Darmstadt: „Mehrkosten von zehn Millionen Euro sind nicht finanzierbar“


02 Jun 2010 [19:33h]     Bookmark and Share



Staatsministerin Kühne-Hörmann: Erweiterungsneubau für Landesmuseum Darmstadt muss verschoben werden / Messelbau wird wie geplant saniert

Wiesbaden / Darmstadt – Für die Sanierung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt sind rund 51 Millionen Euro im Landeshaushalt veranschlagt. Mit der Renovierung des historischen Messelbaus war im Juni 2009 begonnen worden. Dabei haben sich nun aufgrund von Baupreissteigerungen und unvorhersehbaren Gegebenheiten an dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude Mehrkosten von etwa zehn Millionen Euro ergeben. „In Anbetracht der gegenwärtigen Haushaltslage ist es leider nicht möglich, diesen Betrag zusätzlich zur Verfügung zu stellen“, sagte Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann bei einer Pressekonferenz im Interimsquartier des Museums in Darmstadt. „Um den genannten, im Haushalt verankerten Kostenrahmen einzuhalten, muss daher der geplante Erweiterungsneubau bis 2015 oder 2016 verschoben werden. Die Sanierung des Messelbaus hat Vorrang und wird wie vorgesehen zügig fertig gestellt.“

Der dem historischen Hauptgebäude benachbarte so genannte Kargelbau wird aus diesem Grund jetzt nicht, wie bisher geplant, durch einen Neubau ersetzt, sondern bis zur Realisierung des Erweiterungsbaus für Ausstellungszwecke hergerichtet und genutzt. Fehlende Flächen werden dadurch ausgeglichen, dass Depots und Werkstätten länger ausgelagert bleiben. „Auf diese Weise können zusammen mit dem Messelbau auch während der Übergangszeit alle wichtigen Ausstellungsbereiche des Landesmuseums präsentiert werden“, hob die Ministerin hervor. „Auch wenn die Verschiebung des Erweiterungsbaus schmerzlich ist, so ermöglicht doch das geänderte Museumskonzept, alle wichtigen Funktionen für die Übergangszeit zu gewährleisten. Die bedeutenden kunst- und naturgeschichtlichen Sammlungen des Hauses erhalten einen angemessenen Rahmen“, bekräftigte Kühne-Hörmann.

Die Mehrkosten beim Messelbau ergeben sich insbesondere durch Baupreissteigerungen, die Mehrwertsteuererhöhung und Ausschreibungsergebnisse, die über den Schätzungen lagen. Außerdem sind unvorhergesehene Arbeiten in dem denkmalgeschützten Altbau erforderlich geworden. Als nach der Räumung des Hauses Deckenverkleidungen abgebaut werden konnten, wurden beispielsweise Stahlträger sichtbar, die nicht den brandschutzrechtlichen Anforderungen entsprechen. Außerdem musste die zum Teil fehlende Gebäudesohle zusätzlich betoniert werden, obwohl in den alten Plänen eine Sohle eingezeichnet war. Fenster können teilweise nicht wie geplant saniert, sondern müssen erneuert werden.

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zählt zu den ältesten deutschen Museen in öffentlichem Besitz. Seine Anfänge reichen bis in die siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1897 und 1906 wurde unter Großherzog Ernst Ludwig nach Plänen des Architekten Alfred Messel ein Neubau für die bis dahin im Schloss untergebrachten Sammlungen errichtet. Der 1906 eröffnete Messelbau galt als einer der fortschrittlichsten Museumsbauten der damaligen Zeit. Er wurde wegen seiner Licht- und Wegeführung und der aus dem jeweiligen Charakter der Sammlungen entwickelten Architektur in den Bauzeitschriften der Jahrhundertwende gerühmt und hat zahlreiche spätere Museumsbauten beeinflusst. Alfred Messel gilt als einer der Wegbereiter der Moderne. „Der Messelbau gehört mithin zum bedeutenden architektonischen Erbe in Hessen, das wir für künftige Generationen bewahren wollen“, sagte die Ministerin.

Der dringende Grundinstandsetzungsbedarf im Messelbau werde natürlich erfüllt, fügte Kühne-Hörmann hinzu und verwies auf die ständig gestiegenen Anforderungen an Brandschutz, Arbeitssicherheit und klimatische Bedingungen sowie die konservatorischen Notwendigkeiten zur Aufbewahrung der international bedeutenden Bestände. Auch die Anforderungen an einen Museumsbetrieb hätten sich in den 100 Jahren seit der Errichtung des Gebäudes geändert.

Trotz der Schließung des Museums während der Bauarbeiten ist nicht alles der Öffentlichkeit entzogen: Die prominenteren Bestände haben in anderen größeren und kleineren Museen Deutschlands Aufnahme gefunden: in Berlin, München, Karlsruhe, Stuttgart, Köln, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden, aber auch in Dieburg und Bingen. Darüber hinaus reisen einige speziell zusammengestellte Sonderausstellungen durch die Welt. Sie sind in Norwegen, Frankreich, Luxemburg, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Spanien, in den USA und den Niederlanden zu Gast, wo sie für die reichhaltigen Sammlungen Hessens werben. Auch in Darmstadt bleibt das Landesmuseum präsent durch Ausstellungen in Kooperation mit der Schader-Stiftung, durch die Aktivitäten in der Außenstelle an der Kirschenallee und im Informationszentrum am Luisenplatz.

Aufgrund der nun erforderlichen Umplanungen wird sich der bisher für den Messelbau vorgesehene Fertigstellungstermin im Sommer 2012 wahrscheinlich auf Ende 2012 verschieben.









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