Spielbereich und Sprachkurs: So sollen Flugreisen zukünftig aussehen


03 Mai 2016 [14:28h]     Bookmark and Share


Spielbereich und Sprachkurs: So sollen Flugreisen zukünftig aussehen

Foto: Carstino Delmonte


Umfrage zur Zukunft des Fliegens
Hamburg – Während sich viele Fluggesellschaften seit Jahrtausendbeginn immer mehr zu gierigen Kraken entwickeln, deren vorrangiges Ziel es zu sein scheint, den Passagier mit allen nur erdenklichen Zusatzgebühren für allerlei „Leistungen“ zu überziehen, haben Kunden offenbar noch die Vorstellungen aus dem letzten Jahrhundert, in dem Fliegen noch komfortabel und einfach – vor allem aber serviceorientiert und hofierend  – war.

Reisende wünschen sich eine Kinderbetreuung und bevorzugen sympathische Sitznachbarn. Das ist das Ergebnis der Umfrage „Die Zukunft des Fliegens“ eines Online-Reiseportals mit 8.378 Teilnehmern. Knapp 70 Prozent der befragten Frauen und Männer sind im Flugzeug für einen Kinder-Spielbereich. Damit auch Eltern künftig auf der Reise in den Familienurlaub entspannen können.

Für Airlinemanager dürfte allein dieses Ergebnis zur Lachnummer werden. Denn Platz an Bord ist Cash in der Kasse der Fluglinien. Jedes Flugsitzdesign, besonders der letzten 20 Jahre, zielte vor allem darauf ab mehr und mehr Zentimeter Platz zu gewinnen und den sitzenden Kunden abzunehmen. Ganz besonders in der Holzklasse. Der Sitzabstand wurde immer weiter reduziert, immer mehr „Kunden“ wurden in den engen Flugzeugrumpf gepfercht. Es wurden neue Klassen wie „Economy Premium“ erfunden, in denen ein bissl mehr Sitzabstand den Passagieren mit klaustrophobischen Angstzuständen gegen Bares ein Stück Freiheit offeriert wurde. Eine Spielecke einzurichten ist folglich allein wegen der Enge in Flugzeugkabinen illusorisch. Sollen dann noch Kabinenmitarbeiter als Spieltante engagiert werden, ist dies ein weiterer Kostenfaktor. Nicht umsonst hat erst kürzlich British Airways den jahrzehntealten Service der Beförderung für alleinreisende Kinder ersatzlos abgeschafft. „Zu teuer“, „Zuschußgeschäft“ war die Erkenntnis. Schließlich soll der Kunde Geld bringen, nicht verbrennen.

Anders sieht die Sache bei einem weiteren Ergebnis der Umfrage aus:  Jeder Zweite würde gerne einen Sprachkurs an Bord belegen. Mehr als die Hälfte der Befragten (M 51,4 % / F 55,6 %) hält einen Anfänger-Sprachkurs für eine sinnvolle Zeitbeschäftigung an Bord. So kann sich schon während des Fluges optimal auf das Reiseziel eingestimmt werden.

In diesem Punkt kommen manche Airlines des Kunden zumindest ein ganz kleines bischen entgegen. So werden in Bordbüchern gelegentlich Vokabellisten für die Zielortsprache angeboten. Allerdings darf das Angebot auch nicht zu üppig ausfallen denn ein lautes Vokabeltraining in den engen Kabinensitzen könnte die Sitznachbarn durchaus stören – umso mehr, je länger die Flugzeit ist. Schon die Möglichkeit an Bord telefonieren zu können, was ebenfalls den Geräuschpegel in der Kabine hebt, ist nicht bei allen Airlines möglich oder nur sehr begrenzt erwünscht. Singkurse – obwohl sicherlich gesund und stimmungsaufhellend – werden erst garnicht in Erwägung gezogen.

Mit einem Quiz, bei dem Freiflüge gewonnen werden können, würden sich 43,6 Prozent der Männer und 47,7 Prozent der
Frauen gerne die Zeit vertreiben. Die kostenpflichtigen Loskaufaktionen einiger Billigflieger scheinen also nicht auszureichen.

Nochmal die Beinfreiheit: Viele Reisende haben im Flugzeug einen favorisierten Sitzplatz (M 45 % / F 51,2 %), möchten aber nicht extra für diesen bezahlen. Wenn doch eine Gebühr für einen Platz gezahlt wird, ist es für mehr Beinfreiheit (M 23,8 % /F 14,5 %). Auch hier beweisen die Airlines, dass der Kunde nicht König ist sondern nur die Schatzkammer des Throns interessiert.

Das Bedürfnis nach einem entspannten Start in den Urlaub zeigt sich auch bei den offenen Antworten der Umfrage: Sympathische und rücksichtsvolle Sitznachbarn sind immer wiederkehrende Wünsche. Die Rücksichtnahme wird allerdings auch hier von den Transportunternehmen durch die engen Sitzplatzabstände und die zurückgestellten Rückenlehnen nicht wirklich ernst genommen. Platz ist Geld gilt auch in diesem Punkt.

Alkohol an Bord? Toiletten nur für Frauen? Uneinigkeit bei Männern und Frauen. Wenn es um die eigenen Wünsche geht, gibt es große Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Männer sind beispielsweise mit 41,4 Prozent gegen eine Regulierung von Alkohol an Bord. Unstimmigkeit herrscht dagegen bei den weiblichen Fluggästen: Bei längeren Flügen
sind 25,3 Prozent für eine Einschränkung, 24,4 Prozent für eine Regulierung des Alkoholkonsums auf Kurzstrecken und 21,5 Prozent stimmen für ein vollständiges Alkoholverbot. Erstaunlicherweise sind männliche Passagiere eher für Toiletten speziell für Frauen (22 %) als weibliche Passagiere (18,2 %).

Das geht garnicht: Stehplätze und singendes Bordpersonal  

Kostenpflichtige Toiletten im Flugzeug, Stehplätze auf Kurzstrecken und Raucherlounges – das möchten die Reisenden nicht an Bord sehen, wie die Umfrage zeigt. Auch Tiere finden keinen Zuspruch: Mehr als ein Drittel der Männer und 28,2 Prozent der Frauen sind gegen die Mitnahme von Tieren in der Passagierkabine. Dies allerdings mit dem Wissen, dass auch eine „Haustier-Ecke“ wohl niemals an Bord eines Fliegers eingerichtet werden wird. Allerdings sind bereits seit Beginn der Fliegerei Tiere wie Hund oder Katze bis zu einer bestimmten Größe durchaus in der Passagierkabine zugelassen.

Unterhaltung durch die Crew mit Gesang und Tanz findet ebenfalls keinen Anklang (M 5,6 % / F 6,2 %). Bei der Umfrage handelt es sich um eine europäische Befragung mit einer Teilnehmerzahl von 8.378 Personen, die durch das Online-Reiseportal Opodo durchgeführt wurde.









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