Air Berlin: Wesentliche strategische Entscheidungen in 2010


28 Mrz 2011 [09:15h]     Bookmark and Share


Air Berlin: Wesentliche strategische Entscheidungen in 2010

Air Berlin: Wesentliche strategische Entscheidungen in 2010


Deutsche Airline will mit oneworld weiter wachsen. Umsatz stieg auf 3,72 Mrd. Euro, Passagierzahlen auf 33,6 Millionen. Nettoverschuldung um weitere 84,9 Mio. Euro reduziert – negatives EBIT von 9,3 Mio. Euro.

Berlin – Air Berlin wird sich im laufenden und kommenden Jahr intensiv für die im Frühjahr 2012 vorgesehene Mitgliedschaft in der internationalen Luftfahrtallianz oneworld vorbereiten, ihr Angebot im Interkontinentalverkehr erhöhen und ihr Geschäft im osteuropäischen Raum strategisch ausbauen. Hauptabsatzmarkt bleibt Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie der Einzugsbereich ihres großen Drehkreuzes in Palma de Mallorca (Spanien). airberlin erwartet deshalb für 2011 einen weiteren Anstieg der Zahl ihrer Passagiere und eine Umsatzsteigerung. CEO Joachim Hunold sagte dazu auf der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens am Donnerstag in Berlin: „Mit dem Ertragsverlauf des Jahres 2010 können wir nicht zufrieden sein. airberlin hat sich aber durch wesentliche strategische Weichenstellungen auf die Zukunft vorbereitet.“ Dazu zählte Hunold die Vereinbarung über die Mitgliedschaft bei oneworld, die Aufstockung der Beteiligung an der NIKI Luftfahrt GmbH und deren Vollkonsolidierung. „Die oneworld Entscheidung ist eine der bedeutendsten strategischen Schritte in der Geschichte von airberlin, und mit NIKI eröffnen sich für uns attraktive Wachstumschancen insbesondere im osteuropäischen Raum“, sagte Hunold.

Im Vergleich zum Vorjahr hat die Air Berlin PLC 2010 ihren Umsatz um 1,1 Prozent auf 3,72 Mrd. Euro (Vorjahr: 3,68 Mrd. Euro – immer mit TUIfly City-Strecken und ab Juli 2010 NIKI Luftfahrt GmbH) und die Zahl ihrer Passagiere um 3,8 Prozent auf 33,6 Mio. erhöhen können und damit einen neuen Passagierrekord verbucht. Trotzdem blieb das Ergebnis durch strenge Winter in Europa und die infolge des isländischen Vulkanausbruchs erfolgte tagelange Luftraumsperrung, aber auch durch den Fluglotsenstreik in Spanien und die Ankündigung von Streikmaßnahmen bei der Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG hinter den Erwartungen zurück. Das EBITDAR (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Leasingkosten) stieg dennoch von 607,1 Mio. Euro auf 618,5 Mio. Euro. Das EBIT (operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern) reduzierte sich dagegen von 29 Mio. Euro auf -9,3 Mio. Euro. Das Finanzergebnis hat sich von -59,3 Mio. auf -133,3 Mio. abgeschwächt, das Eigenkapital geht von 610 Mio. Euro auf 505,3 Mio. Euro zurück. Als Grund nannte airberlin Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer den Rückkauf des größten Teils einer im August 2009 begebenen Wandelanleihe. „Durch diese Transaktion haben wir die Verwässerung des Vermögensanteils unserer Aktionäre vermieden, und unsere Finanzierungskosten werden sich bis 2014 um rund 76 Mio. Euro verringern“, sagte Hüttmeyer. Auch ihre Nettoverschuldung hat airberlin um weitere 84,9 Mio. Euro (15 Prozent) reduziert. Das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr 2010 beläuft sich auf -141,6 Mio. Euro nach -29,5 Mio. Euro in 2009.

Vorbereitungen auf oneworld

„Die Einladung von oneworld an airberlin, im kommenden Jahr Mitglied der internationalen Airline-Allianz zu werden, schafft die Voraussetzungen für den Anschluss an weitere wichtige Märkte wie Nordamerika, Russland sowie Fernost und damit weiteres stabiles Wachstum“, sagte Hunold. airberlin bereitet sich daher intensiv auf den im nächsten Jahr geplanten Beitritt vor. Dazu zähle, so der airberlin CEO, bereits ab Sommer 2011 die Erweiterung des Angebots im Interkontinentalverkehr, wie die Erhöhung der Frequenzen nach San Francisco, Los Angeles, Florida, New York und Vancouver. Weitere Beispiele sind die bilateralen Kooperationsvereinbarungen zum Sammeln und Einlösen von topbonus Meilen auf allen anrechenbaren Flügen im oneworld Netz und ein erweiterter Zugang zu Airport-Lounges der oneworld Partner ebenso wie bilaterale Abkommen mit den Partner-Airlines zur Durchführung von Flügen unter gemeinsamer Flugnummer. Solche Codeshare-Abkommen wurden bereits mit American Airlines, Finnair und S7 abgeschlossen; mit Britishttp://pressebox.org/agentmenu/newnachrichth Airways und Iberia befindet sich airberlin derzeit in Verhandlungen, die gute Fortschritte machen.

