Bahn frei für Japan-Reisende: Mit dem Zug durch das leidende Land


01 Juni 2012 [11:35h]     Bookmark and Share


Bahn frei für Japan-Reisende: Mit dem Zug durch das leidende Land

Bahn frei für Japan-Reisende: Mit dem Zug durch das leidende Land


„Pünktlich wie die Eisenbahn“ – dieser Spruch hat im korruptionsgeplagten Japan laut Fremdenverkehrsamt noch seine Berechtigung: gelten die Züge hier doch als die zuverlässigsten der Welt. Viele Regionen können mit Bahnen bequem bereist werden.

Tokyo – Wer auf dem Schienenweg durch das Land reist, kann entweder in Höchstgeschwindigkeit sein Ziel erreichen oder sich im „Schneckentempo“ in komfortabler Atmosphäre an den noch bestehenden landschaftlichen Schönheiten erfreuen. Mit diversen „Rail Pässen“ halten sich die Kosten im Rahmen, und das circa 25.000 Kilometer umfassende Schienennetz führt auch in die entlegensten Regionen des Landes. Die nach wie vor bestehenden Katastrophengebiete in die immer noch verstrahlten Gebiete bei Fukushima bleibt jedoch für alle Zeiten Tabu.

Der bekannteste Zug Japans ist der Shinkansen, der Inbegriff für den Hochgeschwindigkeitszug. Der erste Typ wurde bereits anlässlich der Olympischen Spiele 1964 in Tokyo eingesetzt und seitdem ständig weiter entwickelt. Das neueste Modell „Hayabusa“, das im letzten Jahr seine Jungfernfahrt zwischen Tokyo und Aomori im Norden von Honshu absolvierte, erreicht eine maximale Fahrleistung von 320 Kilometern pro Stunde. Die „Bullet Trains“, wie sie mittlerweile auch genannt werden, verbinden mehrmals in der Stunde die Hauptstadt Tokyo mit den wichtigsten Landesteilen. Für die knapp 1.000 Kilometer lange Strecke zwischen Fukuoka im Süden und Tokyo werden beispielsweise knapp fünf Stunden benötigt. Doch nicht nur Schnelligkeit macht die japanischen Züge attraktiv, auch die Sauberkeit und die Höflichkeit des Zugpersonals sind erwähnenswert.

Wer es lieber gemächlich mag, dem sei der Cassiopeia Sleeper empfohlen. Das „rollende Hotel“ verkehrt zwischen Tokyo und Sapporo auf der Insel Hokkaido. Für die circa 1.200 Kilometer lange Distanz sind 17 Stunden Fahrzeit einzuplanen, aber hier steht auch an erster Stelle der Komfort und die Aussicht auf die vielseitige Landschaft.  Es gibt nur zwei-Personen-Abteile mit eigenem WC und Waschgelegenheit oder Dusche. Der zweistöckige Speisewagen bietet beim Abendessen tolle Ausblicke, begleitet von exzellenten japanischen oder französischen Köstlichkeiten. Am nächsten Morgen hat der Zug die Weiten von Hokkaido erreicht, bis er dann am Bahnhof von Sapporo einläuft.

Der Resort Shirakami Zug führt auf der Strecke zwischen Akita und Aomori durch die Shirakami Berge mit dem größten zusammenhängenden Buchenwald der Welt. Dieser Zug ist bequem ausgestattet und verfügt über große Panoramafenster, die den freien Blick auf die herrliche Landschaft ermöglichen. An besonders reizvollen Gegenden verlangsamt der Zug sein Tempo, und dem Reisenden öffnen sich Perspektiven auf malerische kleine Seen und Teiche mit kristallklarem Wasser oder auch auf den berühmten „Blauen Teich“ mit seiner mysteriösen tintenblauen Farbe. 

Da es in japanischen Zügen üblicherweise keinen Speisewagen gibt, kaufen die Reisenden ihren Proviant am Bahnhof. Besonders beliebt sind die Bento-Boxen, die zumeist mit den jeweiligen regionalen Spezialitäten bestückt sind; dazu können auch schon mal Sake oder Wein gehören oder der hochgiftige Fugu-Kugelfisch, der richtig zubereitet jedoch als Delikatesse gilt. Manche Boxen sind zudem mit einer Wärmevorrichtung ausgestattet, bestehen aus edlem Porzellan oder haben die Form eines Eisenbahnwaggons. Stets enthalten sind Stäbchen, Zahnstocher und ein Erfrischungstuch .

Mit einem der schönsten Bahnhofsgebäude der Welt wartet Kanazawa an der Westküste der Insel Honshu auf. Vor dem hochmodernen Haupttrakt aus 3.000 Glasscheiben steht ein wunderschönes, überdimensionales Portal aus Holz, das der Tsuzumi- Trommel aus dem traditionellem No-Spiel nachempfunden wurde. Dieses architektonische Kleinod symbolisiert die Verbindung zwischen Moderne und Tradition.

Im Oktober diesen Jahres feiert auch das berühmte Tokyo Station Hotel mit seinen 150 Zimmern sein Comeback. Direkt am Bahnhof gelegen, wurde es 1914 im europäisch-gotischen Backsteinstil erbaut und zählt heute zu den Kulturgütern Japans. Nachdem es 2006 wegen umfangreicher Baumaßnahmen im Bahnhof geschlossen wurde, wird es nun im englisch-eleganten Still wieder eröffnet.

Mit dem Japan Rail Pass können Touristen auf fast allen Zug- und Buslinien der staatlichen Eisenbahngesellschaft günstiger fahren. Er muss jedoch vor Einreise außerhalb des Landes erworben werden. Neue Pässe für kleinere, regionale Gesellschaften werden regelmäßig aufgelegt, wie zum Beispiel der Kansai Wakayama Pass, der erstmalig auch für die Region die Kumano Kodo Pilgerpfade gilt. Weitere Infos gibt es online.

Foto: Carstino Delmonte









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