Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Post World Net haben ein Programm zur umfassenden Neuausrichtung des DHL US-Express-Geschäfts verabschiedet. Kernpunkte sind die Reduzierung von Kosten in der Bodeninfrastruktur und eine Zusammenarbeit mit UPS beim Lufttransport.
Die Unternehmen planen, einen Vertrag abzuschließen, der die Übertragung des Lufttransports der nationalen und internationalen Produkte von DHL Express innerhalb von Nordamerika an UPS vorsieht.
Darüber hinaus wird die DHL-Infrastruktur an das tatsächliche Sendungsvolumen angepasst: Das Unternehmen wird das Transportnetzwerk am Boden straffen und neu zuschneiden, um die Kapazitäten mit den Bedürfnissen der Kunden in Einklang zu bringen. Dabei bleiben die Marktpräsenz, das Produktportfolio und die flächendeckende Belieferung aller DHL-Kunden in vollem Umfang erhalten. Insgesamt werden weniger als 4 Prozent aller Sendungen in den USA betroffen sein. DHL wird weiterhin unter eigener Marke und mit vollem Engagement im US-Markt tätig sein, der einer der wichtigsten Märkte für das globale DHL-Netzwerk bleibt.
Grundstein für die Zukunft
Das Programm wird zu einer nachhaltigen Verbesserung der Ergebnissituation bei DHL Express USA führen und einen soliden Grundstein für ein effizienteres, kundenorientiertes Geschäft in der Zukunft legen. Für dieses Jahr wird ein Verlust von $1,3 Milliarden für DHL Express USA vorausgesagt. Mithilfe der Maßnahmen wird das Unternehmen in der Lage sein, im Jahr 2010 rund $800 Millionen und im Jahr 2011 rund $1 Milliarde an Kosten einzusparen. Auch das Ergebnis wird sich dementsprechend verbessern, wobei erste Resultate der Restrukturierung schon nächstes Jahr zu sehen sein werden. Die Kosten für den Restrukturierungsplan werden sich auf bis zu $2 Milliarden belaufen.
Aufgrund der Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA erwartet die Deutsche Post World Net für den Unternehmensbereich EXPRESS nun ein EBIT von rund 400 Millionen Euro vor Einmaleffekten für das Jahr 2008 im Vergleich zu ihrer vorherigen Prognose von rund 500 Millionen Euro. Auch der Konzernausblick wird dementsprechend angepasst. Die Erwartung liegt nun statt des vorherigen Ausblicks von rund 4,2 Milliarden Euro EBIT vor Einmaleffekten bei rund 4,1 Milliarden Euro.
„Wir haben versprochen, dass wir unser Kapitalmarktprogramm Roadmap to Value mit Nachdruck umsetzen und die finanzielle Performance bislang schwacher Geschäfte deutlich verbessern“, sagte Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post World Net, auf einer Pressekonferenz in Bonn. „Ich bin zuversichtlich, dass wir im besten Interesse unserer Kunden, Mitarbeiter und Investoren den Weg für eine nachhaltige Entwicklung unseres Express-Geschäfts in den USA gefunden haben.“ Appel betonte, dass DHL nun den Herausforderungen des schwierigen US-Expressmarkts wesentlich besser begegnen könne: „Unsere Kunden werden auch weiterhin von einem erstklassigen Service profitieren, dem sie dank unseres weltweit führenden Netzwerks vertrauen.“
Die Hauptpunkte des verabschiedeten Programms
- Verringerung von Kapazitäten in der Bodeninfrastruktur um 30 Prozent durch:
- Zusammenlegung und Schließung kleinerer Standorte wie Sortierzentren zu moderneren, größeren Standorten, um die Gesamtzahl um ca. 34 Prozent zu verringern
- Rationalisierung von Abhol- und Lieferrouten um 17 Prozent, inklusive verbesserter Routenpläne für Kuriere, Vermeidung von Stoßzeiten in den Prozessen sowie Anpassungen der Personaleinsatzpläne
- Rationalisierung des Transportnetzwerks am Boden um 18 Prozent durch effizienteren Einsatz von Kapazitäten und verringerter Präsenz in weniger dicht besiedelten Gebieten.
- Geplante Vereinbarung mit UPS über den Lufttransport der nationalen und internationalen Sendungen von DHL Express USA innerhalb Nordamerikas
- Kürzung der Verwaltungs- und Overhead-Kosten
Der künftige Vertrag mit UPS bedeutet, dass DHL Express in Nordamerika nur noch mit einem einzigen Partner beim Lufttransport zusammenarbeiten wird. Das Kurier- und Straßennetzwerk wird DHL behalten und alle Leistungen gegenüber den Kunden weiter wie gewohnt anbieten. Die Vereinbarung, nach Struktur und Umfang ein effizientes Modell in der Expressbranche, wird über einen Zeitraum von zehn Jahren laufen und die Zusammenarbeit voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres beginnen. Der geplante Vertrag bringt sowohl DHL als auch UPS wesentliche finanzielle Vorteile im US-Expressmarkt, der angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Abschwächung einer der schwierigsten Märkte weltweit ist.
Neuordnung des Netzwerks
„Unser zukünftiger Schwerpunkt wird dort sein, wo es unsere Kunden am meisten erwarten und benötigen“, sagte John Mullen, Vorstandsmitglied der Deutschen Post World Net und CEO von DHL Express. „Die umfassende Neuordnung unseres Netzwerks wird es uns erlauben, die Verlässlichkeit unseres Services noch weiter zu verbessern und gleichzeitig unnötige Kosten zu sparen.“
Die strategische Priorität wird nun sein, die Zuverlässigkeit des Services aufrecht zu erhalten. Außerdem soll das Wachstum in profitableren Marktsegmenten beschleunigt werden, etwa durch den Ausbau neuer Kundenkanäle wie die kürzlich vereinbarte Partnerschaft mit der Drogeriekette Walgreens. Außerdem wird DHL in Zukunft restriktiver sein bei der Annahme von Aufträgen aus weniger dicht besiedelten Gebieten sowie die Vorteile der Kapazitätsanpassungen und Kosteneinsparungen zu Gunsten eines schlankeren und stärker fokussierten Landtransportgeschäfts nutzen.
Für die Umsetzung des Restrukturierungsplans wurde kürzlich die Ernennung von Ken Allen zum CEO von DHL Express USA bekannt gegeben. Allen blickt bei der Umsetzung von Umstrukturierungen bei DHL auf eine langjährige Erfahrung zurück. In seiner vorherigen Rolle als CEO von DHL Express Osteuropa, Naher Osten und Afrika gelang es Allen, Umsatz und Margen innerhalb von zwei Jahren zu verdoppeln. Darüber hinaus hat sein Einsatz als CEO von DHL Express Kanada dazu geführt, dass die Jahre negativer Entwicklung gestoppt werden konnten und der Bereich heute ein Umsatz- und Ergebnisbringer im Konzern ist.
Bild: Deutsche Post