Deutsche sind persönlich zuversichtlich


04 Sep 2008 [09:14h]     Bookmark and Share



Sommerzeit, Ferienzeit. Für viele Menschen sind das die schönsten Wochen des Jahres. Entsprechend stabil ist auch der Zuversichtswert der Deutschen im zweiten Quartal dieses Jahres – zumindest, was die persönliche Situation betrifft.

Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der monatlich durchgeführten Interviews zum Allianz Zuversichtsindex, einer Studie der Allianz Deutschland AG in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim.
 
Im Südwesten Deutschlands besonders viele Optimisten
Die Einschätzung der aktuellen persönlichen Lage der Deutschen zeigt sich im Sommer 2008 als recht ausgewogen: Jeder Zweite (52 Prozent) beurteilt seine momentane Situation als „gut“ oder „sehr gut“. Allen voran die Menschen in Baden-Württemberg: Im Südwesten des Landes antworten sogar zwei von drei Befragten (65 Prozent) optimistisch, wenn sie an ihre persönliche Situation denken. Damit erreichen die Badener und Württemberger den ersten Platz vor den Rheinland-Pfälzern (63 Prozent) und den Hessen mit 62 Prozent.
 
Die östlichen Bundesländer liegen – bis auf die Menschen in Sachsen (56 Prozent) – unter dem Bundesdurchschnitt (52 Prozent). Am skeptischsten zeigen sich die Brandenburger: Nur rund ein Drittel (35 Prozent) schätzt die aktuelle persönliche Situation derzeit positiv ein. Allerdings ist das Ergebnis besser als im Frühjahr: Im ersten Quartal antworteten lediglich 29 Prozent der Befragten im Nordosten der Republik mit „gut“ oder „sehr gut“.
 
Die Allianz Zuversichtsstudie wurde in diesem Quartal nicht nur in Deutschland durchgeführt, sondern erstmalig auch in neun weiteren europäischen Ländern. Im Europavergleich mit diesen Ländern belegen die Deutschen in der Einschätzung der aktuellen persönlichen Lage den dritten Platz (56 Prozent) hinter den Österreichern (64 Prozent) und Griechen (60 Prozent).
Aktuelle persönliche Lage stimmt positiver als die Lage Deutschlands
 
Was die Einschätzung der nationalen Lage angeht, herrscht im Sommer 2008 eher ein Stimmungstief. Besonders skeptisch sehen die insgesamt 2000 Befragten die momentane Lage der Nation. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) gibt an, die derzeitige Gesamtsituation in Deutschland als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ zu beurteilen. Lediglich 19 Prozent der Befragten antworten hier mit „gut“ oder „sehr gut“. Schon seit März 2008 wächst die Sorge der Menschen. Doch so wenig positiv wie im Sommer dieses Jahres wurde die Situation Deutschlands seit Beginn der Erhebungen zum Allianz Zuversichtsindex im Oktober 2007 noch nie beurteilt.
 
Dämpfend auf die nationale Laune wirken unter anderem die aktuellen Diskussionen um entscheidende, das Leben bestimmende Themen der Deutschen. „Die größer werdende Schere zwischen sinkenden Nettoeinkommen und steigender Inflationsrate, die steigenden Benzin- und Ölpreise sowie die Diskussionen um die Altersteilzeit oder die Rentenerhöhung drücken die Stimmung derzeit massiv“, sagt Professor Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim, der die Allianz Zuversichtsstudie wissenschaftlich begleitet. „Die sinkende Zuversicht der Menschen erklärt auch die jüngste Eintrübung beim GfK-Konsumklimaindex sowie beim ifo-Geschäftsklimaindex.“
 
Auch beim Blick in die Zukunft erscheint das Privatleben rosiger
Ihre persönliche Zukunft sehen die Deutschen ebenfalls deutlich zuversichtlicher (54 Prozent) als die Entwicklung des Landes. Denn nur jeder Fünfte (21 Prozent) empfindet Zuversicht beim Gedanken an die Zukunft Deutschlands. Für die Zukunft ihres Privatlebens mit Abstand am optimistischsten sind auch hier wieder die Baden-Württemberger (69 Prozent). Die Schleswig-Holsteiner belegen mit 63 Prozent zuversichtlicher Antworten den zweiten Platz, die Hessen mit 60 Prozent Platz drei. In Sachsen-Anhalt ist der Optimismus für die eigene Zukunft mit 42 Prozent bundesweit am niedrigsten. Hier ist seit dem Frühjahr 2008 (48 Prozent) die persönliche Zuversicht um sechs Prozentpunkte gesunken.
 
