25 Jahre Hessischer Denkmalschutzpreis / Staatsministerin Kühne-Hörmann: Verantwortung für historisches Erbe bleibt gesellschaftlicher Kulturauftrag
Wiesbaden – „Denkmäler spiegeln die reiche Kulturtradition unseres Landes. Sie tragen dazu bei, den Menschen zu vermitteln, was sie mitgeprägt hat und was ihre kulturellen Wurzeln sind. Denkmalpflege ist Heimatpflege im besten Sinn. Sie ist identitätsstiftend und bietet Orientierung. Gerade deshalb ist Denkmalpflege in Zeiten der Globalisierung wichtig.“ Das hat die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, bei der Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises im Wiesbadener Schloss Biebrich hervorgehoben.
Die mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Auszeichnung, die in diesem Jahr zum 25. Mal vergeben wird, würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen dürfen. „Der Hessische Denkmalschutzpreis soll Vorbild sein“, sagte Kühne-Hörmann, „Vorbild für denkmalpflegerische Methodik und für bürgerschaftliches Engagement, das der Staat in diesem Umfang nicht ersetzen könnte.“
Auch die heutigen Preisträger stehen nach ihren Worten für viele lokal und regional rührige Menschen, die sich in ihrer Freizeit für das historische Erbe einsetzen, sei es als Eigentümer einer denkmalgeschützten Immobilie, sei es als Mitglied eines Vereins oder Fördervereins, der sich der Bewahrung der historischen Überlieferung verschrieben hat. Ihnen gebühre ebenso Dank wie den vielen ungenannten Ehrenamtlichen, die sich in Initiativen, Geschichts- oder Fördervereinen engagierten und mit hohem Zeitaufwand um Kulturdenkmäler, archäologische- oder naturhistorische Relikte fürsorglich kümmerten und die Denkmalpflege unterstützten. „Ohne sie alle wäre unsere Gesellschaft ärmer“, sagte Kühne-Hörmann. Die Ministerin fügte einen weiteren Dank hinzu: „25 Jahre Denkmalschutzpreis heißt 25 Jahre Stiftung des Preisgeldes durch Hessenlotto, das die Denkmalpflege auch über diese Auszeichnung hinaus nach Kräften unterstützt.“
Denkmalpflege und Denkmalschutz im heutigen Verständnis haben eine vergleichsweise kurze Geschichte; umso beachtlicher ist es, welchen Stellenwert die Denkmalpflege im Bewusstsein heute gewonnen hat. Im Zuge des Wiederaufbaus, der wirtschaftlichen Expansion und des Straßenbaus wurden in der Nachkriegszeit bis in die siebziger Jahre in den alten Bundesländern mehr historische Bausubstanz und damit auch Bau- und Bodendenkmale vernichtet, als durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.
Ein Wendepunkt war dann das Europäische Denkmalschutzjahr 1975: Denkmalpflege und Denkmalschutz galten fortan als ein wichtiger Baustein für die Stadtentwicklung, die Attraktivität und spezifische Eigenheit eines Standorts. Neue Gesetze, administrative Regelungen, staatliche Förderprogramme und Steuervergünstigungen haben dazu beigetragen, Denkmalpflege nachhaltig zu fördern. Die Akzeptanz der Bevölkerung für die Belange der Denkmalpflege wuchs.
Heute stehen Denkmalschutz und Denkmalpflege vor neuen Herausforderungen: Die vermeintlichen und tatsächlichen Zwänge von Globalisierung und Strukturwandel und der damit einhergehende Veränderungsdruck, aber auch die schwierige Finanzlage der öffentlichen Haushalte müssen mit Faktoren wie kulturellem Wert und nachhaltiger Wirkung abgewogen werden. „Denkmalschutz und Denkmalpflege dürfen in dem Bemühen um Deregulierung, Investition und Innovation nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Die Verantwortung für das historische Erbe bleibt wesentlicher Bestandteil eines umfassenden gesellschaftlichen und eben nicht nur politischen Kulturauftrags“, hob Ministerin Kühne-Hörmann hervor. „Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Denkmalschutz und Denkmalpflege ist eine breite öffentliche Akzeptanz. Der Staat muss dafür die Rahmenbedingungen garantieren. Die Hessische Landesregierung nimmt diese Aufgabe sehr ernst.“
Träger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2010 sind:
· mit einem Geldpreis in Höhe von 5.000 Euro
das Kulturzentrum Lichtenfels-Sachsenberg bzw. der Trägerverein Kulturkreis Sachsenberg (Vorsitzender Hans Papenfuß),
· mit einem Geldpreis in Höhe von 3.500 Euro
die Hofanlage Hünfelden-Nauheim (Dr. Sybille Gröters und Dr. Gundi Müller),
· mit einem Geldpreis in Höhe von 3.500 Euro
die Hofanlage in Wolfhagen (Familie Gerhold),
· mit einem Geldpreis in Höhe von 3.000 Euro
das Haus Seibert in Wetzlar (Eheleute Seibert).
Anerkennung und Urkunde erhalten:
– die Stadt Geisenheim für das Bachelin-Haus,
– Familie Stojetz aus Wald-Michelbach für das Flachsche Haus in Hirschhorn,
– Stadtwerke Eschwege für das E-Werk in Eschwege,
– Astrid Kempf-Rother und Monika Rendel aus Heigenbrücken für ein Wohn- und Geschäftshaus in Frankfurt.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net