Die Commerzbank stärkt ihr Staatsfinanzierungsgeschäft (Public Finance) mit der Verschmelzung der Hypothekenbank in Essen AG (Essen Hyp) auf die Eurohypo AG. Die Bündelung der Kräfte und ein einheitlicher Marktauftritt stellen das in der Eurohypo seit langem erfolgreiche Geschäftsmodell Public Finance auf eine noch breitere Basis.
Die Verschmelzung soll rückwirkend zum 1. Januar 2008 mit wirtschaftlicher Wirkung erfolgen. Die Commerzbank-Gruppe hatte die Essen Hyp Anfang 2008 durch den Erwerb des zuvor von der Dr. Schuppli-Gruppe gehaltenen 49-prozentigen Anteils vollständig übernommen.
„Mit ihrem Staatsfinanzierungsgeschäft gehört die Commerzbank-Gruppe schon jetzt zu den führenden Anbietern in Europa. Wir wollen in der neuen Struktur weiter profitabel wachsen und uns noch stärker international verankern. Wir greifen an und streben künftig einen Platz unter den Top-Zwei der europäischen Staatsfinanzierer an“, gibt Michael Reuther, zuständiges Vorstandsmitglied der Commerzbank, die Richtung vor. „Strategie und Ziele sind klar definiert: Strukturierte Produktlösungen, noch mehr Kundenorientierung und Konzentration auf margenstarkes Geschäft.“ Auch Eurohypo-Vorstandschef Bernd Knobloch unterstreicht die Vorteile der Zusammenlegung: „Das ist ein echter Vorteil für unsere Kunden und für die Gruppe. Wir haben einen hervorragenden Namen und sind der größte Emittent im Pfandbriefmarkt. Wir wachsen und gewinnen weiter an Schlagkraft.“
Die Eurohypo hat das Geschäftsmodell ihres Bereichs Public Finance seit 2005 konsequent weiterentwickelt. Kern ist eine aktive Portfoliosteuerung. Das Anlagespektrum wurde in Richtung strukturierte Produkte erweitert. Wie in der Immobilienfinanzierung steht heute zudem das weltweite Geschäft im Mittelpunkt der Strategie. Bereits 54% der Neuzusagen in der Staatsfinanzierung kommen aus Ländern außerhalb Deutschlands. Darüber hinaus hat die Eurohypo begonnen, eine europäische Origination aufzubauen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Bündelung und der Ausbau der Public-Private-Partnership-Aktivitäten der Essen Hyp und der Eurohypo in Zusammenarbeit mit der Commerzbank. Hier konnte die Eurohypo zuletzt eine Reihe von Landmark-Deals abschließen, etwa die Finanzierung eines Projektes zum Bau und zur Sanierung von 32 Schulen in Hamburg.
Auch das Commercial Real Estate-Geschäft der Essen Hyp wird künftig von der Eurohypo fortgeführt; das Retailkreditgeschäft soll in den Verantwortungsbereich des Konzerns übergehen. Mit der Verschmelzung werden die Aktivitäten der Essen Hyp am Standort Essen aufgegeben. Den insgesamt 203 Mitarbeitern der Essen Hyp sollen in der Commerzbank-Gruppe Positionen im Rhein-Main-Gebiet sowie in Nordrhein-Westfalen angeboten werden.
Schon Ende 2007 wurde damit begonnen, die Geschäfts- und Risikostrategie der Essen Hyp umzustellen. Trotz zu erwartender Belastungen aus der Neuausrichtung des Geschäftsmodells rechnet die Commerzbank für den Bereich Public Finance im laufenden Geschäftsjahr 2008 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. „Für das Jahr 2010 erwarten wir im Segment Public Finance & Treasury bereits ein operatives Ergebnis von 250 – 300 Millionen Euro“, so Reuther.
Die Essen Hyp, die sich auf Staatsfinanzierung konzentriert, hatte per 30. September 2007 eine Bilanzsumme von rund 93 Milliarden Euro (HGB). Die Bilanzsumme der Eurohypo lag zum 30. September 2007 bei rund 218 Milliarden Euro (IFRS). Auch das künftig erweiterte Staatsfinanzierungsgeschäft wird im Vorstand der Eurohypo von Henning Rasche geleitet.