Der weltweite Klimawandel ist Fakt. Politik und Industrie müssen mit vereinten Kräften an einem globalen Rahmen arbeiten, der CO2-Obergrenzen festlegt und einen wirksamen Emissionshandel definiert.
Den entscheidenden Ansatz zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen sieht Hermann Requardt, Leiter Corporate Technology und Mitglied des Zentralvorstands der Siemens AG, im verstärkten Einsatz innovativer Lösungen: „Zahlreiche Lösungen sind bereits heute verfügbar. Beispiele gibt es in nahezu allen relevanten Feldern der Erzeugung, Übertragung und Nutzung von Energie – ob bei Gebäuden, Licht, Hausgeräten, im Verkehr oder in der Industrie. Überall entwickelt Siemens technische Innovationen, die helfen, Energie zu sparen und den Ausstoß von Klimagasen zu begrenzen“, so Requardt anlässlich des heutigen Media Summit in Erlangen. Siemens hält insgesamt rund 30.000 Patente für umwelt- und klimarelevante Lösungen und investiert pro Jahr über zwei Milliarden Euro in die entsprechende Forschung und Entwicklung. Allein die zehn führenden Technologien, die Siemens im Portfolio hat, können bis zum Jahr 2050 die durch Technik verursachten CO2-Emissionen um zehn Milliarden Tonnen (40 Prozent des heutigen Wertes) reduzieren. Für die eigenen Fabriken und Standorte hat sich Siemens als Ziel gesetzt, bis 2011 die Energieeffizienz um 20 Prozent zu erhöhen.
In den letzten 50 Jahren stieg die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre um 0,13 Grad pro Dekade. Besonders betroffen ist die Arktis: Dort sind die Durch¬schnitts¬temperaturen in den vergangenen 100 Jahren doppelt so schnell angestiegen wie im Rest der Welt. Setzt sich dieser Trend fort, wird das Nordpolarmeer Mitte des 21.
Jahr¬hunderts eisfrei sein. Weitere zu erwartende Folgen eines ungebremsten Klimawandels: Dürren, Überschwemmungen, Stürme, Artensterben, Hungers¬nöte, Bevölkerungs¬wanderungen. Ökonomisch gesehen droht allein durch die direkten Folgen des Klimawandels ein Verlust von jährlich fünf Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts. Vor dem Hintergrund der weltweit steigenden Energienachfrage – der Primärenergiebedarf (Kohle, Öl, Gas, Kernkraft und erneuerbare Energien) wird von 2004 aus gesehen bis 2030 um fast 50 Prozent steigen – muss ein ganzes Bündel an technologischen Lösungen zum Einsatz kommen, um künftig Wirtschaftswachstum und Wohlstand zu gewährleisten und aus der Herausforderung „Klimawandel“ eine Chance für alle zu machen.
Eine entscheidende Rolle spielen dabei Effizienzsteigerungen bei der Erzeugung, Übertragung und Nutzung von Energie – auf der Erzeuger- wie auch auf der Verbraucherseite. „Die beste Energie ist die, die man nicht benötigt. Dabei gilt: Weniger ist mehr, denn nur so lässt sich der Ausstoß von Treibhausgasen wirksam begrenzen. Zugleich bieten Effizienzsteigerungen schon per se einen hohen Kundennutzen, da sie den Ressourcenverbrauch und damit auch die Kosten senken“, so Requardt.
Schon heute leisten viele Siemens-Produkte und -Lösungen einen entscheidenden Beitrag zum Umweltschutz und verbessern damit die Lebensqualität. Im Bereich Umwelt- und Klimaschutz hält Siemens insgesamt rund 30.000 Patente. Damit eröffnen sich überdurchschnittliche Chancen für langfristiges Wachstum. Der Schlüssel zum Erfolg sind Innovationen: „Siemens investiert pro Jahr mehr als 2 Milliarden Euro in umweltfreundliche Technologien. Rund 50.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung sorgen dafür, dass unsere Geschäftsaktivitäten in diesem Gebiet künftig noch weiter an Bedeutung zunehmen werden“, ergänzte Requardt.