Ein Vergleich der Bundesrepublik Deutschland mit den anderen untersuchten europäischen Ländern zeigt: „Die Deutschen sind nicht die Miesepeter Europas. Denn wenn es um die persönliche Zukunft geht, sind nur die Österreicher noch zuversichtlicher“, so Brettschneider. Bemerkenswert: Das Bundesland Baden-Württemberg hat sogar bessere Werte als alle befragten europäischen Staaten. In keinem der insgesamt zehn untersuchten Ländern sind die Menschen optimistischer sowohl bei der Einschätzung der aktuellen Situation im Privatleben als auch bei der persönlichen Zuversicht für die kommenden zwölf Monate als die Menschen im Südwesten Deutschlands.
 
Wachsende Sorge bei den gesetzlichen Vorsorgesystemen
Nach wie vor zeigen sich Männer zuversichtlicher als Frauen. Das gilt für das Privatleben ebenso wie für die Perspektiven Deutschlands. Am optimistischsten, was die eigene Zukunft (68 Prozent) und die Zukunft Deutschlands (31 Prozent) angeht, sind junge Menschen bis zum Alter von 20 Jahren. Auch Befragte über 65 sehen die weitere Entwicklung des Landes recht positiv (27 Prozent). Am skeptischsten für die Perspektiven Deutschlands ist die Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen (20 Prozent).
Wenig verwundert, dass die Zuversicht mit der Höhe des Einkommens wächst: Wer am meisten verdient, zeigt auch die höchste Zuversicht. Und die größten Zuversichtsfaktoren der Deutschen überhaupt sind nach wie vor: das Zuhause (80 Prozent) sowie die Familie und Freunde (65 Prozent). Was die Situation der Arbeitsplätze betrifft, gehen die Meinungen auseinander: Für den eigenen Job ist fast jeder Zweite (48 Prozent) – wenn auch im längerfristigen Vergleich mit Schwankungen – optimistisch. Während die Sicherheit der Arbeitsplätze generell sehr viel skeptischer eingeschätzt wird: Nur jeder Fünfte (21 Prozent) glaubt an deren Stabilität.
 
Am sorgenvollsten sind die Antworten zur gesetzlichen Pflege- und Krankenversicherung (vier Prozent) sowie zur gesetzlichen Rente (vier Prozent). Damit ist die Zuversicht der Deutschen in die staatlichen Vorsorgesysteme an einem Tiefpunkt angelangt. „Die Bürger scheinen zunehmend zu erkennen, dass die umlagefinanzierten sozialen Sicherungssysteme des Staates an ihre Grenzen stoßen. Wem das bewusst ist, der kann hinsichtlich dieser Systeme auch nicht mehr zuversichtlich sein,“ sagt Ulrich Rumm, Vorstandsmitglied der Allianz Deutschland AG. Und ergänzt: „Dass die Deutschen im internationalen Vergleich beim Thema persönliche Versorgung bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit Platz vier belegen, stimmt allerdings positiv. Mehr als in anderen Ländern scheint sich hierzulande die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass private Vorsorge unerlässlich ist.“
 
Über den Allianz Zuversichtsindex
Basis des Allianz-Zuversichtsindex, einer gemeinschaftlich durchgeführten Studie der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim, sind repräsentative monatliche Befragungen mit je 500–1000 Interviewpartnern. Die insgesamt 2000 Interviews, die im zweiten Quartal 2008 in Deutschland durchgeführt wurden, erfassen jeweils sechs persönliche und gesellschaftliche Dimensionen der Zuversicht. Der Allianz Zuversichtsindex bildet den Durchschnitt dieser Zuversichten ab.
 
Die aktuellen Ergebnisse des Allianz Zuversichtsindex sowie Trends, die sich daraus ablesen lassen, werden der Öffentlichkeit in der Regel vierteljährlich vorgestellt. Im zweiten Quartal 2008 liegt der Durchschnittswert des Allianz Zuversichtsindex im Vergleich zum ersten Quartal 2008 stabil. Basis für die europäischen Befragungen waren Telefoninterviews in den Monaten Mai und Juni mit jeweils 1000 Befragten in den Ländern Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Österreich, Portugal, Russland, Spanien und der Türkei.








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