Vollkonsolidierung von NIKI Luftfahrt GmbH

Im Juli 2010 hat die Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG weitere 25,9 Prozent der Anteile an der NIKI Luftfahrt GmbH von der Privatstiftung Lauda erworben und dadurch ihre Beteiligung an der NIKI Luftfahrt GmbH von 24 Prozent auf 49,9 Prozent aufgestockt. Die NIKI Luftfahrt GmbH wird seitdem in der airberlin group vollkonsolidiert. Sie wird ein rechtlich selbstständiges Unternehmen mit eigener Geschäftsführung bleiben. Hunold: „Die Erhöhung der Beteiligung war nach Jahren der erfolgreichen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit NIKI eine logische Weiterentwicklung. Durch NIKI haben wir den Markt Österreich komplett erschlossen und damit das eigene Netz sinnvoll ergänzt und verbreitert. NIKI´s Heimatflughafen Wien entwickelt sich immer mehr zu einem weiteren wichtigen Drehkreuz unserer Gruppe.“

Mehr Geschäftskunden und mehr Komfort 

„airberlin profitiert von der Erholung der Geschäftskunden-Reisen“, erklärte airberlin Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. In einem harten Wettbewerbsumfeld habe airberlin die Zahl der Firmenverträge erneut steigern können auf jetzt 1.441, ein Plus von 286 gegenüber 2009. Für kleine und mittelständische Unternehmen ab drei festangestellten Mitarbeitern habe airberlin zudem vor einem Jahr ein Corporate Programm eingeführt, die business points, für das sich bis Ende 2010 bereits 5.942 Firmen angemeldet haben. Hunold: „airberlin etabliert sich damit zunehmend auch als Business Carrier.“ Dazu trage auch die wachsende Zahl von Teilnehmern am Frequent Flyer Programm, topbonus, bei. Seit April 2006 konnte airberlin die Teilnehmerzahl um 44 Prozent auf jetzt mehr als 2,4 Millionen steigern.

airberlin wird den Komfort auf ihren Langstreckenflügen ab November 2011 weiter verbessern und ihre komplette Airbus A330-200 Flotte mit neuen Sitzen für die Business und Economy Class ausstatten. Auch das Inflight Entertainment System wird in beiden Klassen erneuert. Die neuen Sitze sowie das Bordunterhaltungsprogramm werden sukzessive in die Kabine der Langstreckenflotte eingebaut.

Integration der LTU

Die Integration der LTU wird planmäßig zum 1. April 2011 erfolgen. Dabei wird der Flugbetrieb von LTU in airberlin aufgehen, und die Instandhaltungen in Berlin, Düsseldorf und Köln in der airberlin technik zusammengefasst. „Wir haben das Einverständnis der Arbeitnehmervertretungen und die Genehmigung der Behörden. Wir rechnen mit spürbaren Einsparungen durch reduzierte Komplexität, Abbau von Doppelstrukturen und Vereinfachung der Arbeitsabläufe“, sagte Hunold. Die LTU-Integration ist Teil des neuen Programms „Accelerate 2012“. Dieses Effizienzprogramm basiert auf den Säulen Erlösverbesserung, Kapazitätsanpassung und Kostensenkung.

Prognose für Air Berlin

Für 2011 erwartet airberlin einen Anstieg der Zahl der Passagiere um vier bis fünf Prozent bei gleichzeitiger Steigerung des Sitzladefaktors und einer Steigerung des Umsatzes. „Das laufende Geschäftsjahr 2011 hat für uns zunächst wieder neue Belastungen sowohl beim Umsatz als auch bei den Kosten gebracht“, sagte Hunold. Als Grund nannte er die politischen Umwälzungen in Tunesien und Ägypten: „Als Marktführer in Ägypten wurden wir von den Flugausfällen und den zurückgegangenen Buchungszahlen am härtesten getroffen.“ Im Zuge der politischen Unsicherheiten haben zudem die Treibstoffpreise massiv angezogen. Diese Zusatzbelastungen wird airberlin über Treibstoffzuschläge weitergeben. Als weiteres Risiko nannte Hunold die Luftverkehrssteuer, die den Preisdruck in Deutschland erhöhe und zu einer in ihrem Ausmaß schwer zu prognostizierenden Veränderung des Nachfrageverhaltens führe. Dagegen stünden die positiven Signale, wie Wirtschaftswachstum, sinkende Arbeitslosigkeit, Anstieg der Geschäftskunden-Reisen und günstigeres Konsumklima. „Ich gehe davon aus, dass wir 2011 ein positives operatives Ergebnis erreichen können, wenn die Rahmenbedingungen sich nicht noch weiter verschlechtern“, sagte Hunold.

 

Foto: Carstino Delmonte









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