Die Gesamtmenge an Treibhausgasen beläuft sich heute auf rund 44 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr. 26 Milliarden Tonnen davon sind energiebedingte Emissionen (der Rest lässt sich überwiegend der Land- und Forstwirtschaft zurechnen). Würde man überall in der Welt nur die zehn führenden Technologien einsetzen, die Siemens im Portfolio hat, ergäbe sich dadurch bis zum Jahr 2050 eine jährliche CO2-Reduktion von zehn Milliarden Tonnen – fast 40 Prozent der heutigen energiebedingten Emissionen. Dabei sind weitere technologische Fortschritte oder wachsende Märkte noch gar nicht eingerechnet.
Einsparpotenziale durch effiziente Energieerzeugung:
Die Umrüstung aller Kraftwerke auf die besten heutigen Wirkungsgrade würde eine Ersparnis an jährlichem CO2-Ausstoß von 2,5 Milliarden Tonnen – dem Zweieinhalbfachen der gesamten deutschen Emissionen – ergeben.
Das modernste Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk, das Siemens derzeit mit der weltweit größten Gasturbine ausstattet, wird einen Wirkungsgrad von 60 Prozent erreichen (zum Vergleich: Kohlekraftwerke liegen im deutschen Durchschnitt erst bei 38 Prozent). Baut man bis zum Jahr 2050 jedes Jahr 20 Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke mit einem Wirkungsgrad von 60 Prozent, lassen sich weitere 1,6 Milliarden Tonnen an CO2 einsparen. Insgesamt ergibt allein schon diese Aufrüstung der fossil befeuerten Kraftwerke eine Ersparnis von 4,1 Milliarden Tonnen CO2. Das entspricht der Menge an CO2-Emissionen, die ganz Europa heute emittiert.
6.300 Windturbinen von Siemens, die derzeit weltweit in Betrieb sind, senken den CO2-Ausstoß um zehn Millionen Tonnen pro Jahr. Insgesamt könnte die Windenergie bis 2050 ein Einsparpotenzial von 600 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen.
In Unterhaching bei München entsteht derzeit ein Geothermie-Kraftwerk, das etwa 6000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen wird. Neben der elektrischen Energie liefert das Thermalwasser zudem Heizwärme für etwa die Hälfte der 20.000 Einwohner von Unterhaching.
Einsparpotenziale durch effiziente Energieübertragung:
Mit der Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung lässt sich gegenüber
konventioneller Wechselstrom-Übertragung eine Menge Energie und CO2 sparen. Eine 800 Kilometer lange Leitung, die Siemens in Indien baut, spart beispielsweise 690.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Einsparpotenziale durch effiziente Energienutzung
In Deutschland werden mehr als zehn Prozent und weltweit fast 19 Prozent des Stromverbrauchs für Beleuchtung aufgewendet. Das Einsparpotenzial ist erheblich und leicht zu realisieren, denn Energiesparlampen und LED-Leuchten reduzieren den Stromverbrauch um bis zu 80 Prozent gegenüber konventionellen Glühlampen. So rechnet Osram mit einem CO2-Einspar¬volumen von 270 Millionen Tonnen pro Jahr, wenn man weltweit einen 30-prozentigen Umstieg auf energiesparende Beleuchtung schafft – in Häusern ebenso wie in Fabriken oder bei Straßenbeleuchtungen.
Noch größer – nämlich zwei Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr – ist das Potenzial bei der Optimierung der Energienutzung von Gebäuden: durch bessere Gebäude-Isolierung und Beleuchtung, moderne Heiz- und Klimatechnik sowie Gebäudeautomatisierung. Siemens hat weltweit in so genannten Energiespar-Contracting-Projekten bereits 6500 Gebäude modernisiert – mit garantierten Einsparungen von mehr als einer Milliarde Euro und einer CO2-Reduktion von 2,4 Millionen Tonnen. Die Investitionen werden dabei durch die Einsparungen finanziert – eine „Triple-Win“-Situation für den Kunden, Siemens und die Umwelt.
Für Fahrzeuge hat Siemens die Piezo-Einspritztechnik entwickelt, die den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen um rund 20 Prozent absenkt. Züge sind per se schon umweltfreundliche Verkehrsmittel – so verbraucht der Hochgeschwindigkeitszug Velaro E bei einer typischen Belegung von 50 Prozent umgerechnet nur zwei Liter Benzin pro 100 Kilometer und Sitzplatz. Doch auch beim Schienenverkehr lässt sich noch eine Menge einsparen: Die neue Metro für Oslo verbraucht dank Bremsenergie-Rückgewinnung und leichterer Materialien 30 Prozent weniger Energie.
