternehmen betreut sie Firmen aller Branchen und Größen. Im Mai 2003 wurde in Aachen das European Microsoft Innovation Center (EMIC) eröffnet mit den Forschungsschwerpunkten IT-Sicherheit, Datenschutz, Mobilität, mobile Anwendungen und Web-Services.
Microsoft Corporate Citizenship
Microsoft hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, um einen Beitrag zu Wachstum und Entwicklung des Standorts Deutschlands zu leisten. Aus diesem Grunde engagiert sich das Unternehmen gemeinsam mit kompetenten Partnern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in zahlreichen Initiativen und Projekten. Dabei konzentriert sich Microsoft auf folgende Kernthemen: Bildung fördern, Wissenschaft unterstützen, Wachstum schaffen und IT-Sicherheit verbessern. Zu den wichtigsten Initiativen von Microsoft Deutschland gehören die High-Tech-Gründerinitiative „unternimm was.“ und das Projekt „Schlaumäuse – Kinder entdecken Sprache“. Zudem engagiert sich das Unternehmen in zahlreichen Hochschulkooperationen und ist an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt.
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW)Das ZEW arbeitet auf dem Gebiet der anwendungsbezogenen empirischen Wirtschaftsforschung. Dabei hat es sich insbesondere durch die Bearbeitung international vergleichender Fragestellungen im europäischen Kontext sowie den Aufbau wissenschaftlich bedeutender Datenbanken (z. B. Mannheimer Innovationspanel, ZEW Gründungspanel) national und international profiliert. Die zentralen Aufgaben des ZEW sind die wirtschaftswissenschaftliche Forschung, die wirtschaftspolitische Beratung und der Wissenstransfer. Das ZEW wurde 1990 gegründet. Heute arbeiten am ZEW rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind. Die Forschungsschwerpunkte des ZEW sind: Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung; Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Informations- und Kommunikationstechnologien; Wachstums- und Konjunkturanalysen. Mehr Informationen über das ZEW finden Sie im Internet unter
www.zew.de