Code of Conduct: Kampf gegen Kindersextourismus in Europa
Im Kampf gegen Kindersextourismus engagiert sich die Berliner Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, ECPAT Deutschland e.V. nachhaltig. Unterstützung erfährt die Initiative auch vom Hotelkonzern Accor, der sich als globaler Unterkunftsanbieter in der Verpflichtung sieht.
Berlin – Wer das Wort Sextourismus hört, denkt häufig zuerst an Länder wie Thailand, Kambodscha oder die Philippinen. Dies sind Länder in denen die Einnahmen des Sextourismus einen gewaltigen Anteil zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern und fester Bestandteil der Gesellschaft sind. Insbesondere Touristen aus den reichen Ländern wie beispielsweise den USA, Deutschland oder Japan fliegen in weit entfernte Länder um günstigen Sex mit exotischen Prostituierten zu haben, ohne das Nachbarn, Verwandte oder Freunde etwas davon erfahren.
In den gleichen Ländern ist auch Kindersextourismus weit verbreitet. Männer, auf der Suche nach bezahlbarer Jungfräulichkeit, Exotik und günstigen Preisen nutzen die Möglichkeit in entfernte Länder zu reisen und dort Sex mit Kindern und Jugendlichen zu haben.
Wer jedoch denkt Kindersextourismus existiere nicht auch in Europa, liegt weit daneben. Mechtild Maurer, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, ECPAT Deutschland e.V., sagt: “Der Strom der Pädosexuellen in Europa hat erst in Amsterdam angefangen, sich in Prag gefestigt und ist jetzt leider auch in Berlin angekommen.” Grund sei, dass die Stadt “sehr vital” ist “und es hier alle Möglichkeiten” gebe, erklärt Maurer.
Mittlerweile werden weltweit jährlich mehrere Milliarden Dollars an Kinderprostitution und Kinderpornografie verdient. Ein wesentliches Problem sei, “dass die Verbrechen global geschehen, die Ermittlung aber an den Landesgrenzen aufhört, wenn nicht gerade bilaterale Ermittlungen zwischen Ländern stattfinden”, so Maurer.
Außerdem werde die “sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus immer ausgefeilter und versteckter” und umfasst “auch im Tourismus mehrere Formen der Ausbeutung”, fügt sie hinzu.
Dies ist nicht nur ein asiatisches, sondern auch ein europäisches Problem. Erst kürzlich berichtete die Welt über einen als Hilfsorganisation getarnten Pädophilen-Ring aus Berlin, der Haiti-Waisen nach Deutschland eingeschleust haben soll. Die eingeschleusten Kinder sollen in Deutschland an Kinderschänder vermittelt worden sein. So lautet zumindest der Vorwurf, dem derzeit das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft nachgehen.
Um ein deutliches Zeichen gegen Kindesmissbrauch im Tourismus zu setzen wurde 1996 in Stockholm der Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus, als Teil eines umfassenden Aktionsprogramms, verabschiedet. Er ist Beitrag der Reisebranche, die sich mit ihrem Aktionsprogramm für einen globalen Ethik-Kodex in der Branche einsetzt.
“Mit dem “Childprotection Code” können Tourismusunternehmen nachhaltig soziale Verantwortung zeigen”, so Matthias Leisinger, Vorstandsvorsitzender der Organisation “The Code.org”.
Die Organisation arbeitet eng mit ECPAT zusammen und wird durch UNICEF finanziert. Immer mehr Unternehmen aus der Tourismusbranche unterzeichnen den Kodex und zeigen damit Verantwortung. Ein positiver Trend, denn durch die Unterschrift verpflichten sich die Unternehmen bestimmte Kriterien zu erfüllen. Unter anderem zählt dazu die Sensibilisierung des Themas bei Reisenden und Gästen, so wie bei den eigenen Angestellten und Mitarbeitern. Für diese werden weltweit Schulungen durchgeführt, um Kindesmissbrauch leichter erkennen und vorbeugen zu können. Außerdem muss es ein eindeutiges Leitbild geben, welches sich gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern ausspricht. Jedes Jahr muss eine Berichterstattung erfolgen, um Erfolge, oder auch Misserfolge auszuwerten. Überprüft wird das ganze von The Code.org.
Am Donnerstag hat auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Accor Hotelgruppe, Peter Verhoeven, den “Code of Conduct” unterschrieben. “Als führender Hotelbetreiber weltweit ist sich Accor seiner großen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst. Der Schutz unserer Kinder ist fest im Nachhaltigkeitsprogramm von Accor verankert und somit wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie”, so Verhoeven.
Letztendlich kommt es aber auf jeden Reisenden an, die Augen offen zu halten und Kindesmissbrauch zu melden, oder bei Verdachtsfällen zumindest darauf hinzuweisen. Die Anstrengung von Unternehmen ist löblich. Effektiv bekämpfen kann man Kindesmissbrauch jedoch nur, wenn die Gesellschaft aufmerksam ist und es neben einer öffentlichen Debatte auch Handlungen gibt, die es für Täter immer riskanter werden lassen Kinder zu missbrauchen. / Red. Stefan Czimmek