Umwelt- und Klimaschutz sind essentieller Bestandteil des neuen Unternehmensprogramms „Fit for 2010“. Der Klimaschutz ist für Siemens nicht nur eine gesellschaftliche Verpflichtung, sondern auch eine geschäftliche Chance mit signifikanten Wachstumsraten – zum Beispiel in der Windenergie, die 2020 voraussichtlich 50 Prozent der erneuerbaren Energieerzeugung (ohne Wasser) ausmachen wird. Experten erwarten, dass der Weltmarkt für Windenergie von rund zehn Milliarden Euro (2004) um jährlich 14 Prozent bis 2011 auf 25 Milliarden Euro anwachsen wird. Das Windgeschäft bei Siemens ist allein in den letzten zwölf Monaten um fast 50 Prozent gewachsen.
Wachsende Märkte sind für Unternehmen immer attraktiv. „Der Klimaschutz kann sich dabei zu einer Triple-Win-Situation entwickeln: Bei Produkten und Lösungen für den Klimaschutz müssen Kunden, Umwelt und Unternehmen gewinnen“, so Requardt. Beispiel Energiesparmotoren: Der Kunde kann durch den Einsatz eines modernen, Strom sparenden Elektromotors von Siemens und die Regelung der Drehzahl durch Frequenz-umrichter bis zu 60 Prozent seiner Stromkosten einsparen. Die Investitionen in solche neuen Antriebe amortisieren sich folgerichtig in weniger als zwei Jahren. Die Umwelt profitiert durch die Absenkung von CO2-Emissionen. Das Potenzial ist beeindruckend: Elektroantriebe machen rund 65 Prozent des gesamten industriellen Stromverbrauchs aus. Würde man weltweit alle Industriemotoren, bei denen dies möglich ist, durch Energiesparmotoren und Frequenzumrichter ersetzen, ergäbe sich ein Einsparvolumen von 360 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Für Siemens als Hersteller ist der Markt für den Austausch von Industriemotoren höchst attraktiv. Allein in Deutschland sind 88 Prozent der Industriemotoren noch ungeregelt – das bedeutet ein enormes Einsparpotenzial.
Ein breiter Energiemix ist die Voraussetzung einer nachhaltigen, klimaverträglichen Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Kosten. Dies beinhaltet zum einen den Ausbau der regenerativen Energiequellen wie Wasser, Wind, Solar, Biomasse oder Geothermie, sowie Energiegewinnung aus Abfällen und die weitere Nutzung der Kernenergie und später der Kernfusion. Der Ausbau der regenerativen Energiequellen wird die Energieerzeugung verstärkt dezentralisieren, mit all den damit verbundenen Herausforderungen, etwa an die Stabilität der Netze. Zum anderen werden aber auch Kohle und Gas auf absehbare Zeit weiterhin eine wichtige Rolle spielen – wegen ihrer hohen Energiedichte, der installierten Kraftwerksbasis und der langen Verfügbarkeit der Reserven. Im Jahr 2020 werden immer noch zwei Drittel des erzeugten Stroms fossilen Ursprungs sein.
Die größten CO2-Einsparungen lassen sich daher durch moderne Kraftwerke mit höherem Wirkungsgrad erzielen. Bis 2050 geht Siemens von einem Einsparpotenzial von über vier Milliarden Tonnen aus. Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Beherrschung des Klimawandels sind neue Technologien zur CO2-Abtrennung und zur unterirdischen Speicherung sowie die Identifizierung sicherer Lagerstätten für das Kohlendioxid.
Interne Energieeffizienz bis 2011 um 20 Prozent steigern
Siemens hat ein neues Energieeffizienzprogramm in Fertigungsstätten weltweit gestartet. Das Ziel: Zwischen 2006 und 2011 soll die, auf den Umsatz und ein vergleichbares Portfolio bezogene Energieeffizienz um 20 Prozent steigen. Im entsprechenden Reporting werden derzeit mehr als 300 Standorte weltweit erfasst; das entspricht etwa 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs von Siemens. Bei gleich bleibendem Energiemix und Umsatz der Fabriken würde eine solche Effizienzsteigerung um 20 Prozent bedeuten, dass die CO2-Emissionen entsprechend sinken. Derzeit emittiert Siemens aufgrund seines Strom- und Wärmeverbrauchs sowie der Nutzung von Industriegasen, der Fahrzeugflotte und der Geschäftsreisen weltweit etwa 4,53 Millionen Tonnen CO2-Äqivalente pro Jahr.
