Als Mitglied der ZERO-Gruppe verschaffte er der deutschen Nachkriegskunst bereits in den 1960er-Jahren internationale Anerkennung
Düsseldorf – Als Mitglied der ZERO-Gruppe verschaffte er der deutschen Nachkriegskunst bereits in den 1960er-Jahren internationale Anerkennung. Heute ist er ein weltweit gefragter Künstler, zu dessen Erkennungszeichen der Nagel wurde: Prof. Günther Uecker. Am Dienstag wurde Uecker von Oberbürgermeister Dirk Elbers mit dem Jan-Wellem-Ring geehrt, einer der höchsten Auszeichnungen der Stadt. Er habe, so heißt es in der Verleihungsbegründung des Rates, durch sein Schaffen zur kulturellen Vielfalt der Landeshauptstadt Düsseldorf und ihrer Bedeutung als Wirkungsstätte bedeutender Bildender Künstler in außergewöhnlichem Maße beigetragen.
Günther Uecker, am 13. März 1930 in Wendorf (Mecklenburg) geboren, wuchs in einem ländlichen Umfeld auf, das ihn maßgeblich prägte. Nach seinem Studium der Malerei an der Fachschule für Angewandte Kunst in Wismar und an der Kunstakademie Berlin/Weißensee kam er im November 1953 nach Düsseldorf, wo er von 1955 bis 1957 bei Otto Pankok an der Kunstakademie studierte. Uecker wohnt und arbeitet noch heute in Düsseldorf und prägt seit einem halben Jahrhundert die Kulturlandschaft seiner Wahlheimat.
1957 entstanden seine ersten benagelten Bilder. Der Nagel, den Uecker in seinem Werk – mal zur Erzeugung von geordneten Strukturen, von bewegten Feldern oder von Licht/Schatten-Effekten, mal zur Verfremdung von alltäglichen Gegenständen, mal als Fetisch – vielfältig einsetzt, ist zu seinem Kennzeichen geworden.
1961 schloss sich Günther Uecker der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten ZERO-Gruppe an, mit der er bereits in den Jahren zuvor ausgestellt hatte. Nach den unbeschreiblichen Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges wollten die ZERO-Künstler mit erstarrten Denk- und Sehgewohnheiten aufräumen, um neuen Möglichkeiten den Weg frei zu machen. In diesem Sinne malte Uecker 1961 zur Eröffnung einer ZERO-Ausstellung in der Galerie Schmela einen weißen Kreis auf der Straße – eine „ZERO-Zone“ –, die freien Raum für die Imagination bieten sollte.
Die ZERO-Künstler trugen maßgeblich dazu bei, dass Düsseldorf in der Nachkriegzeit den Ruhm einer Kunsthauptstadt erlangte. Dank ihnen erfuhr die deutsche Kunst internationale Anerkennung. Der Durchbruch kam 1964, als Mack, Piene und Uecker zur documenta III nach Kassel eingeladen wurden. Dort präsentierten sie die lichtkinetische Installation „Lichtraum (Hommage à Fontana)“, die später vom Kunstmuseum Düsseldorf (heute museum kunst palast) angekauft wurde.
Nach der Auflösung der ZERO-Gruppe 1966 realisierte Günther Uecker zahlreiche Projekte im Außenraum. Seiner Meinung nach sollte die Kunst in alle Lebensbereiche eindringen, um die Realität zu verändern. Er konzipierte die Aktionskneipe „Creamcheese“, die 1967 in der Neubrückstraße 12 in Düsseldorf eröffnete. Dieser alternative Ort bot Künstlern Ausstellungs- und Auftrittsmöglichkeiten außerhalb der traditionellen Institutionen. Kunstwerke, die das Lokal ausstatteten, gehören heute zur Sammlung des museum kunst palast.
1970 vertrat Günther Uecker Deutschland bei der 35. Biennale von Venedig. Von 1976 bis 1995 unterrichtete er als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und konnte dabei eine ganze Generation von Künstlern prägen und auf ihren eigenen Weg bringen.
Ueckers künstlerische Tätigkeiten reichen von der Objekt- und Installationskunst bis zur Performance und Land Art, vom Film bis zum Bühnenbild und zur Gestaltung von Architekturen. Für die Tonhalle Düsseldorf etwa realisierte er 1976-1978 eine „Lichtplastik“.
Ueckers Kunst wird nicht nur in den westlichen Ländern sehr geschätzt, sondern genießt auch in Asien große Anerkennung. Mit seinem Werk war Uecker stetig bemüht, Grenzen zu überschreiten und unterschiedliche Kulturen und Religionen in Verbindung zu bringen. Als erster Künstler Westdeutschlands konnte er 1988 in Moskau ausstellen. Seine Retrospektive im Zentralen Künstlerhaus ist die größte Einzelausstellung, die einem deutschen Künstler in Moskau je ermöglicht wurde. Für den deutschen Bundestag hat er 1998 einen Andachtsraum geschaffen, der von Angehörigen aller Religionen zur Meditation genutzt werden kann. Im Jahr 2007 hatte er eine Einzelausstellung im National Museum of China in Peking. Seine Arbeiten befinden sich oft im Spannungsfeld zwischen der Bedrohung des Menschen durch den Menschen und der Hoffnung auf eine humanere Wirklichkeit. Seine Ausstellung „Der geschundene Mensch“ in der Staatlichen Galerie der usbekischen Hauptstadt Taschkent (2009) wurde aufgrund der kritischen Werke zum Thema der Menschenwürde teilweise abgehängt.
Uecker ist Gründungsmitglied der 2008 gegründeten ZERO-foundation mit Sitz in Düsseldorf; er hat bedeutende Werke sowie sein Archiv in die Stiftung eingebracht. Sein vielfältiges künstlerisches Schaffen in Düsseldorf, seine langjährige Tätigkeit an der Kunstakademie, sein internationaler Ruhm – all das trägt zur Vielfalt und kulturellen Bedeutung der Landeshauptstadt Düsseldorf bei.
Stichwort: Jan-Wellem-Ring
Der Jan-Wellem-Ring besteht aus Gold und zeigt das Abbild des Kurfürsten Jan Wellem. Innen sind der Name des Empfängers und der Tag des Ratsbeschlusses eingraviert. Der Jan-Wellem-Ring wird laut Satzung an Personen verliehen, „die sich besondere Verdienste auf politischem, sozialem, kulturellem, heimatstädtischem und sportlichem Gebiet für die Stadt Düsseldorf erworben haben“. Die Zahl der Ausgezeichneten ist auf höchstens zehn lebende Trägerinnen/Träger begrenzt.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net