Prognose: Deutliche Lohnsteigerungen und stabile Lage am Arbeitsmarkt. Ifo Institut: positive Perspektiven für die globale Reiseindustrie in 2014 – Ernüchterung bei Entwicklung aus den BRIC Staaten
Pisa/Berlin – Starker Rückenwind für die internationale Reiseindustrie: Der anhaltende konjunkturelle Erholungsprozess rund um den Globus wird der Reiseindustrie nach Einschätzung von Wirtschaftsforschern im kommenden Jahr weitere wesentliche Impulse verleihen. Zum Auftakt des 21. World Travel Monitor Forums sagte Dr. Gernot Nerb, Wirtschaftsexperte beim Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung, am Dienstag im italienischen Pisa: „Der Welt-Tourismus wird von der prognostizierten Wachstumsbelebung der Weltwirtschaft in Höhe von 2,8 Prozent sowie durchweg positiven Prognosen für sämtliche große Wirtschaftsräume zweifelsfrei profitieren. Das gilt auch für den Euroraum, wo nach zwei Jahren des wirtschaftlichen Rückgangs Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist.“ Bis auf Griechenland und Zypern würden in 2014 alle Euro-Länder mit einem Wachstum rechnen können, auch wenn es sich für Länder wie Italien und Slowenien nur um eine mehr oder weniger „schwarze Null“ handeln werde.
Während sich Reisende aus dem Euroraum aktuell über einen günstigen Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar freuen könnten, warnte Gernot Nerb allerdings vor möglichen mittelfristigen negativen Folgen für den Export. Der Wirtschaftsforscher: „Der Euro ist derzeit fundamental überbewertet. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt und der US-Dollar gegenüber dem Euro weiter an Boden verliert, könnte der Export in den Euro-Ländern Schaden nehmen. Insbesondere Länder wie Italien, deren Wettbewerbsfähigkeit nicht so stark ist, würden besonders betroffen“.
Zur Situation in Griechenland sagte der Wirtschaftsforscher: „Allein der Tourismus – auch wenn die Perspektiven für 2014 positiv sind – werden dem Land nicht helfen. Allerdings kann die Reiseindustrie einen sehr wichtigen Beitrag leisten, damit das Land wieder auf die Beine kommt.“ Ernüchterung ist nach Einschätzung von Gernot Nerb gegenwärtig bei der Betrachtung der sogenannten BRIC-Staaten eingetreten. „Derzeit blättert der Lack am „BRIC-Monument“ etwas ab, da Strukturprobleme und ein teilweiser Abzug von Auslandsgeldern diese Schwellenländer in ihrem Wachstum geschwächt haben. Ungeachtet dessen gehört den BRIC-Staaten die Zukunft: die Menschen aus diesen Ländern werden die weltweite Reiseindustrie künftig maßgeblich beeinflussen.“
Für das Reiseland Deutschland stehen die Chancen auf weiteres Wachstum nach Einschätzung von Gernot Nerb besonders gut: „Deutliche Lohnsteigerungen, weiterer Arbeitsplatzaufbau und ein gutes Konsumklima sind beste Voraussetzungen für steigende Reiseausgaben. Das gilt insbesondere dann, wenn sich – wie derzeit – das Sparen finanziell nicht lohnt“.
Die positiven Perspektiven für 2014/2015 überwiegen nach den Worten von Gernot Nerb aus heutiger Sicht eindeutig. Allerdings lasse sich nicht ausschließen, dass – sollten politische Fehler gemacht werden – eine Finanzkrise wieder aufflammen könnte.
An dem auf Einladung des Beratungsunternehmens IPK International initiierten und von der ITB Berlin geförderten World Travel Monitor Forum in Pisa präsentieren alljährlich über 50 Tourismus-Experten und Wissenschaftler aus aller Welt die aktuellen Statistiken und stellen die neuesten Trends im internationalen Tourismus vor.
Weitere Ergebnisse der von IPK International durchgeführten Trendumfragen von Januar bis August 2013, bzw. die Einschätzungen von 50 Tourismusexperten aus mehr als 20 Ländern und Kerndaten des World Travel Monitor, werden exklusiv von der ITB Berlin veröffentlicht. Die detaillierten Ergebnisse erscheinen Anfang Dezember im ITB World Travel unter www.itb-berlin.de. Die Jahresendergebnisse des World Travel Monitor von IPK International inklusive aktueller Ausblicke für das Jahr 2014 werden auf dem ITB Berlin Kongress von Rolf Freitag, Präsident IPK International, vorgestellt. Der World Travel Monitor basiert auf bevölkerungsrepräsentativen Interviews von jährlich über 500.000 Menschen in mehr als 60 Reisemärkten weltweit und wird seit nunmehr 20 Jahren kontinuierlich durchgeführt. Er gilt als größte kontinuierliche Studie zum globalen Reiseverhalten.
Foto: Edgar Delmont