Klimaschutz ist für die Mehrheit der norddeutschen Mittelständler ein wichtiges Thema. Durchschnittlich 68 Prozent sind der Meinung, dass Klimaschutz für ihr Unternehmen sehr wichtig oder wichtig ist. Dennoch: Für viele ist der betriebswirtschaftliche Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen noch unklar.
In der Studie von IBM Global Business Services (GBS) sagten fast zwei Drittel der befragten Unternehmen, die noch nicht an Klimaschutzmaßnahmen arbeiten, dass sie selbst keinen finanziellen Vorteil für die Implementierung einer „grünen“ Strategie errechnen können. Auch hat sich erst etwa jedes zweite Unternehmen ausreichend über die Vorteile energiesparender IT im Unternehmen informiert. Im Rahmen der Studie hat IBM GBS gemeinsam mit dem Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und mit freundlicher Unterstützung der EHA – Energie-Handels-Gesellschaft mbH & Co KG über 500 mittelständische Unternehmen aus Norddeutschland zu den Themen Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit befragt.
In Umwelt- und Klimaschutz zu investieren ist nicht nur vorbildlich, sondern bietet zudem viele Möglichkeiten, Kosten zu sparen und das Geschäft voranzutreiben. Mittelständische Unternehmen in Norddeutschland sind sich laut IBM-Studie „Tickt der Norden grün?“ dieser Tatsache und auch der Relevanz des Themas bewusst: Über alle befragten Branchen und Unternehmensgrößen hinweg herrscht bei zwei Dritteln der Befragten Einigkeit darüber, dass Klimaschutz wichtig für ihr Unternehmen ist. Etwa 65 Prozent der Unternehmen arbeiten bereits an Maßnahmen zum Klimaschutz und fast zehn Prozent planen derzeit entsprechende Maßnahmen. Allerdings sind vor allem die hohen Energiekosten der Hauptgrund (95,7 Prozent), im Klimaschutz aktiv zu werden und hier intensiv nach Möglichkeiten zur Senkung des Energieverbrauchs zu suchen. Immerhin: Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen kennen den Stromverbrauch ihres Unternehmens, 74,6 Prozent wissen aber nicht, wie viel davon ihre – oft sehr energieintensiven – IT-Systeme verursachen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen, die bereits an Klimaschutzmaßnahmen arbeiten, wollen dadurch zudem ihr Image in den Medien, bei Kunden und bei ihren Partnern verbessern.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist unklar
Eine der größten Hürden für das Ergreifen von Klimaschutzmaßnahmen ist relative Unkenntnis: Für 65,9 Prozent der befragten Mittelständler, die noch keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen haben, ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Klimaschutzmaßnahmen nicht eindeutig ersichtlich. Diese können keinen finanziellen Vorteil oder ihren Return on Investment (ROI) bei der Implementierung einer „grünen“ Strategie errechnen. „Wahrscheinlich wären bereits sehr viel mehr Unternehmen ‚grün’, wenn sie über alle Möglichkeiten und Vorteile, die sich dadurch für sie ergeben können, Bescheid wüssten, sagt Patrick Kramer, Senior Managing Consultant Strategy & Change von IBM Global Business Services. „Erst etwa jedes zweite von uns befragte Unternehmen hat sich zum Beispiel ausreichend über die Vorteile energiesparender IT im Unternehmen informiert und erst bei 20 Prozent sind solche Lösungen bereits im Einsatz.“
Unterstützung von der Politik gefordert
Um ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, verlangen die befragten Mittelständler mehr Unterstützung und Aufklärung durch die Politik (43 Prozent) und wünschen sich zudem Hilfestellung durch externe Dienstleister (24,2 Prozent). Auf die Frage, wie die Unterstützung durch die Politik konkret aussehen soll, wünschen sich 26,2 Prozent mehr Subventionen, 17,3 Prozent fordern steuerliche Begünstigungen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass 73 Prozent der befragten Unternehmen die staatlichen Umwelt- und Klimaschutzförderprogramme nicht kennen. Und nur 6,9 Prozent der Studienteilnehmer haben sich bisher erfolgreich um Fördermittel beworben.
Über die Studie:
Die Befragung hat IBM in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn von März bis April 2008 durchgeführt. Mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews (CATI) und einem strukturierten Fragebogen wurden insgesamt 505 zufällig ausgewählte mittelständische Unternehmen zwischen zehn und tausend Mitarbeitern aus Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen) befragt. Interviewpartner waren Geschäftsführer oder dessen direkter Vertreter. Die Unternehmen kamen überwiegend aus den Branchen Industrie und Produktion, Logistik und Verkehr sowie dem Groß- und Einzelhandel.