Von vielen wird Brasilien als „traumhaft“ bezeichnet aufgrund seines breiten touristischen Angebots. Für manche Ur-Einwohner ist das Leben jedoch eher „traumatisch“. Nun wurden endlich Verbrechen an Guarani-Einwohnern verfolgt. Der Fall wurde von einem Staatsanwalt als „wichtiger Meilenstein“ beschrieben.
Brasilia – Im nördlichen Regenwald Brasiliens und im südlichen Venezuela leben noch Ureinwohner des Indianerstamms „Gaurani“. Über einen langen Zeitraum wurden diese Menschen von vielen aufgrund ihrer – nach westlichem Verständnis – rückständigen Lebensweise belächelt oder gar als eine Art Menschen zweiter Klasse betrachtet. Mißhandlungen und andere Verbrechen an diesen Einwohnern waren nicht selten.
Nun wurden sechs Männer wegen des Mordes an zwei Guarani-Indianern vor Gericht gestellt. Die beiden Guarani wurden 2009 im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul ermordet.
Genivaldo Verá und Rolindo Verá von der Gemeinde Y’poi wurden bei einem bewaffneten Übergriff getötet. Ihre Gemeinde hatte versucht ihr Land wieder einzunehmen, das von einem Rancher besetzt war.
Brasiliens Staatsanwaltschaft erklärte, dass Rancher und Politiker unter den Angeklagten sind. Die Angeklagten müssen sich unter anderem wegen Mordes, Verstecken einer Leiche, Benutzung einer Handfeuerwaffe und Körperverletzung an einer älteren Person verantworten.
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Einer der Angeklagten, Viehzüchter Firmino Escobar, machte bereits 2010 Schlagzeilen, als er eine Guarani-Gemeinde in Y’poi auf ihrem Land einkesselte und ihnen den Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung abschnitt.
Survival International veröffentlichte damals eine Audioaufnahme, in der Escobar einer inkognito Survival-Mitarbeiterin verbietet das Gebiet zu betreten. Er behauptet darauf auch fälschlicherweise, dass auf dem Land keine Guarani sind.
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob noch gegen weitere Personen Ermittlungen eingeleitet werden, die in die tödlichen Übergriffe 2009 verwickelt sein könnten.
Gegenüber Survival erklärte ein Guarani der Y’poi-Gemeinde: „Das sind wirklich gute Nachrichten. Darauf haben wir gehofft.“
Guarani-Gemeinden werden regelmäßig Opfer von Übergriffen durch bewaffnete Männer der Rancher, die sie von ihrem angestammten Land vertreiben wollen. Die Täter werden selten festgenommen.
Staatsanwalt Thiago dos Santos Luz beschrieb die Entscheidung Anklage zu erheben, als wichtigen Schritt „im Kampf um den effektiveren Schutz der fundamentalen Rechte der Guarani in Mato Grosso do Sul, die Opfer ständiger Gewalt sind.“
2011 war eines der bisher wenigen Male, dass ein Mord an einem Guarani vor Gericht verhandelt wurde. Damals ging es um den Mord an Marcos Veron, einem international bekannten Guarani-Anführer, der 2003 zu Tode geprügelt wurde.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Diese Entwicklung ist ermutigend. Aber die brasilianische Regierung darf nicht vergessen, dass viele weitere Todesfälle unter den Guarani nicht untersucht werden. Rancher haben die Guarani viel zu lange ungestraft angreifen können – den Guarani sollte nicht der Tod drohen, weil sie Land bewohnen wollen, das rechtmäßig ihres ist.“
Foto: Survival International