US-Ökonom Richard B. Freeman erhält IZA Prize 2007


07 Nov 2007 [08:04h]     Bookmark and Share


US-Ökonom Richard B. Freeman erhält IZA Prize 2007

US-Ökonom Richard B. Freeman erhält IZA Prize 2007


Der Harvard-Professor Richard B. Freeman ist Träger des diesjährigen IZA Preises für Arbeitsökonomie. Das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat den mit 50.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis am 5. November im Museum für Kommunikation in Berlin verliehen.

IZA-Direktor Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann würdigte in seiner Laudatio die wissenschaftlichen Verdienste Freemans. Der Preisträger ist Lehrstuhlinhaber an der Harvard University (Cambridge, Massachusetts) und Professor der London School of Economics. Richtungweisend sind insbesondere seine Studien über die Themenkreise soziale Ungleichheit und Diskriminierung, die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates und die Rolle der Gewerkschaften im Arbeitsmarkt.

„Der Sozialstaat braucht die Tarifautonomie und damit Gewerkschaften“, sagte Postchef und IZA-Präsident Dr. Klaus Zumwinkel in seiner Ansprache. „Richard Freeman weist nach, dass sie viel mehr sind und sein müssen als nur Tarifpartner, nämlich Sozialpartner im Wortsinn.“ Damit habe Freeman den wissenschaftlichen Beweis erbracht, dass die alten Feindbilder zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretungen ausgedient hätten.

Freemans Forschungen verdeutlichen, dass verantwortungsbewusst handelnde Gewerkschaften im hohen Ausmaß nützlich sind für einzelne Unternehmen, aber auch für ganze Volkswirtschaften. In Unternehmen und Branchen mit konstruktiver Interaktion von Geschäftsleitungen und Arbeitnehmervertretungen steigt die Mitarbeiterzufriedenheit nachweislich. Gleichzeitig verringert sich die Zahl der arbeitnehmerseitigen Kündigungen. Die höhere Mitarbeiterloyalität trägt zur Reduzierung von Einstellungs- und Einarbeitungskosten bei, wirkt sich aber auch auf die Produktivität aus. Denn die Arbeitgeber sind im Vertrauen auf eine längere Betriebszugehörigkeit ihrer Arbeitnehmer eher bereit, in die Fortbildung langjähriger und loyaler Mitarbeiter zu investieren. Zumwinkel: „Unternehmen sind heute mehr denn je auf hochqualifizierte Mitarbeiter angewiesen, um sich in einer globalisierten Welt im Wettbewerb zu behaupten. Eine geringe Fluktuationsrate hilft darüber hinaus, die Personalkosten des Unternehmens zu senken. Unter dieser Betrachtungsweise haben Gewerkschaften eine große Bedeutung als Sozialpartner mit hoher unternehmerischer Verantwortung.“

IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann wies überdies auf die gesellschaftliche Bedeutung pragmatisch agierender Gewerkschaften hin: „Die Arbeiten unseres Preisträgers Richard Freeman zeigen, welch großen Stellenwert undogmatische Gewerkschaften haben können. Freemans Forschungsergebnisse sind Ermunterung und Mahnung für die Gewerkschaftsführer, sich ihrer großen gesamtwirtschaftlichen Verantwortung stets bewusst zu sein.“

Bundespräsident Horst Köhler hob in seiner Ansprache den Einfluss der Arbeit auf das Wohlbefinden der Menschen hervor. „Arbeit trägt bei zu sozialer Integration und gesellschaftlicher Teilhabe. Sie ist eine wesentliche Quelle für soziale Anerkennung. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der empirischen Glücksforschung bestätigen: Kaum etwas in unserem Leben macht uns so unzufrieden wie der Umstand, arbeitslos zu sein.“ Auch zeige die Glücksforschung, dass Menschen, die ihre Arbeit eigenständig gestalten können, zufriedener seien. In diesen Zusammenhang verwies der Bundespräsident auf die Rolle der Arbeitnehmervertreter: „Betriebsräte tragen in vielerlei Hinsicht zu wirtschaftlicher Effizienz und sozialem Ausgleich am Arbeitsmarkt bei.“ Zugleich warnte Köhler vor einem zu starken Auseinanderdriften der Einkommen. Dies könne sich zu einer wachsenden Hypothek für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entwickeln. Köhler forderte daher, „dass wir – neben einem besseren Zugang zu guter Bildung für alle – viel entschiedener als bisher über Möglichkeiten einer stärkeren Ertrags- und Kapitalbeteiligung von Arbeitnehmern nachdenken müssen.“

Richard B. Freeman zählt seit über drei Jahrzehnten zu den aktivsten und einflussreichsten Arbeitsökonomen weltweit. Seine Thesen haben weit über die wissenschaftliche Debatte hinaus auch ihren Weg in die öffentliche und politische Diskussion gefunden. Als wirtschaftspolitischer Berater wirkte Freeman unter anderem für die Weltbank, die International Labour Organization (ILO) und die Europäische Union. Am National Bureau of Economic Research (NBER) der USA leitet er den Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt.

Die Preisverleihung fand im Berliner Museum für Kommunikation vor Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Medien statt. Das Museum wird von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation getragen, die 1995 im Zuge der bundesdeutschen Postreform gegründet wurde.









  • Palma.guide