Weitere Informationen unter www.siemens.com/presse
Die Siemens AG (Berlin und München) ist ein weltweit führendes Unternehmen der Elektronik und Elektrotechnik. 475.000 Mitarbeiter (inkl. nicht fortgeführte Aktivitäten) entwickeln und fertigen Produkte, projektieren und erstellen Systeme und Anlagen und erbringen maßgeschneiderte Dienstleistungen. In rund 190 Ländern unterstützt das vor über 160 Jahren gegründete Unternehmen seine Kunden mit innovativen Techniken und umfassendem Know-how bei der Lösung ihrer geschäftlichen und technischen Aufgaben. Der Konzern ist auf den Gebieten Information and Communications, Automation and Control, Power, Transportation, Medical und Lighting tätig. Im Geschäftsjahr 2006 betrug nach U.S. GAAP der Umsatz 87,3 Mrd. EUR und der Gewinn nach Steuern 3,033 Mrd. EUR. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.siemens.com.
Diese Pressemitteilung enthält zukunftsgerichtete Aussagen und Informationen – also Aussagen über Vorgänge, die in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit, liegen. Diese zukunftsgerichteten Aussagen sind erkennbar durch Formulierungen wie „erwarten“, „wollen“, „antizipieren“, „beabsichtigen“, „planen“, „glauben“, „anstreben“, „einschätzen“, „werden“ oder ähnliche Begriffe. Solche vorausschauenden Aussagen beruhen auf unseren heutigen Erwartungen und bestimmten Annahmen. Sie bergen daher eine Reihe von Risiken und Ungewissheiten. Eine Vielzahl von Faktoren, von denen zahlreiche außerhalb des Einflussbereichs von Siemens liegen, beeinflussen die Geschäftsaktivitäten, den Erfolg, die Geschäftsstrategie und die Ergebnisse von Siemens. Diese Faktoren könnten dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, Erfolge und Leistungen des Siemens-Konzerns wesentlich abweichen von den in zukunftsgerichteten Aussagen ausdrücklich oder implizit enthaltenen Angaben zu Ergebnissen, Erfolgen oder Leistungen. Für uns ergeben sich solche Ungewissheiten insbesondere, neben anderen, aufgrund folgender Faktoren: Änderungen der allgemeinen wirtschaftlichen und geschäftlichen Lage (einschließlich Margenentwicklungen in den wichtigsten Geschäftsbereichen), Herausforderungen der Integration wichtiger Akquisitionen und der Implementierung von Joint Ventures und anderer wesentlicher Portfoliomaßnahmen, Änderungen von Wechselkursraten und Zinssätzen, Einführung konkurrierender Produkte oder Technologien durch andere Unternehmen, fehlender Akzeptanz neuer Produkte und Dienstleistungen seitens der Kundenzielgruppen des Siemens-Konzerns, Änderungen in der Geschäftsstrategie, des Ausgangs von offenen Ermittlungen und anhängigen Rechtsstreitigkeiten; unsere Analyse der potenziellen Auswirkungen solcher Angelegenheiten auf unsere Abschlüsse sowie verschiedener anderer Faktoren. Detailliertere Informationen über unsere Risikofaktoren sind den Berichten zu entnehmen, die Siemens bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht hat und die auf der Siemens-Website unter www.siemens.com und auf der Website der SEC unter www.sec.gov abrufbar sind. Sollte sich eines oder mehrere dieser Risiken oder Ungewissheiten realisieren oder sollte sich erweisen, dass die zugrunde liegenden Annahmen nicht korrekt waren, können die tatsächlichen Ergebnisse sowohl positiv als auch negativ wesentlich von denjenigen Ergebnissen abweichen, die in der zukunftsgerichteten Aussage als erwartete, antizipierte, beabsichtigte, geplante, geglaubte, projizierte oder geschätzte Ergebnisse genannt worden sind. Siemens übernimmt keine Verpflichtung und beabsichtigt auch nicht, diese zukunftsgerichteten Aussagen zu aktualisieren oder bei einer anderen als der erwarteten Entwicklung zu korrigieren.