Am 28.7.2008 hat IBM bekannt gegeben, ILOG mit Hauptsitz in Paris übernehmen zu wollen. ILOG gilt als eher unauffälliges Softwarehaus, das allerdings trotzdem mit seinen Supply Chain Algorithmen und Lösungen, seiner Rules Engine (auch Business Rules Lösungen) sowie Visualisierungslösungen sauber im Markt platziert ist.
Für IBM ist das Unternehmen besonders wertvoll, da über 500 Softwarehäuser die Lösungen von ILOG in ihre Produkte einbauen. Diese Unternehmen werden nun IBM-Partner. Außerdem wird IBM die Rules Engine als Teil seiner SOA-Initiative einsetzen und konsequenterweise ILOG als Teil von IBM Websphere führen. ILOG gibt IBM neben der Business Rules Engine auch Zugriff auf Optimierungs- und Visualisierungslösungen.
Eher schlecht ist die geplante Übernahme für SAP, da SAP die ILOG-Algorithmen in seinem SCMProduktangebot einsetzt. SAP wird damit wieder einmal mehr abhängig von IBM, vor allem, weil es praktisch keine Alternative zu den ILOG-Optimierungs-Produkten gibt. Allerdings ist die geplante Übernahmetransaktion besser als eine Übernahme durch Oracle, da SAP dann nicht nur im Middleware-Bereich von einem direkten Mitbewerber abhängig wäre – wie es nun mit IBM der Fall sein wird – sondern auch im Applikationsbereich. Aus SAP-Sicht ist dieser Unternehmenskauf wohl die zweit schlechteste Lösung. Allerdings wäre eine Übernahme durch SAP selbst auch nur schwer vorstellbar, da die ILOG-Produkte in praktisch jeder SCM-Lösung und die Business-Rules-Engine, zumindest bei vielen Mitbewerbern, eingesetzt werden. Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Mitbewerber intensiv Ausschau nach alternativen Lösungen gehalten hätten und die potenzielle Übernahme nicht den Erfolg hätte zeigen können, wie es im Falle von IBM zu erwarten ist.
Für die Kunden sollten sich in absehbarerer Zeit keine direkten negativen Folgen einstellen.IBM hat vielfach bewiesen, dass es in der Lage ist, andere Unternehmen nahtlos zu integrieren. Außerdem ist IBM bisher schon der größte Partner bzw. Kunde von ILOG, nutzt die ILOG-Produkte vielfältig (z.B. in Tivoli-Netcool, im Webspere Process Server, bei den Business Rules Fähigkeiten von IBM-Filenet, bei der Optimierung der IBM-Chip-Herstellung in East Fishkill, NY, sowie durch die Experten des Center for Business Optimization) und hat somit ausgiebig Erfahrung mit den Produkten von ILOG. IBM erhöht damit auch seine Optionen und Lösungskapazität bei Supply Chain Software (SCM), da die ILOG-Optimierungsalgorithmen den Zugang zu SCM und anderen Logistikoptimierungsprojekten nun mit eigenen Lösungen eröffnet.
Insgesamt ist die geplante Übernahme von ILOG durch IBM eine intelligente Transaktion.