Bei der Allianz in Italien haben Frauen im Management viele weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können, auch wenn das Land bei Frauen in Führungspositionen in der EU den vorletzten Platz belegt. Wir haben fünf Managerinnen bei Allianz SpA und Allianz SE über ihre Karriere befragt.
„Mamma“ herrscht über Heim und Herd. Das ist noch immer eine landläufige Vorstellung über die Verhältnisse in Italien. Selbst gestandene Männer sollen sich dort noch gern mütterlich umsorgen lassen. Die Zahlen scheinen das Klischee zumindest zum Teil zu bestätigen: „Italienische Frauen verbringen sage und schreibe täglich 225 Minuten mehr mit der Hausarbeit als Männer“, so Monica Pesce, Leiterin des Professional Women’s Network (PWA) in Mailand. „Das ist ein Negativrekord in Europa. In Schweden sind es vergleichsweise nur 73 Minuten.“
Sie zitiert aus einer europäischen Studie der internationalen Managementberatung McKinsey mit dem Titel „Women Matter“. Wen wundert es da, dass Frauen in den italienischen Führungsetagen eher selten sind. Nur in Luxemburg gibt es weniger Frauen in Vorständen als in Italien, so die Studie. Mit nur drei Prozent ist Italien acht Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt – und das in einem Land mit einer liberalen, dynamischen Gesellschaft, die zu den zehn wichtigsten Industrienationen zählt.
Eine Deutsche, Bettina Corves-Wunderer, zog vor sechseinhalb Jahren nach Triest und wurde Chief Financial Officer bei der Allianz Italien (damals noch Lloyd Adriatico). Maria Clara Grego steht an der Spitze des Privatkundengeschäfts in Italien, Elisabetta Petrucci leitet das Lebensgeschäft und Lorella Sdrigotti leitet das Projekt „Personal Lines Sustainability“ der Allianz SE. Sie ist eine der für die Integration der italienischen Gesellschaften verantwortlichen Manager und hat deshalb ein Büro in München, Mailand und Triest. Fünf Damen, die zeigen, das Frauen auch in Deutschland und Italien beruflich viel erreichen können.
Alessandra Valentini ist Römerin. Sie kam 2007 von der Allianz RAS in Mailand nach München, als Clement Booth, Vorstandsmitglied der Allianz SE, ihr einen Posten als Chief Operational Officer bei der Allianz Rückversicherung anbot.
Wie Corves-Wunderer kann auch Alessandra Valentini Aspekte des Arbeitslebens und der Kultur in Italien und Deutschland vergleichen: „Die Familie spielt in Italien und in Deutschland eine wichtige Rolle, aber in Deutschland ist sie eine moralische Institution, sie ist die Keimzelle der Gesellschaft,“ erläutert sie.
Daher sei es in Deutschland möglicherweise für Frauen noch schwerer, erfolgreich zu sein und aufzusteigen als in Italien. „Ich war erstaunt über die Einstellung der Deutschen, ihren Kolleginnen mit Kindern anstrengende, verantwortungsvolle Positionen ‚ersparen‘ zu wollen, so Valentini weiter. „Meine spontane Reaktion war: Wie eine Frau ihr Leben mit Kindern und Familie einrichtet, sollte ihrem beruflichen Umfeld gleichgültig sein.“
Müssen Frauen besser sein? „Lassen Sie es mich so formulieren,“ erklärt Valentini diplomatisch, „mittelmäßige Frauen in einflussreichen Positionen gibt es nicht.“
Neben dieser Leidenschaft sieht Sdrigotti einen Vorteil in der weiblichen „Sozialkompetenz“, das heißt ihrer Fähigkeit, Werte und Emotionen zu kommunizieren sowie zu vermitteln, insbesondere im Team. Nach Ansicht Petruccis ist die höhere Emotionalität von Frauen sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil: „Wir sind leichter verletzt oder enttäuscht, wenn’s mal nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben,“ merkt sie an.
„Die nächste Frauengeneration in Italien wird mehr Vorbilder haben, zu denen sie aufschauen kann,“ bemerkt Petrucci noch positiv zum Abschluss. „Es gibt keinen Grund, warum die Zahl der Frauen in italienischen Vorständen nicht bald mit der in anderen Ländern gleichziehen sollte.“
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