Versicherer müssen jederzeit größere Geldsummen kurzfristig verfügbar halten. Die Allianz Gruppe hat einen gemeinsamen „Cash Pool“ für den Euroraum eingeführt. Dadurch erhalten die beteiligten Gesellschaften einen größeren Spielraum und erzielen bessere Erträge.
Es ist meist später Vormittag, wenn Herbert Höflich, Leiter des Cash Managements bei der im Juli 2007 neu gegründeten Einheit Allianz Investment Management SE (AIM), vor seinem Bildschirm sitzt und die zahlreichen Bewegungen des Cash Pools beobachtet. Auf seinem Schirm erscheinen überwiegend Millionenbeträge: zehn Millionen Euro, 15 Millionen Euro – oft ist es noch bedeutend mehr. Das geht so bis zur Mittagszeit. An manchen Tagen, speziell am Monatsanfang, übersteigt die Tagesgesamtsumme die Milliardengrenze.
Was beim Blick ins eigene Portemonnaie als unvorstellbarer Betrag erscheint, ist für die Finanzplaner im Versicherungsgeschäft nur der Tagesrest: Versicherungsprämien und Cash Flow aus den Kapitalanlagebeständen werden zunächst als Barmittel angelegt, bevor sie längerfristig investiert oder für Schadenzahlungen, Personalkosten und andere Auszahlungen verwendet werden. Speziell am Jahresanfang erreicht der Cash Pool seinen Höchststand.
Eine Projektgruppe, in der Manager aus den Treasury-Abteilungen von Allianz Deutschland, RAS (Italien) und Allianz Elementar (Österreich) zusammenarbeiteten, sann auf Abhilfe. Durch die bedeutend größeren Anlagevolumina sollen nicht nur bessere Konditionen erzielt werden. Außerdem möchte man den Anteil des kurzfristig verfügbaren Geldes in den Portfolien der Gesellschaften möglichst gering halten; mit langfristigen Strategien erzielt man höhere Erträge.
„Wenn Sie auf einen großen gemeinsamen Cash Pool zurückgreifen können, haben Sie in Ihrer individuellen Planung einfach mehr Spielraum“, erklärt Daniel Wichels, Leiter des Teilprojekts Planungs- und Investitionsoptimierung. „Das größere Anlagevolumen erlaubt, mehr Geld mit langfristigem Anlagehorizont zu investieren.“ Angelegt wird dabei ausschließlich in qualitativ sehr hochwertige Anlagen im kurzfristigen Bereich.
Wichtig für das Gelingen des Projektes war vor allem, dass man auf bestehendes Know-how in der Gruppe zurückgreifen konnte. So wurde zum Beispiel die technische Plattform des deutschen Cash Pools mit relativ wenig Aufwand zur Basis für die europäische Plattform ausgebaut. „Ohne die bereits vorhandene Infrastruktur und die Kompetenz der Kollegen hätte die Umsetzung sicher ein bis zwei Jahre länger gedauert“, sagt Heinz Schüle, verantwortlich für die Einführung des Modells unter anderem in Österreich und Italien.
Ebenso wichtig ist die aktive Nutzung der Investmentkompetenz in der Allianz Gruppe. „Die Marktmacht des großen Pools ermöglicht Anlagemöglichkeiten, wie sie selbst großen Einzelgesellschaften nicht zur Verfügung stehen“, so Thomas Finkenzeller, Portfoliomanager bei Allianz Global Investors und zuständig für die Anlageseite.