Am 1. August 2008 beginnt am Bodensee eine neue Zeitrechnung in der Seenotrettung. In der T-City Friedrichshafen geht ein Hilferufsystem probeweise an den Start, das es Wassersportlern erlauben wird, mit einereinzigen Handy-Berührung die zuständige Rettungsleitstelle zu alarmieren.
Die Hilferufe beinhalten alle erforderlichen Informationen, um die in Notgeratenen Skipper präzise zu orten und ihnen schnellstmöglich zu helfen. Da bislang nur eine Minderheit der auf dem See zugelassenen Boote mitprofessioneller Funktechnik ausgestattet ist, wird das neue System die Sicherheitslage deutlich verbessern.
Der von der Deutschen Telekom Tochter T-Mobile entwickelte Hilferuf greift die Anforderungen der für Straßenfahrzeuge geplanten EU-Richtlinie zum eCall auf und nutzt das satellitengestützte Globale Positionsbestimmungssystem (GPS), um die Position der Boote automatisch zu übermitteln. Nach seiner erfolgreichen Erprobung auf dem Bodensee soll der Hilferuf in weiteren Outdoor-Sportarten zum Einsatz kommen.
Ab Anfang August werden Segler des Württembergischen Yacht-Clubs(WYC) den Hilferuf vier Monate lang testen. Den Testfahrern des in Friedrichshafen beheimateten Vereins werden GPS-fähige Mobilfunkgeräte vom Typ T-Mobile MDA Compact IV zur Verfügung gestellt. Die Segler können ihren Namen, persönliche medizinische Anamnese-Informationen sowie Angaben zu Farbe, Größe, Kennzeichen und Typ ihrer Boote hinterlegen. Ist die Hilferuf-Applikation aktiviert, erscheint auf dem Handy-Display ein roter Button. Nach Berührung des Buttons startet ein von Warnsignalen begleiteter kurzer Countdown, während dessen der Segler den Vorgang noch abbrechen kann. Im Anschluss daran werden seine Positions- und Stammdaten an ein Callcenter übertragen. Die Position des Seglers wird in einer Karte angezeigt. Bei Bedarf lassen sich weitere Details zur Lage vor Ort erfragen. Abschließend kann der Callcenter-Agent den Hilferuf an die zuständige Polizei übermitteln.
„In einem so großen Gebiet wie dem Bodensee ist es schwierig, schnell Hilfe zuleisten, weil viele Wassersportler ihre genaue Position nicht bestimmen können. Besonders schwierig wird es bei Schlechtwetterlagen mit eingeschränkter Sicht“, erklärt Ferdinand Tempel, Leiter der T-City-Repräsentanz der Deutschen Telekom. „Die Erfahrung lehrt, dass die meisten Freizeitkapitäne ohne Karte aufbrechen. Und im Gegensatz zur Lage in den Küstengewässern treffen wir auch Funkgeräte eher selten an. Wenn das satellitengestützte Hilferufsystem die bestehenden Informations- und Kommunikationsdefizite behebt, können Rettungskräfte schneller informiert werden. Da sie nicht länger nach den Booten suchen müssen, werden sie den Einsatzort deutlich schneller erreichen“, sagt Eckart Diesch, Präsident des Württembergischen Yacht-Clubs.
Über T-City
Die Deutsche Telekom hatte im Mai 2006 den T-City Wettbewerb für Städte zwischen 25.000 und 100.000 Einwohnern ausgelobt. Zum Einsendeschluss am 31. Oktober 2006 hatten 52 Städte ihre Bewerbung abgegeben. Der Wettbewerb hat das Ziel, am Beispiel einer Stadt aufzuzeigen, welche Chancen und Potenziale in der flächendeckenden, durchgängigen Nutzung moderner Technologien liegen. Der Gewinner des Städtewettbewerbs ist Friedrichshafen. Neun weitere Teilnehmer-Städtebelegten zweite Plätze, die mit Sachleistungen im Wert von jeweils 50.000Euro zur Umsetzung ihrer Projektideen für mehr Lebensqualität durch Vernetzung dotiert sind.