Trotz des Rückgangs der Bevölkerung wird die Nachfrage nach Wohnungen in Deutschland bis 2020 noch steigen. Grund hierfür ist das weitere Anwachsen der Haushaltszahlen durch einen ungebrochenen Trend zur Singularisierung.
Erst auf lange Sicht gesehen wird sich die demografische Entwicklung – und hier insbesondere die starke Abnahme der für den Wohnungsbau besonders wichtigen Bevölkerungsgruppe der 30-49jährigen Personen um mindestens ein Drittel bis 2050 – zu einem Rückgang von Wohnungsbedarf und Wohnungsneubau führen. Zu diesem Ergebnis kommt die KfW-Studie „Perspektiven der Wohnwirtschaft“. Die bis 2020 prognostizierte zusätzliche Wohnungsnachfrage wird sich demnach vor allem auf Wachstumsregionen beschränken. Während die Zahl der Haushalte in den neuen Ländern schon ab 2015 sinken wird, setzt diese Entwicklung in den alten Bundesländer erst nach 2020 ein.
Während der Wohnungsneubau mittel- und langfristig weiter an Bedeutung verliert, wird der Anteil an Investitionen in den Wohnungsbestand immer größer, schreiben die KfW-Volkswirte. Schwerpunkte der Modernisierung dürften dabei die Bereiche Energiesparen und altersgerechtes Wohnen sein. Die Alterung der Bevölkerung in Deutschland wird eine Nachfrage steigernde Wirkung auf den Wohnungsmarkt haben: Bis zum Jahr 2020 könnten zusätzlich 800.000 Wohnungen für alte Menschen gebraucht werden. Der altengerechte Umbau des Wohnungsbestandes wird daher als eine der zentralen Aufgaben für Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik in den nächsten Jahrzehnten angesehen. Eine Schätzung der Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft geht davon aus, dass durch die Schaffung von einer Million barrierefreien bzw. barrierearmen Wohnungen die Pflegekassen und Sozialhaushalte um 15 bis 20 Mrd. EUR entlastet werden können. Der altengerechte Umbau des Wohnungsbestandes kann daher, in Verbindung mit geeigneten ambulanten Pflegeangeboen, maßgeblich dazu beitragen, eine Kostenexplosion bei den Hilfs- und Pflegeleistungen zu verhindern.
Neben der energetischen Sanierung des Wohnungsbestandes stellt die Förderung der Wohneigentumsbildung eine weitere zentrale Herausforderung für die Wohnungspolitik dar. Selbst genutztes Wohneigentum leistet den größten Beitrag zur privaten Altervorsorge in Deutschland und darf daher nach Ansicht der KfW-Volkswirte gegenüber anderen Vermögensanlagen nicht vernachlässigt werden. Vor allem jungen Familien mit Kindern ermöglicht die Wohneigentumsförderung den Erwerb eines eigenen Heims. Sie ist daher Altersvorsorge in zweifacher Hinsicht. Werden die Rahmenbedingungen zur Bildung selbst genutzten Wohneigentums nicht verbessert, so wird Deutschland mit einer Wohneigentumsquote von nur 43 % weiterhin das Schlusslicht in Europa bleiben. Lediglich die Schweiz weist eine geringere Quote auf.
Vor allem in den neuen Bundesländern, aber auch in den strukturschwachen Regionen Westdeutschlands, besteht ein erheblicher und in Zukunft noch größer werdender Handlungsdruck in der Stadtentwicklung. Die gravierenden finanziellen Engpässe in vielen Kommunalhaushalten und das damit einhergehende Investitionsdefizit machen es notwendig, die verfügbaren Mittel noch effizienter einzusetzen und verstärkt private Investoren für die Finanzierung von Stadtentwicklungsvorhaben zu gewinnen. Wenn Investitionen in Stadtumbaugebieten keine angemessene Rendite versprechen, müssen geeignete Finanzierungs- und Förderangebote unterbreitet und lohnende Perspektiven aufgezeigt werden. Der von der KfW initiierte Expertenkreis Stadtentwicklung schlägt vor, angesichts des Investitionsdefizits in Problemregionen einen bundesweiten „Stadtentwicklungsfonds Wohnen“ aufzulegen, der Investitionskredite mit einer besonderen Zinspräferenz vergibt. Die Förderung des Wohneigentums sollte in Zukunft zur Schlüsselstrategie bei der Stadtentwicklung werden, um die Wohnungsnachfrage in vorhandene Siedlungsgebiete zu lenken und Leerstände zu reduzieren.
Service:
Die KfW-Studie „Perspektiven der Wohnwirtschaft“ finden Sie im Internet unter www.kfw.de im Bereich Research.