Die größte Metropolregion der Welt ist von
Vulkanen umzingelt. Doch Notfallpläne gibt es nicht, berichtet die Zeitschrift „Wunderwelt Wissen“.
München – Schon eine Schicht von nur einem Zentimeter Vulkanasche würde im Großraum Tokio, der über 35 Millionen Einwohner zählt, zu dramatischen Zuständen führen, warnt Toshitsugu Fujii. Der emeritierte Professor für Vulkanologie von der Universität Tokio leitet ein Institut für Katastrophenschutz. Das Szenario „Vulkan trifft Megastadt“ habe die Welt noch nicht gesehen, sagt er. Transportnetze und Kommunikationssysteme würden zusammenbrechen. Ab mehreren Zentimetern Asche würden Pflanzen abzusterben beginnen; Gemüse würde ungenießbar werden. Die Versorgung von Millionen Menschen wäre gefährdet.
Fujii beklagt, dass die größte Metropole der Welt völlig unzureichend vorbereitet sei und sich zu sehr auf den Schutz vor Erdbeben und Tsunamis konzentriere. Kein Zeitgenosse könne sich mehr an die stärksten Ausbrüche erinnern. Deshalb erscheine die Gefahr nicht so groß wie die von Erdbeben, die jeder Japaner schon unzählige Male gespürt hat.
Japan liegt auf dem pazifischen Feuerring und zählt 110 aktive Vulkane, inklusive unterseeischen und jenen auf den von Russland beanspruchten Kurilen-Inseln. Bei 80 von ihnen würde ein Ausbruch die Menschen unmittelbar betreffen. 47 Vulkane werden Tag und Nacht überwacht, erklärt Toshitsugu Fujii. Vor allem mit Seismografen des japanischen Wetteramtes. Ob das genügt, stellt zurzeit ein neuer Gefahrenherd in Frage: Unlängst versetzten Bewegungen der Erdkruste in den Hakkoda-Bergen, die nicht unter Beobachtung stehen, die Forscher in Unruhe. Im Ernstfall bliebe nicht viel Zeit für die Evakuierung. Vulkanausbrüche kündigen sich maximal eine Woche, meist nur wenige Tage oder Stunden im Voraus an.
Foto: Carstino Delmonte