George Soros: „Ich hoffe auf weitere Zusammenarbeit“


14 Juni 2007 [11:35h]     Bookmark and Share



Auf der 52. Kunstbiennale in Venedig unterstützt die Allianz Kulturstiftung den ersten internationalen Pavillon mit 16 Romakünstlern aus sieben Ländern. „Paradise Lost“ ist eine Initiative des Open Society Institute. Allianz.com News sprach mit seinem Gründer und Leiter, dem Banker George Soros.

Allianz.com News: Wie kamen Sie auf die Idee eines Roma-Pavillons auf der Biennale in Venedig?
George Soros: Die Idee wurde von den Mitarbeitern des Open Society Institute entwickelt. Sie ist Teil eines größeren Konzepts, positive Bilder der Romakultur und –gesellschaft zu vermitteln, um auf die anhaltende Ausgrenzung und Diskriminierung hinzuweisen, der viele Roma in ganz Europa ausgesetzt sind.
Können Kunstprojekte wie dieses zur Idee einer offenen Gesellschaft beitragen? Wenn ja, wie?
Soros: Sicher. Erstens hilft das Projekt, die vorherrschenden Vorurteile über Roma zu hinterfragen. Sie sind überwiegend negativ oder zumindest sehr einseitig – zum Beispiel, Roma sind gute Musiker, aber sonst nichts. Zweitens hoffen wir, mit dem Pavillon eine breitere Debatte über die Rolle der Roma in der europäischen Gesellschaft und die Notwendigkeit, sie stärker einzubeziehen, auszulösen.
War es schwer, die Organisatoren der Biennale zu überzeugen, den Roma-Pavillon in ihr Programm aufzunehmen? Hätten Sie die Ausstellung lieber innerhalb des eigentlichen Ausstellungsbereichs gesehen?
Soros: Es gab kontroverse Ansichten, aber die Biennale-Organisatoren waren sehr offen für unsere Idee. Wir hatten versucht, einen Ausstellungsraum direkt gegenüber dem Hauptgelände der „Giardini“ zu bekommen, aber wir konnten uns mit dem Eigentümer nicht einigen.
Welches der ausgestellten Kunstwerke gefällt Ihnen persönlich am besten?
Soros: Ehrlich gesagt bin ich selbst kein großer Fan zeitgenössischer Kunst. Aber ich freue mich, dass die Experten, die Organisatoren der Biennale, die Kunst der Roma für wert befanden, sie in ihre angesehene Ausstellung aufzunehmen.
 
Warum haben Sie die Allianz Kulturstiftung angesprochen und könnten Sie sich eine weitere Zusammenarbeit mit ihr vorstellen?
Soros: Die Allianz Kulturstiftung ist eine herausragende europäische Stiftung mit einem sehr guten Ruf im Kulturbereich. Deshalb haben wir sie angesprochen und freuen uns über die professionelle Zusammenarbeit, die weit über das Finanzielle hinaus geht. Auf der Basis dieser guten Erfahrung hoffe ich sehr auf weitere Zusammenarbeit.

Der Roma-Pavillon „Paradise Lost“ im venezianischen Palazzo Pisani ist bis zum 21. November 2007 geöffnet.

Die Romani oder Roma sind eine ethnische Minderheit in vielen Ländern der Erde. Weltweit leben ungefähr acht bis zehn Millionen Roma. Die größte Bevölkerung gibt es auf dem Balkan; viele leben aber auch in Nord- und Südamerika, der ehemaligen Sowjetunion, Westeuropa, dem nahen Osten und Nordafrika.

Über George Soros
George Soros wurde 1930 in Budapest geboren. 1947 emigrierte er nach England und 1956 in die USA, wo er als Wertpapierhändler und Analyst arbeitete. 1973 machte er sich mit einer Investmentfirma selbstständig, aus der sich der legendäre Quantum Fonds entwickelt.

Soros ist Gründer und Leiter einer Reihe von Stiftungen, die unter anderem das Entstehen offener, demokratischer Gesellschaften fördern. Grundsätze dafür sind Rechtsstaatlichkeit, Marktwirtschaft, transparente und rechenschaftspflichtige Regierungen, Pressefreiheit und Respekt für die Menschenrechte.









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