Studiosus Foundation e. V. fördert Pilotprojekt zur Ausbildung von Local Guides in Südathiopien
München – Bodi, Mursi, Hamar: Die archaische Lebensweise der indigenen Völker im Süden Äthiopiens ist beindruckend – und zieht immer mehr Reisende in ihren Bann. Für die Völker, die am Unterlauf des Omo-Flusses leben, ist diese Entwicklung zwiespältig. Einerseits profitieren sie vom wachsenden Interesse der Besucher an ihrer einzigartigen Kultur, und der Tourismus ist dabei für viele Familien mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle geworden. Andererseits verändert der zunehmende Kontakt mit der westlichen Zivilisation die traditionelle Lebensweise dieser Völker. In jüngster Zeit kommt es zudem vermehrt zu Missverständnissen zwischen Besuchern und Einheimischen, die einer behutsamen touristischen Entwicklung schaden könnten. So wird zum Beispiel das Gebiet der Mursi im Mago-Nationalpark vor allem deshalb besucht, um die Mursifrauen mit ihren Tellerlippen zu fotografieren. Die Frauen sind sich ihres Wertes als „Fotomodell“ durchaus bewusst und reagieren gelegentlich aggressiv, wenn sie aus ihrer Sicht kein gerechtes Entgelt für das Posieren bekommen. Für manche Reisende können solche Erlebnisse ebenfalls sehr unangenehm sein, denn fehlende Sprachkenntnisse stehen einer Verständigung im Weg. Doch was tun? Einen Ausweg aus dieser Situation verspricht ein neues nachhaltiges Tourismusprojekt des gemeinnützigen Vereins Studiosus Foundation e. V., das Begegnungen auf Augenhöhe zum Ziel hat. Der Abbau von Sprachbarrieren bei den Mursi und die Verbesserung der Kenntnisse des kulturellen Hintergrunds ihrer Besucher sind dabei die zentralen Ansatzpunkte für ein besseres Verständnis.
Praktische Erfahrungen durch Besuch von Studiosus-Gästen
Bei dem Projekt werden 17 junge Mursi, die ihre Schulzeit jüngst beendet haben, innerhalb eines Jahres zu Englisch sprechenden Local Guides ausgebildet. Die Leitung und Durchführung der Ausbildung, die Eckpfeiler eines größeren Vorhabens zur Erforschung und Verbesserung der touristischen Entwicklung im Omo-Tal ist, obliegt dem South Omo Research Center (SORC) in der Stadt Jinka. Studiosus Foundation e. V. unterstützt das Projekt mit insgesamt 10.000 Euro und finanziert dadurch die gesamte Ausbildung und den Unterhalt der Schülerinnen und Schüler sowie die Kosten für Lehrkräfte und Lehrmaterial. Unterstützt wird das Projekt auch vom Friedensdienst der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Äthiopien. Beim Projektstart im Juni 2012 wurden im SORC bereits erste Stunden abgehalten. Die jungen Mursi erhalten dabei immer Englischunterricht von einer Muttersprachlerin. Zu Beginn ging es zudem um Grundlegendes wie die Vorstellung der eigenen Person, das Alphabet, das Zahlensystem und die Uhrzeit. Ende Juni standen dann Führungen durch das kleine Museum der indigenen Völker des Omo-Tals, das in Gebäuden des SORC beheimatet ist, auf dem Lehrplan. Weitere Unterrichtsblöcke, die immer an Wochenenden stattfinden, folgen nach Ende der Sommerpause im September. In den Herbst- und Wintermonaten haben die jungen Mursi dann Gelegenheit, weitere praktische Erfahrungen zu sammeln, wenn insgesamt vier Reisegruppen des Veranstalters Studiosus das SORC während ihrer Äthiopienreise besuchen.
Foto: Edgar Delmont